Von der Höhe der Anteile hängt ab, wie stark MFE in das operative Geschäft des ertragsschwachen, hochverschuldeten Unternehmens eingreifen und welche Einsparungen sie durchsetzen kann. <BR /><BR />Nun kommt es darauf an, wie viele ProSiebenSat.1-Aktionäre die zweiwöchige Nachfrist nutzen, um der Berlusconi-Holding ihre Anteile noch anzudienen. Für eine Komplettübernahme braucht sie noch einen längeren Atem.<h3>Tschechischer Medieninvestor PPF als Gegenspieler von MFE</h3>Der zweite ProSiebenSat.1-Großaktionär, der tschechische Medieninvestor PPF, scheiterte an dem Ziel, seinen Anteil auf bis zu 29,99 Prozent zu verdoppeln, um zusammen mit dem Streubesitz ein Gegengewicht zu den Italienern zu bilden. <BR /><BR />Die Holding der Erben des Milliardärs Petr Kellner kam mit ihrem Gegengebot aber nur auf 18,4 Prozent, obwohl ProSiebenSat.1-Aktionär General Atlantic ihr sein Anteilspaket verkaufte. Durch die Aufstockung der Übernahmeofferte von MFE geriet PPF aber ins Hintertreffen. PPF könnte aber zum Zünglein an der Waage werden, wenn es für MFE später darum geht, einen Beherrschungsvertrag mit ProSiebenSat.1 abzuschließen.<BR /><BR />Das Angebot von MFE war an keine Bedingung geknüpft. Der Holding ging es ursprünglich nur darum, über die Schwelle von 30 Prozent zu kommen, um größeren Spielraum für die Aufstockung der Anteile zu bekommen.<BR /><BR />Vorstandschef Pier Silvio Berlusconi, dem Sohn des ehemaligen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi, schwebt ein paneuropäischer Medienkonzern mit ProSiebenSat.1 und den eigenen Privatsendern in Italien und Spanien vor, um den US-Streaming-Riesen wie Netflix und Disney+ Paroli zu bieten.<h3>Experte: MFE könnte bis September die 50-Prozent-Hürde schaffen</h3>Nachdem aber PPF mit einem Gegengebot konterte, legte MFE nach, übertrumpfte die Offerte aus Tschechien rechnerisch und sprach von Synergieeffekten. Auch ohne eine Mehrheitsbeteiligung ließe sich das eigene operative Ergebnis damit um bis zu 221 Millionen Euro steigern, bei einer kompletten Fusion wäre es fast das Doppelte. Der ProSiebenSat.1-Vorstand stellte sich nach der Aufstockung hinter die Offerte, rechnet aber nur dann mit Synergien, wenn das deutsche Unternehmen wirklich bei MFE integriert würde.<BR /><BR />Der Erfolg des italienischen Konzerns ist für die ProSieben-Aktionäre wichtig, weil das Angebot zum Teil aus A-Aktien von MFE besteht. Während PPF 7,00 Euro in bar zahlte, boten die Italiener zuletzt 4,48 Euro in bar und 1,3 A-Aktien – rechnerisch zusammen knapp acht Euro. ProSiebenSat.1 wird damit mit rund 1,85 Milliarden Euro bewertet. Am Montag kosteten die Papiere 7,92 Euro.<BR /><BR />Börsenexperten halten es für gut möglich, dass MFE in der bis zum 1. September laufenden Nachfrist die 50-Prozent-Hürde noch überspringt. Dann könnten sie die Umsätze und Gewinne von ProSiebenSat.1 voll in die eigene Bilanz aufnehmen. Für einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag, der ihnen den Zugriff auf die Finanzmittel geben würde, wäre aber eine Dreiviertel-Mehrheit nötig. Diese dürfte ohne die PPF-Anteile kaum zu erreichen sein, auch wenn MFE von September an weitere ProSiebenSat.1-Aktien am Markt aufkaufen könnte.