In Südtirol gibt es knapp über 150 Tankstellen. Einige von ihnen stehen derzeit verwaist da: „Es ist nur ein kleiner Prozentsatz, in absoluten Zahlen betrifft es wenige, die zusperren mussten. Aber wenn eine Tankstelle an einem strategischen Ort geschlossen wird, kann die nächste unter Umständen ziemlich weit weg sein“, sagt Christine Walzl. „Es gibt die Tendenz, dass es bei der Erneuerung der Pachtverträge Schwierigkeiten gibt. Das kann ich bestätigen.“<h3> Ob Benzin 1,70 oder 2,50 Euro kostet – für den Pächter bleiben 3 Cent</h3>Der Treibstoff war in den vergangenen Monaten so teuer wie nie. Zwar ist der Benzinpreis im Sommer wieder unter die 2-Euro-Grenze gesunken – für die Pächter ändert das aber nichts. „Es ist den Kunden schwer zu vermitteln, wie hart es die Pächter trifft. Die Pachtverträge mit den Erdölgesellschaften laufen normalerweise 6 Jahre – vor 6 Jahren gab es weder Covid noch die Energiekrise. Die Situation für die Pächter ist sehr belastend. Man müsste bei den Verträgen nachbessern. Die Dachverbände versuchen es, aber der Wille der Erdölgesellschaften dazu ist eher gering.“<BR /><BR /><embed id="dtext86-56837022_quote" /><BR /><BR />Die Schwierigkeiten der Pächter sind aber vielfältiger: „Ein Faktor ist die Schwierigkeit, eine Tankstelle wirtschaftlich zu betreiben. Letzthin besorgt das Thema der Kartenzahlungen sehr: Wenn ich mir in einem Geschäft schöne Herbststiefel kaufe und dafür 200 Euro mit Karte zahle, kann der Kaufmann die 2 bis 2,5 Prozent Transaktionskosten relativ gut kompensieren. Auf die Tankstellenbetreiber hat das andere Auswirkungen: Ihre Marge liegt bei 3 Cent pro Liter Benzin – egal, ob der Liter 1,70 oder 2,50 Euro kostet. Wenn Kunden also zunehmend nur mehr 10 Euro tanken und dies überdies auch noch mit Karte bezahlen, können wir uns ausrechnen, was das bedeutet – bei einem Gewinn von 30 Cent.“<BR /><BR />Den Verkäufern von Tabak- und Monopolwaren sei in Aussicht gestellt worden, dass sie auf Bar-Bezahlung bestehen könnten. „Das ist ein Thema, das ausschlaggebend ist. Kartenzahlungen unter 30 Euro sind ein Verlustgeschäft. Italien hat hier Großes versäumt: nämlich Banken und Dienstleister dazu zu bewegen, die Kosten der Kartenbewegungen für Unternehmer und Konsumenten zu senken. Wenn Sie in Schweden Ihren Cappuccino mit Karte zahlen, kostet das den Bar-Betreiber nichts – dann funktioniert es und alle sind glücklich“, illustriert Walzl.<h3> Problem Personalmangel: „Wächter statt Pächter“</h3>„Der Job an der Tankstelle ist nicht gerade der bequemste: Er ist anstrengend, die Dienstzeiten sind belastend“, erklärt die Fachgruppenleiterin. Waschanlage, Reifenservice, Shop und Bar: „Qualifizierte Mitarbeiter zu finden, ist nicht einfach. Vom Benzinverkauf allein kann man nicht überleben.“<BR /><BR />Auch hätten einige Betreiber das Pensionsalter erreicht: „Einige Tankstellen werden schon in der zweiten Generation geführt, andere aber auch noch in der ersten. Leerstände haben auch damit zu tun, dass es nicht leicht ist, einen Nachfolger zu finden, wenn der Pächter in den Ruhestand geht. Wir sehen nicht, dass die Erdölgesellschaften neuen Pächtern bei den Vertragsverhandlungen entgegenkommen. Dann bleibt die Tankstelle eben so lange geschlossen, bis ein neuer Pächter gefunden ist.“<h3> Geistertankstellen in Italien schon gang und gäbe</h3>Die Erdölgesellschaften hätten wenig Interesse daran, sich von ihrer vorteilhaften Position zu bewegen, sagt Walzl. „Einige bieten nicht einmal mehr einen Pachtvertrag an, sondern engagieren eine Person, die keine Funktion auf der Tankstelle hat, außer dort zu sein, wenn eine Nachlieferung von Treibstoff kommt, und zu schauen, dass alles funktioniert. Das sind nicht Pächter, sondern Wächter“, erklärt Christine Walzl. In vielen Regionen in Italien seien so genannte Geistertankstellen – also vollständig automatisierte Treibstoffausgabestellen – gang und gäbe. Laut Landesgesetz ist dieser Praktik in Südtirol ein enger Rahmen gesteckt. „Einige haben wir aber auch in Südtirol. Wenn die Erdölgesellschaften das Modell ausweiten möchten, finden sie bei uns eine gewisse Resistenz. Wir hoffen, dass es in Verhandlungen gelingt, Verträge besser abzuschließen.“