Bereits seit 3 Jahren arbeitet der Software-Entwickler Limendo mit KI-Technologie, in mehreren Hotels und Betrieben sind die in Bozen und Bangalore (Indien) entwickelten Anwendungen im Einsatz. Firmengründer und Geschäftsführer Hannes Lösch beantwortet zu diesem zentralen Zukunftsthema eine Reihe von praktischen Fragen.<BR /><BR /><b>Vielen ist bereits klar: KI ist das nächste ganz große Ding. Sollen Unternehmer aber doch noch lieber abwarten, bis das Ganze ausgereift ist?</b><BR />Hannes Lösch antwortet mit einem entschiedenen Nein. Wer 3 oder 5 Jahre auf die weitere Entwicklung warte, sei in 3 oder 5 Jahren vielleicht gar nicht mehr auf dem Markt. „Viele, vor allem große Unternehmen, nützen KI bereits, um Kosten zu senken, die Effizienz zu erhöhen, den Umsatz zu steigern, den Kundenservice zu verbessern. Und das funktioniert.“ Wer auf diesen Zug nicht schon jetzt aufspringe, habe einen großen Wettbewerbsnachteil, eben höhere Kosten, weniger Umsatz, schlechteren Kundenservice; schon in wenigen Jahren könne das die betriebliche Zukunft gefährden. Also: Sofort ran an die KI.<BR /><BR /><b>Womit könnte ein Betrieb relativ schnell und unkompliziert starten und die Vorteile nützen?</b><BR />Für den derzeitigen KI-Boom sorgen in erster Linie „Textroboter“ wie ChatGPT oder der Chatbot Bard von Google. Solche Anwendungen lassen sich laut Lösch recht schnell auch für ein Unternehmen nützen. Ein Beispiel, das in Südtirol bereits getestet wird: Die Software liest in kürzester Zeit („in einer halben Stunde“) alle Informationen auf der Homepage eines Hotels ein. Gäste, die um Informationen z.B. zu Zimmern, Wellnessanlage, Restaurant und Freizeitangebot anfragen, tun diesem in einem Chat-Bereich auf der Homepage. Sie erhalten Informationen in „menschlicher“ Sprache. Auf diese Weise wird zum Beispiel die Rezeption des Hotels entlastet, sie kann sich persönlicher um andere Gäste kümmern. Eine solche Software-Lösung sei in wenigen Stunden auf die Beine gestellt. <BR />Ein zweites Beispiel demonstriert Lösch auf seinem Smartphone. Ein Südtiroler Bäcker hat die Informationen zu seinem Betrieb in die Datenbasis des Beta-Chatbot eingegeben. Dieser schreibt einem interessierten in perfekt formulierten Sätzen, welche Brotsorten angeboten werden und wie der Betrieb das Altbrot verwendet. Beta bedeutet übrigens, dass die Anwendung in Entwicklung ist und getestet wird. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="914911_image" /></div> <BR /><BR /><b>Welche KI-Anwendungen sind auch für kleinere und mittlere Betriebe in unserem Land besonders interessant?</b><BR />In der Entwicklungsarbeit von Limendo kristallisieren sich 4 Bereiche heraus, in denen Betriebe die KI-Technologie nützen können. <BR /><BR />1. Sprache: <BR />ChatGPT und Co können riesige Datenmengen auswerten und das Ergebnis in menschenähnlicher Sprache wiedergeben. Im Unterschied zum Beispiel zu einer Suchmaschine liefert sie nicht reihenweise „Treffer“, sondern Sätze; ebenso werden Rückfragen beantwortet. Das bietet große Chancen im Kundenservice, zum Beispiel bei Auskünften über das Angebot eines Hotels (siehe oben). <BR /><BR />2. Vorhersage: <BR />In den vergangenen 2 Jahren entwickelt Limendo vor allem Vorhersage-Modelle für Betriebe. „KI kann zum Beispiel angeben, wie viele Kaffee ich in einer Bar in der Innenstadt am Tag soundso verkaufen werde“, sagt Geschäftsführer Lösch. Dafür wird ein ganzes