Künftig soll es zwei Kategorien geben. Gentechnisch veränderte Lebensmittel, bei denen weniger gravierende Eingriffe vorgenommen wurden, sollen auch ohne spezielle Prüfung und ohne Kennzeichnung den Weg in den Supermarkt finden.<h3> Was heißt das für Verbraucher?</h3>Wenn die neuen Vorgaben vom EU-Parlament und den EU-Staaten bestätigt worden sind – was normalerweise als Formsache gilt – können Verbraucher künftig nicht mehr auf den ersten Blick erkennen, ob sie durch moderne Gentechnikverfahren veränderte Lebensmittel essen.<BR /><BR />Wer die neuen Züchtungsmethoden auch künftig nicht auf dem Teller haben will, kann sich an dem Label „Ohne Gentechnik“ bzw. „non-GMO“ orientieren. Das soll laut dem dahinterstehenden Verband auch künftig Gentechnikfreiheit garantieren.<BR /><BR />Gentechnikfrei soll in Zukunft auch weiterhin die Biolandwirtschaft bleiben. Jedoch soll es laut Parlament kein Verstoß darstellen, wenn es um ein „technisch unvermeidbares Vorhandensein“ von Gentechnik geht. Eine Kennzeichnungspflicht für Saatgut soll es ermöglichen, weiterhin gentechnikfrei zu arbeiten. Der Lebensmittelhändler Rewe teilte mit, man sehe die Entscheidung kritisch und prüfe mögliche Auswirkungen.<h3> Wie sieht es mit der Produktsicherheit aus?</h3>Neue Sorten unterliegen weiter der gesetzlich geregelten Sortenprüfung und -zulassung. Sprich: Komplett ungeprüft kommen auch künftig gentechnisch veränderte Pflanzen nicht auf den Markt. Denn auch bei herkömmlichen Züchtungsmethoden gibt es Risiken.<BR /><BR />Eines der bekanntesten Beispiele ist die konventionell gezüchtete Lenape-Kartoffel. Sie enthielt einen erhöhten Gehalt von in Kartoffeln natürlich vorkommenden giftigen Glykoalkaloiden, nachdem eine schädlingsresistentere Wildkartoffel eingekreuzt wurde. Die Sorte musste wieder vom Markt genommen werden.<h3> Wie sind die Verfahren bisher geregelt?</h3>Unter das EU-Gentechnikrecht fallen unter anderem Methoden, bei denen artfremde Gene in eine Pflanze eingebracht werden – etwa Gene aus einem Bakterium in Mais. Diese sogenannte Transgenese fällt unter die strengen Zulassungsregeln und muss deklariert werden. Zudem gehört dazu ein gesondertes Zulassungsverfahren mit Risikoprüfung, das in der Praxis mehrere Jahre dauert. Das soll auch weiterhin der Fall sein. Ausgenommen sollen künftig gentechnisch veränderte Pflanzen werden, bei denen deutlich kleinere Eingriffe vorgenommen wurden.<h3> Welche Vorteile kann Gentechnik bieten?</h3>Viele Forscher sehen enormes Potenzial. So besteht die Hoffnung, etwa eine Weizensorte zu entwickeln, die gegen die Pilzkrankheit Mehltau resistent ist. Aber auch stressresistente Maispflanzen oder allergenfreie Erdnüsse sind denkbar. Befürworter erhoffen sich auch positive Effekte durch besonders widerstandsfähige Pflanzen mit Blick auf Hunger und Klimakrise.<BR /><BR />Zudem erwarten Befürworter, dass europäische Landwirte wettbewerbsfähiger werden. In anderen Ländern gelten bereits schwächere Regeln für moderne Gentechnikverfahren. Darüber hinaus erhofft man sich durch resistentere Sorten einen geringeren Einsatz von Pestiziden. Theoretisch kann Pflanzen aber auch eine höhere Toleranz gegen Unkraut- und Insektenvernichter angezüchtet werden, was einen höheren Einsatz der Pflanzenschutzmittel ermöglichen würde.<h3> Was bemängeln Kritiker?</h3>Unter anderem steht die Befürchtung im Raum, dass neue Gentechnik-Methoden weitreichend genutzt werden – also für deutlich mehr als Veränderungen, die auch herkömmlich entstehen könnten.<h3> Wie fallen die Reaktionen aus Südtirol aus?</h3>Südtirols Landwirtschaftslandesrat Luis Walcher begrüßt die Einigung grundsätzlich, mahnt aber zur Vorsicht – insbesondere beim Saatgut. Wichtig sei, „die Entwicklung abzuwarten und gut zu beobachten“, betont er, zumal die neuen Sorten weiterhin denselben Sicherheitsvorgaben unterliegen wie klassisch gezüchtete Pflanzen. Walcher verweist zudem auf mögliche Vorteile: widerstandsfähigere Pflanzen, weniger Pflanzenschutzmittel, mehr Robustheit gegenüber Klimaextremen.<BR /><BR />Eine eher fachliche Einordnung kommt vom Versuchszentrum Laimburg. Direktor Michael Oberhuber erinnert daran, dass etwa mittels CRISPR/Cas veränderte Pflanzen nicht von natürlich gezüchteten Sorten zu unterscheiden sind. Die Laimburg sieht in den neuen genomischen Techniken grundsätzlich ein Werkzeug, um Pflanzen gezielter an agronomische und klimatische Herausforderungen anzupassen – immer unter der Voraussetzung klarer Prüfstandards.