Der Confindustria-Vorschlag „Ohne Grünen Pass Suspendierung“ schlägt hohe Wellen. Welchen Weg schlagen die Südtiroler Wirtschaftsvertreter vor?<BR /><BR />Die konstant ansteigenden Infektionszahlen in Italien treiben den Wirtschaftstreibenden Sorgenfalten auf die Stirn. Um eine drohende vierte Corona-Welle im Herbst zu vermeiden, ist die Generaldirektorin von Confindustria, Francesca Mariotti, gestern in einem internen Schreiben mit einer Forderung vorgeprescht. Der Inhalt: Arbeitgeber sollten künftig kontrollieren können, ob ihre Mitarbeiter im Besitz eines Grünen Passes sind, sprich, ob sie geimpft, getestet oder genesen sind. Nur wer im Besitz eines Grünen Passes ist, sollte zum Arbeitsplatz dürfen. Wenn das nicht der Fall sei, so Mariotti, sollte er ins Homeoffice wechseln, und sofern auch dies nicht möglich sei, sollte der Arbeitgeber den Mitarbeiter suspendieren können. Ohne Gehalt. Confindustria ist diesbezüglich auch schon in Gesprächen mit der römischen Regierung.<BR />Was halten die Vertreter der heimischen Wirtschaft von diesem Vorschlag? <BR /><BR /><b>„Impfung muss im Zentrum der Bemühungen stehen“</b><BR /><BR />„Confindustria hat im vergangenen Jahr, als es noch keine Impfmöglichkeiten gab, gemeinsam mit den Gewerkschaften Sicherheitsprotokolle ausgearbeitet, um den Schutz der Mitarbeiter am Arbeitsplatz sicherzustellen“, sagt Confindustria-Vizepräsident Stefan Pan. Mittlerweile, so betont er, gebe es aber eine Impfung, es gebe Tests und man könne nachweisen, dass man von einer Corona-Infektion genesen sei. „Der Grüne Pass, der diese Informationen beinhaltet, bietet ein Höchstmaß an Sicherheit und dies ist fundamental für den Schutz der Mitarbeiter am Arbeitsplatz, aber auch für den Schutz der Allgemeinheit“, sagt Pan. Der Grüne Pass und vor allem die Impfung müssten daher im Zentrum der Bemühungen stehen, um die Pandemie hinter uns zu lassen, sagt der Confindustria-Vizepräsident. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="663686_image" /></div> <BR /><BR />Und was sagt er zum Vorschlag, Mitarbeiter suspendieren zu können, wenn sie keinen Grünen Pass haben? „Das entscheidet nicht Confindustria sondern die Regierung“, so Pan. „Wir als Confindustria haben jedenfalls diesen Vorschlag gemacht und nun muss man schauen, was die Regierung macht.“ Eines sei aber klar, so Pan: „Wir können uns keine vierte Corona-Welle mehr leisten.“<BR /><BR /><b>„Vierte Welle wäre eine Katastrophe“</b><BR /><BR />In dieselbe Kerbe schlägt der Präsident des Südtiroler Wirtschaftsrings (SWR), Federico Giudiceandrea: „Eine vierte Corona-Welle darf es nicht geben, das wäre eine Katastrophe für die Wirtschaft, aber auch für die Gesellschaft insgesamt.“ Für Giudiceandrea ist das Impfen der Königsweg, um aus der Pandemie zu kommen. Von einer Pflicht, auch einer indirekten, würde er zumindest vorerst absehen. „Ich denke, dass wir jene Personen, die sich noch nicht impfen haben lassen, überzeugen müssen, diesen Schritt zu tun.“ Sollte man aber sehen, dass auch das nichts nützt und die Infektionszahlen wieder bedrohlich zunehmen, „dann wird es früher oder später eine Pflicht geben müssen“, so Giudiceandrea, „immer vorausgesetzt, dass dies auch die Wissenschaft, also das CTS (Comitato tecnico scientifico, Anm. d. Red.) so sieht“. Man könne nämlich nicht sehenden Auges in einen weiteren Lockdown geraten. „Ich wäre ein großer Befürworter des französischen Modells, dass also die Geimpften Vorteile genießen dürfen, die die Ungeimpften nicht haben.“ <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="663689_image" /></div> <BR /><BR /><b>„Gesellschaftliche Verantwortung“</b><BR /><BR />Auch der Präsident des Südtiroler Unternehmerverbandes (UVS), Heiner Oberrauch, plädiert dafür, dass Geimpfte deutlich mehr Freiheiten haben sollten als nicht geimpfte Personen: „Wenn man sich impfen lässt, dann zeugt dies von gesellschaftlicher Verantwortung und von Solidarität“, so Oberrauch. „Und genau das ist es, was wir in diesem historischen Notfall brauchen: Solidarität und gesellschaftliche Verantwortung.“ <BR /><BR />Von einer Öffnung von Diskotheken, aber auch von großen Fußballspielen würde er derzeit absehen: „Es ist mir völlig unverständlich, dass man während einer weltweiten Pandemie eine Fußball-Europameisterschaft mit vollen Stadien ausrichtet, das ist vollkommen verantwortungslos“, so Oberrauch. Aber auch alle anderen Veranstaltungen, sei es Kultur- oder Sportveranstaltungen, sollte man laut UVS-Präsident nur mit Grünem Pass besuchen dürfen. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="663692_image" /></div> <BR /><BR />Der Vorschlag „Grüner Pass oder Suspendierung“, wie dies Confindustria vorschlägt, sei hingegen schwierig durchzusetzen, glaubt Oberrauch: „Es gibt nämlich auch Personen, die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen können.“ <BR /><BR />Nichtsdestotrotz müsse alles dafür getan werden, einen Lockdown im Herbst und Winter zu vermeiden: „Das kann sich die Schule nicht leisten, das kann sich die Wirtschaft nicht leisten und das würde die Gesellschaft nicht mehr aushalten“, so der UVS-Präsident. <BR /><BR /><b>Impfung in den Unternehmen</b><BR /><BR />Indes starten die ersten Impftage in den Südtiroler Unternehmen: So stellt die Firma Alupress morgen ihre Halle in Brixen zur Verfügung, wo sich die Mitarbeiter von über 10 Unternehmen impfen lassen können – „und auch deren Familienmitglieder“, sagt Oberrauch. In den kommenden Wochen werden weitere Impftage folgen, so gibt es bereits Termine in Unternehmen am Ritten und im Pustertal.