Dienstag, 27. Juni 2023

Gerry Weber will Filialen schließen: Südtirol wohl nicht betroffen

Der angeschlagene deutsche Bekleidungshersteller Gerry Weber will ein Gros seiner Geschäfte in Deutschland in schließen. Insgesamt 122 der derzeit noch 171 eigenen Stores und Outlets sollen heuer bis Ende September im Zuge der Sanierungsbemühungen aufgegeben werden, teilte das Unternehmen mit. Auf STOL-Anfrage, ob auch Filialen in Südtirol betroffen seien, hieß es von einer Sprecherin, dass die Schließpläne „im größeren Stil“ ausschließlich den deutschen Markt beträfen.

Die Modebranche leidet derzeit unter einbrechendem Absatz: Das sagt auch hds-Präsident Philipp Moser. Von Gerry-Weber-Schließungsplänen in Südtirol weiß er nichts.

Gleiches gelte für die Filialen in Österreich, wie die Nachrichtenagentur APA meldet.

In Deutschland fallen rund 350 Vollzeitarbeitsplätze weg. Weitere 75 Stellen sollen in den Zentralbereichen in Halle (Westfalen) gestrichen werden.

Der Modehersteller werde sich in Zukunft wieder verstärkt auf das Großhandelsgeschäft konzentrieren und damit zu seinen Wurzeln zurückkehren, sagte Firmenchefin Angelika Schindler-Obenhaus. Im Filialgeschäft werde sich das Unternehmen auf den gesunden Kern beschränken und alle defizitären Standorte in Deutschland schließen.

Der vor mehr als 10 Jahren eingeschlagene Kurs, immer mehr eigene Läden zu eröffnen, habe sich als nicht marktgerecht und zukunftsfähig erwiesen. Für den Stellenabbau seien bereits ein Interessenausgleich und ein Sozialplan mit dem Betriebsrat vereinbart worden.

Südtirol: Gerry-Weber-Outlet am Brenner

Die Marke Gerry Weber ist in Südtirol in einigen Geschäften vertreten. Im Outlet-Center am Brenner gibt es einen eigenen Gerry-Weber-Outlet-Shop. Auf die Frage, ob auch dieses Geschäft von den Maßnahmen betroffen sein werde, antwortet eine Unternehmenssprecherin: „Die in der Pressemitteilung genannten Maßnahmen beziehen sich ausschließlich auf den deutschen Markt. In allen anderen Märkten sind keine Filialschließungen in größerem Stil geplant.“

Der Präsident des Handels- und Dienstleistungsverbandes Südtirol (hds), Philipp Moser, hat derzeit noch keine Informationen zum Thema. „Die Inflation macht den Modegeschäften zu schaffen: Große Modemarken haben ein Absatzproblem – in Deutschland noch viel mehr als hierzulande.“

„Schließungen ohne Alternative“

Der vom Amtsgericht Essen im Zuge des Verfahrens bestellte Sanierungsexperte Stefan Meyer betonte, der jetzt eingeschlagene Kurs sei „ohne Alternative, um den erhaltenswerten Kern von Gerry Weber zu schützen und den Konzern für die Zukunft robust, belastbar und auf finanziell solidem Fundament im Markt zu platzieren“.

Die Gerry Weber International AG hatte im April beim Essener Amtsgericht die Einleitung eines Sanierungsverfahrens nach dem Gesetz über den Stabilisierungs- und Restrukturierungsrahmen für Unternehmen (StaRUG) beantragt. Die Gerry Weber Retail GmbH, in der das Filialgeschäft gebündelt ist, hatte kurz darauf Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt. Das Insolvenzverfahren wurde am Montag eröffnet.

Erst vor gut 3 Jahren hatte Gerry Weber schon einmal mithilfe eines Insolvenzverfahrens vor dem Aus gerettet werden müssen.

Mutter der österreichischen Gerry Weber GmbH ist die Gerry Weber International AG in Halle. Zuletzt (2021) gab es laut FirmenCompass 26 Niederlassung und gut 130 Mitarbeitende in Österreich. Am Höchststand Mitte der 2010er-Jahre waren es gut 300 gewesen. Zur Austro-Tochter gehört die Gerry Weber Italia SRL.

apa/kn

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