Feld an Daten abgegrast, etwa die Besucherströme in dieser Straße aufgrund der Handydaten, Wetter und andere externe Faktoren. Die Vorhersage habe eine Genauigkeit von 95 bis 98 Prozent. Die Vorteile dieser Vorausberechnung: „Ich kann zum Beispiel den Einkauf genau auf den tatsächlichen Bedarf abstimmen und so Kosten sparen. Oder ein Mitarbeiter, der sonst mit dieser Arbeit betraut ist, kann in einem anderen Bereich eingesetzt werden. Gerade in der Zeit des Personalmangels kann KI viel Routinearbeit abnehmen und die wertvolle Ressource Personal für wichtigere Arbeiten freischaufeln.“<BR /><BR />3. Auswertung der Daten von Websiten in Echtzeit: <BR />Auf der Website zum Beispiel eines Geschäfts oder eines Hotels greifen (hoffentlich) viele Menschen zu. KI kann diese Nutzerinnen und Nutzer beobachten und ermitteln, an welchen Inhalten sie besonders interessiert. Lösch: „So ist es möglich, die Werbung zu optimieren und zum Beispiel Produkte in den Fokus zu stellen, die für Nutzer besonders interessant sind.“ Dieses Tool ist aber nicht nur für Websiten, sondern allgemein für große Textmengen geeignet, also etwa für umfangreiche Verträge.<BR /><BR />4. Automatisierung: <BR />Zahlreiche automatisierte Abläufe in einem Betrieb lassen sich mit KI wesentlich schneller und besser erledigen, so kann das Personal von Routineaufgaben entlastet werden. Als Beispiel führt der Limendo-Chef den Einkauf für einen Betrieb an, bei dem eine KI-Anwendung etwa die tatsächlich benötigte Menge und die Lieferzeiten mit berücksichtigt. „Sehr gut funktioniert auch ein Dienstplan, das macht KI besser als jeder Mensch, weil niemand so viele Faktoren gleichzeitig im Kopf haben kann wie eine solche Anwendung“, sagt der Limendo-Chef. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="914914_image" /></div> <BR /><BR /><b>Was ist der erste Schritt, wenn ein Unternehmen mit KI loslegen will?</b><BR />Der Boden, auf dem KI-Anwendungen stehen und arbeiten, sind Daten. Je größer und einheitlicher diese Datenbasis ausfällt, desto besser ist das Ergebnis. „Ein Betrieb sollte sich daher zuerst Gedanken machen: Wo sind unsere Daten? Ist unser System einheitlich oder müssen wir Daten zusammenführen?“ In einem zweiten Schritt sollte festgelegt werden, welche Ziele das Unternehmen hat: Soll der Kundendienst verbessert werden? Ist Kosteneinsparung das Ziel? In welchem Bereich sollen die Betriebsergebnisse verbessert werden? Der dritte Schritt ist der Gang zu einem Software-Unternehmen, das für das angepeilte Ziel das passende Modul entwickelt und dabei KI „einbaut“.<BR /><BR /><b>Wie groß ist der Aufwand für den KI-Start?</b><BR />Das hänge immer auch davon ab, wie gut das Unternehmen vorbereitet sei, zum Beispiel mit einer einheitlichen Datenbasis von der Kundendatei bis zu Einkauf und Homepage. Für ein auf den Betrieb angepasstes KI-Modul von Limendo schätzt Lösch Kosten von 30.000 bis 50.000 Euro, startbereit sei es nach 4 bis 5 Monaten. Wer aber ein Chatbot nutzen möchte, kann mit weitaus weniger Geld von der neuen Technologie profitieren. <BR /><BR /><b>Noch eine private Frage an Hannes Lösch: Nützen Sie persönlich KI?</b><BR />In der Arbeit selbstverständlich den ganzen Tag. „Aber ich probiere natürlich Chatbots, ich schreibe Fragen und schaue einfach, wie die Antworten ausfallen.“ Sehr gerne nützt er das Übersetzungsprogramm DeepL, das verblüffend gute Arbeit leistet. <BR /><BR /><BR />