Sie soll einem Zeitungsbericht zufolge eher von verlustträchtigen Derivate- und anderen Handelsgeschäften gewusst haben als bisher angegeben. Dies berichtete der „Corriere della Sera“ am Freitag unter Berufung auf ein internes Dokument der Banca d'Italia. Deren Chef Ignazio Visco wies auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos den Vorwurf zurück, die Zentralbank habe bei der Aufsicht geschlampt. Unterdessen kündigte der Verbraucherverband Codacon an, die Rolle der Notenbank in der Affäre gerichtlich prüfen zu lassen. Italiens Regierungschef Mario Monti forderte eine umfassende Aufklärung.Stein des Anstoßes ist ein Verlust von etwa 720 Mio. Euro, den die älteste Bank der Welt mit Derivate- und anderen Handelsgeschäften nach eigenen Angaben erlitt. Zudem räumte die BMPS ein, dass die bereits im November beantragten 500 Mio. Euro an zusätzlichen Staatshilfen womöglich nicht reichen, um die Verluste zu decken. Noch ist kein Geld geflossen. Im Laufe des Freitag sollten die Aktionäre von Italiens drittgrößter Bank dem Antrag auf Staatshilfe zustimmen. Bank-Chef Fabrizio Viola sagte auf der Hauptversammlung in Siena, die aktuellen Probleme stellten weder die Solidität des Instituts infrage, noch seine Funktionsfähigkeit als Bank.Monte Paschi hält italienische Staatsanleihen im Volumen von 24 Mrd. Euro und wollte sich mit Derivate-Geschäften gegen Zinsschwankungen bei den Papieren absichern. Das ging gründlich schief. Derzeit prüft die Bank drei Derivate-Geschäfte, darunter die sogenannte Santorini-Transaktion mit der Deutschen Bank. Zudem sieht sich die BMPS den Alexandria-Deal mit dem japanischen Geldhaus Nomura sowie das Nota-Italia-Geschäft mit einer ungenannten Bank genau an. Die Ergebnisse der Untersuchung sollen am 10. Februar vorliegen.Erst Mitte der Woche hatte die Zentralbank erklärt, sie habe keine Informationen über die Derivategeschäfte. Die Zeitung „Corriere della Sera“ berichtete hingegen, in einem Dokument der Notenbank von 2010 seien die Alexandria- und Santorini-Geschäfte als unzureichend überwacht bezeichnet worden.„Einige der langfristigen Investitionen haben Risikoprofile, die mangelhaft kontrolliert werden“, zitierte das Blatt. „Vor allem wurde weitreichende Liquidität (1,8 Mrd. Euro) in zwei Geschäfte mit einem nominalen Wert von 5 Mrd. Euro mit Nomura und der Deutschen Bank in London investiert“, hieß es. Die Zentralbank kommentierte dies zunächst nicht konkret, ihr Chef Visco sagte in Davos dem Sender CNBC nur: „Es ist falsch zu unterstellen, dass es Aufsichtsmängel bei der Bank von Italien gibt.“ 2010 war der jetzige Chef der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, Präsident der italienischen Notenbank.Wirtschaftsminister Vittorio Grilli stellte sich hinter die Währungshüter. „Ich habe absolutes Vertrauen in die Bank von Italien von gestern und von heute“, sagte Grilli ebenfalls auf dem Weltwirtschaftsforum in der Schweiz.Aber auch der Minister muss Rede und Antwort stehen, denn am Dienstag soll er sich vor dem Finanzausschuss im Abgeordnetenhaus zur Affäre äußern.Monte Paschi kämpft derzeit mit vielen Problemen. Sie war als einzige Bank Italiens bei einem europäischen Stresstest durchgefallen und hat insgesamt Staatshilfen über 3,9 Mrd. Euro beantragt, 500 Mio. Euro davon im November zur Abdeckung möglicher Verluste aus Handelsgeschäften.apa