Heute Abend feiert die Hoteliersfamilie Heinrich Dorfer (61) mit ein paar Hundert Gästen 100 Jahre Quellenhof. Resi und Eduard Dorfer hatten im April 1923 das Gasthaus mit 4 Notunterkünften von der damaligen Besitzerfamilie Tscholl gekauft. <BR /><BR /><b>Herr Dorfer, wie viele Betten hatte der Quellenhof im April 1923 und wie viele hat er heute?</b><BR />Heinrich Dorfer: Erbaut und eröffnet wurde der Quellenhof 1897. Erzherzog Franz Ferdinand, der 1914 beim Attentat in Sarajewo erschossen wurde, war damals Gast im Gasthaus, weil er zur Eröffnung der Schotterstraße ins Passeier gekommen war. Die damalige Besitzerfamilie Tscholl hatte neben dem Gasthaus eine Pferderaststätte. Als meine Großeltern Resi und Eduard Dorfer 1923 den Quellenhof erwarben, gab’s keine Gästebetten, sondern nur ein Gasthaus mit 4 Notunterkünften. Es gab keinen Tourismus, es war nichts los. Den Gasthausbetrieb hat meine Großmutter aufgebaut. Als fleißige Köchin gelang es ihr das Gasthaus zu positionieren. Die „besseren“ Bozner und Brixner aber auch Gäste aus Innsbruck kamen, um Forelle nach jugoslawischer Art zu essen – gebraten nur mit Knoblauch und Petersilie. <BR /><BR /><b>Wie groß ist der Quellenhof 100 Jahre später?</b><BR />Dorfer: Unsere Familie hat viel dazu gebaut. Der Quellenhof hat 175 Zimmer für rund 480 Gäste.<BR /><BR /><b>Ihre Eltern heirateten 1959. Mutter Luise Gamper Dorfer entstammte der Ultner „Ludl“-Familie und musste ab 1970 nach dem Krebstod Ihres Vater Rudolf Familie und Betrieb alleine stemmen. Welche Erinnerungen haben Sie?</b><BR />Dorfer: Meine Mutter hat zugeheiratet. Alle 3 Geschwister meines Vaters hatten kein Interesse am Gastbetrieb, sie haben studiert. Als unser Vater starb, war meine älteste Schwester Marlene 10 Jahre alt, ich war 8 , Helga 6 und Birgit 1 Jahr alt. Meine Mutter hatte einen schweren Stand. Betrieblich war das Restaurant das Hauptthema. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="907834_image" /></div> <BR /><BR /><BR /><b>Sind Sie ein klassisches Gastwirtekind?</b><BR />Dorfer: Ja, auf jeden Fall. Wir hatten kaum ein „Kindermadl“, mussten uns durchschlagen.<BR /><BR /><b>Mussten Sie bereits als Kind anpacken?</b><BR />Dorfer: Ja, natürlich. Ich habe viel abgespült, war sozusagen Chef-Abspüler (lacht). Zu mehr war ich auch nicht zu gebrauchen. Aber in der Jugendzeit war ich dann viel in der Welt unterwegs, bis ich 24, 25 Jahre alt war. Und ich muss meinen 3 Schwestern danken, sie haben mich da sehr stark unterstützt. Ich war in den Wintermonaten beispielsweise in London, Paris und Rio und habe in Bars gearbeitet.<BR /><BR /><b>Wollten Sie immer Hotelier werden oder gab es keine Alternative?</b><BR />Dorfer: Nein, eine Alternative hat es nie gegeben. Es war klar, dass ich den Betrieb weiterführe.<BR /><BR /><b>Sie haben den Quellenhof in den 1990er Jahren mit Wellness-Bereich und hauseigener Golfanlage erweitert sowie einen Tunnel finanziert, um den Verkehr los zu werden. Ihre See Lodge sorgte für Kritik. Ist es nicht paradox, in den Alpen Malediven-Feeling zu suchen?</b><BR />Dorfer: Überhaupt nicht, weil wir das maledivische Flair marketingtechnisch verwenden – statt einer großen Wiesenlandschaft eben Wasser. Alle Kritiken sind ein Blödsinn. Voriges Jahr war die See Lodge ausgebucht. Wichtig ist, dass die Gäste zufrieden sind, sehr sogar.<BR /><BR /><b>Landläufig heißt es, Hoteliers investieren am letzten Zacken, um nicht Steuern zu zahlen. Gilt das auch für Sie?</b><BR />Dorfer: Wir zahlen sehr viel Steuern, da brauchen wir uns wirklich nicht zu schämen. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="907837_image" /></div> <BR /><BR /><b>Sie – aber nicht nur Sie – haben am Gardasee mit dem Quellenhof Lazise expandiert. Warum? Ist in Südtirol der Plafond erreicht?</b><BR />Dorfer: Ich wollte seit eh und je gerne da unten investieren. Ich bin selber gern am Gardasee und das Angebot ergänzt sich gut – auch mitarbeitermäßig.<BR /><BR /><b>Warum zieht es Südtiroler Hoteliers an den Gardasee?</b><BR />Dorfer: Am Gardasee wird man von den Gemeinden mit offenen Armen empfangen, aber die Bürokratie ist noch viel schwieriger zu bewältigen als bei uns. Deshalb bleiben viele Projekte in der Schublade.<BR /><BR /><b>Einheimische und Gäste stöhnen unter dem Verkehr. Mitarbeiter sind immer schwieriger zu finden. Ist ein Mehr an Gästen überhaupt noch verträglich?</b><BR />Dorfer: Wir haben gewisse Stoßzeiten. Ein Mehr an Betrieben baucht es nicht mehr, aber bessere schon. Qualitative Entwicklung muss möglich sein.<BR /><BR /><b>Noch mehr Qualität? Südtirols Hotels können einem Vergleich doch international mehr als standhalten.</b><BR />Dorfer: Es stimmt. Wir haben ein unglaubliches Niveau, das findet man in ganz Europa nicht auf so engem Raum. Aber vielen Betrieben fehlen Wellness-Anlagen.<BR /><BR /><embed id="dtext86-60026687_quote" /><BR /><BR /><BR /><b>Da stellt sich die Frage der Nachhaltigkeit?</b><BR />Dorfer: Das Thema Nachhaltigkeit ist im Tourismus ein großes Thema. Große Wasserfläche ist nicht gleich großer Wasserverbrauch. Industrie und Landwirtschaft brauchen ein x-Faches an Wasser. Da sind die Wellness-Anlagen nicht der Rede wert. Und trotzdem arbeiten wir wassersparsam. Wir haben das Wasser mehr schätzen gelernt und haben Maßnahmen getroffen, dass Wasser nicht vergeudet wird.<BR /><BR /><b>Zurück zum Verkehr: Was sagt der Psairer zur Standseilbahn?</b><BR />Dorfer: Etwas muss passieren. Verkehrstechnisch – die MeBo und ein paar Umfahrungen ausgeklammert – wurde in den letzten 30, 35 Jahren nichts Grundlegendes getan. Die Standseilbahn ist eine gute Lösung, allerdings muss sie im Einklang mit den Meranern verwirklicht werden. Der Küchelbergtunnel wird den Verkehr entflechten. Denn wir kommen schnell nach Meran, aber dann nicht mehr weiter. Mit dem Küchelbergtunnel mit nur einem Rondell und kreuzungsfrei werden wir künftig schnell auf der MeBo sein. Es braucht auch keine Schnellstraße ins Passeier, die würde alles ruinieren und von den Passeirern auch nicht mitgetragen.<BR /><BR /><b>Zur vierten Generation Quellenhof: Haben Ihre Kinder – 2 Söhne, eine Tochter – Lust in Ihre Fußstapfen treten?</b><BR />Dorfer: Sie sind alle 3 engagiert. Ich kann langsam in Pension gehen.<BR /><BR /><b>Andererseits wurden bereits Betriebe an Auswärtige verkauft. Besteht die Gefahr, dass die nächste Generation keinen Bock mehr hat auf Hotellerie?</b><BR />Dorfer: Sicher wird das in nächster Zeit zum Thema, weil Kinder entweder kein Interesse haben oder aber eine Nachfolge fehlt. Das kommt stark auf uns zu. Betriebe am Gardasee werden von auswärtigen Konzernen kontaktiert. Aber unsere Betriebe hier in Südtirol mit 80, 100 Betten sind zu klein, die kauft kein Auswärtiger. <BR /><BR /><b>Sie sagten, Sie könnten in Pension gehen. Lust Bürgermeister zu werden?</b><BR />Dorfer: (lacht) Zuerst müssen wir alles daransetzen, dass unsere Bürgermeisterin auch gut gewählt wird. Das Fell des Bären ist erst zu verteilen, wenn er geschossen ist. Zudem ist das Bürgermeister ein Fulltimejob, nur so nebenher sicher nicht machbar. <BR />