Auch hier gibt es Für und Wider: Während die einen darin kaum Vorteile sehen, versuchen es andere sehr wohl – zum Teil nicht nur aus Energiespargründen. <BR /><BR />Aldi Nord hat es bereits vorgemacht: Als erster großer deutscher Lebensmittelhändler wird die Kette in diesem Winter die Öffnungszeiten in rund 70 Prozent ihrer 2200 Filialen verkürzen. „Damit wollen auch wir einen aktiven Beitrag zum Energiesparen leisten“, teilte der Discounter mit. Statt um 21 oder 22 Uhr schließt die Mehrheit der Filialen nun um 20 Uhr. Auch im österreichischen Handel ist das Thema viel diskutiert, umgesetzt wird es von einigen Kaufhäusern, im Großen und Ganzen aber noch eher spärlich.<h3> „Kühlgeräte müssen trotzdem laufen“</h3>Und was halten Südtirols Händler davon? „Uns erstaunen solche Ideen, denn der Energieverbrauch ist nicht besonders stark an die Öffnungszeiten gebunden“, sagt Robert Hillebrand, Regionaldirektor der Lebensmittelkette Aspiag (Despar, Eurospar, Interspar) in Trentino-Südtirol. „Die meiste Energie brauchen wir ja um die Ware zu kühlen – und das passiert natürlich auch, wenn die Geschäfte geschlossen sind.“ Daher sind kürzere Öffnungszeiten für die Aspiag kein Thema.<BR /><BR /> Andere Maßnahmen hält Hillebrand für zielführender: So habe man zum Beispiel bei der Beleuchtung auf LED umgestellt und werde beim Heizen etwas runterdrehen. „Man braucht in einem Supermarkt ja nicht unbedingt ein Wohnzimmerklima, da kann man mit ein paar Grad schon viel erreichen.“<h3> „Können Verbrauch um 5 bis 10 Prozent reduzieren“</h3>Anders sieht man es im Bozner Einkaufszentrum Twenty, wo die Geschäfte seit kurzem eine halbe Stunde früher, um 19.30 statt um 20 Uhr schließen. „Im Twenty sind es die Klimaanlagen, Rolltreppen und Aufzüge, die viel Energie verbrauchen“, erklärt Direktor Franco Boldrini. „Dank der kürzeren Öffnungszeiten können wir diese Anlagen früher abstellen und dadurch den Stromverbrauch um 5 bis 10 Prozent senken.“ Zudem würden auch die Leuchtreklamen früher ausgeschaltet.<h3> „Auch ein ,Zuckerle' für die Mitarbeiter“</h3>Ähnlich unterschiedlich wie im Handel sehen die Argumente in der heimischen Gastronomie aus. Erwin Meraner, Chef der Pizzeria Meraner in St. Michael/Eppan, will es „einfach mal probieren“ und wird demnächst abends eine Stunde früher Schluss machen. Er macht das, wie er sagt, schon um Energie zu sparen, aber nicht nur. „Rein von der Energiekosten her betrachtet, wird uns das nicht weiß Gott wie viel bringen.“ Denn auf energiesparende LED-Beleuchtung habe er bereits in Vergangenheit umgestellt, die Kühlgeräte müssten auch weiterlaufen, wenn das Restaurant geschlossen sei und sparen könne man somit „nur“ mehr bei den anderen Geräten in der Küche. „Aber wir sehen das als Gesamtpaket“, erklärt Meraner. Die Maßnahme sei auch als „Zuckerle“ fürs Personal zu sehen, das eine Arbeitsstunde weniger habe – und die Betreiberfamilie selbst profitiere auch von einer zusätzlichen Stunde an Freizeit. Umsatzeinbußen befürchtet er nicht, denn seit der Coronakrise habe sich gezeigt, dass die „späten“ Gäste sowieso eher ausbleiben. „Nach 10 Uhr kommen nicht mehr so viele Leute wie früher, auch Vereine bleiben eher aus, das hat alles nachgelassen.“ <BR /><BR />Werden sich die Südtiroler nun drauf einstellen müssen, dass alles Lokale abends früher schließen? „Das glaube ich nicht“, sagt Klaus Berger, Vizepräsident des Hoteliers- und Gastwirteverbandes (HGV). Auch wenn er der Maßnahme als Entgegenkommen für die Mitarbeiter schon etwas abgewinnen kann. „Aber das muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden“, betont Berger. <BR /><BR />Wenn es aber rein ums Energiesparen geht, dann empfiehlt der HGV vor allem kleinen Betrieben grundsätzlich an anderen Punkten anzusetzen: „Wir raten dazu, die Kühlgeräte besser auszunutzen, sodass man eventuell ein Gerät ausschalten kann, darauf zu achten, ob es wirklich nötig ist, beim ersten Gang in die Küche in der Früh gleich alle Geräte einzuschalten, und auch aufmerksamer zu sein, wie viele Herdplatten man wirklich braucht; manchmal tut es auch eine weniger.“ Gerade bei solche Kleinigkeiten könne man einiges erreichen, ist Berger überzeugt.<BR /><BR /> Der HGV empfiehlt daher Betreibern von Bars, Cafés und Restaurants, einen solchen „Check-up“ zu machen, den der Verband seinen Mitgliedern anbietet. <BR /><BR />Auch beim Handels- und Dienstleistungsverband (hds) geht man nicht davon aus, dass viele Betriebe rein wegen der Energiekosten auf kürzere Öffnungszeiten setzen. „Denn dieser Effekt ist überschaubar“, unterstreicht auch hds-Präsident Philipp Moser. Er kann sich eher vorstellen, dass eine solche Maßnahme für Betriebe interessant sein kann, die sich schwer tun, mit ihren Mitarbeitern alle Schichten abzudecken. <BR /><BR />Wichtig aus Sicht des hds ist aber vor allem eines: Wenn einer an den Öffnungszeiten dreht, sollten es alle tun. „Der Handel sollte sich mindestens auf Orts- noch besser auf Bezirksebene auf einheitliche Zeiten einigen, damit nicht das eine Geschäft um 6 Uhr schließt und das andere um 7. Denn dann bleiben die Kunden verärgert zurück, wenn nur die halben Läden offen sind“, erklärt Moser. Dasselbe gilt aus seiner Sicht auch für Bars, Cafès und Restaurants. Denn: „Wir leben alle von der Frequenz und es braucht ein klares Signal an die Kunden.“<BR />