Eine Ansteckung von Kernstaaten der Eurozone und anderer europäischer Länder könne noch nicht ausgeschlossen werden. Wie diese Krise gelöst werde, das entscheide über die Wachstumsaussichten Europas. Nötig sei vor allem eine stärkere Finanz- und Wirtschaftsintegration in der EU. Trotz der Schuldenkrise habe sich der Aufschwung in Europa aber verfestigt.Gemeinsamkeiten vorantreiben„Von der finanzpolitischen Integration abzugehen, wäre falsch“, warnte der Fonds angesichts einer Debatte, in der inzwischen sogar ein Ausscheiden Griechenlands aus der Euro-Zone ein Thema ist. Die Gemeinsamkeiten müssten vielmehr vorangetrieben werden. Europa habe die Folgen der Finanzkrise nur deshalb so ausgedehnt zu spüren bekommen, weil es im Finanzbereich unzureichend integriert sei und übergreifende Mechanismen zur Krisenlösung fehlten. Europa habe zwar seine Vertiefung mit der gemeinsamen Währung vorangetrieben, aber keine effektiven Instrumente entwickelt, um grenzüberschreitende Risiken bekämpfen zu können.Höhere Wachsamkeit auf allen EbenenUm sich zu wappnen gegen die Gefahr neuer Krisen, bedarf es dem IWF zufolge einer höheren Wachsamkeit – sowohl auf nationaler wie auch auf grenzüberschreitender Ebene. Zudem müssten bessere pan-europäischer Institutionen aufgebaut werden, die Probleme im Finanzsektor angehen.Der IWF-Befund zur finanz- und wirtschaftlichen Verfassung Europas fällt gemischt aus. „Europas Aufschwung hat sich verfestigt“, heißt es zum einen. Zugleich forderte der Fonds aber mutiges politisches Handeln, um die Finanzsolidität wieder herzustellen, die Schwächen im Finanzsystem zu beseitigen sowie mit Reformen Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum zu stärken. „Die wichtigste Nachricht des Ausblicks ist die eines ruhigen Vertrauens“, sagte der Europa-Direktor des IWF, Antonio Borges. „Europa macht sich insgesamt gut – sowohl in West- als auch in Osteuropa“, erklärte er. Und daher seien auch die IWF-Erwartungen für die nächsten Monate recht positiv.2011 Wachstum von 2,4 ProzentInsgesamt rechnet der IWF entsprechend seinem kürzlich veröffentlichten Weltwirtschaftsausblick für Europa mit einem Wachstum von 2,4 Prozent in diesem und 2,6 Prozent im nächsten Jahr. Dabei dürften die entwickelten Länder des Kontinents mit 1,7 und 1,9 Prozent etwas schwächer zulegen als die aufstrebenden Länder, bei denen der IWF Zuwächse von je 4,3 Prozent erwartet.„Im entwickelten Europa müssen die politischen Akteure das Vertrauen wiederherstellen“, erklärte der Fonds. Nötig seien Strukturreformen, Haushaltskonsolidierung und eine Stärkung des Finanzsystems – speziell in den Problemländern am Rande. Die aufstrebenden Schwellenländer Europas hätten sich bisher von der Krise in einigen Euro-Ländern nicht anstecken lassen. Aber auch sie müssten ihre Schwächen mutig angehen.Die Inflation dürfte in diesem Jahr in Europa mit 3,8 Prozent nach Prognose des Fonds kräftig ausfallen, vor allem wegen anziehender Rohstoffpreise. Im nächsten Jahr sollte die Teuerung wieder auf rund drei Prozent fallen. Den Anstieg der Nahrungsmittel- und Energiepreise sieht der IWF nur als vorübergehend an. Eine Lohn-Preis-Spirale sei kaum sichtbar. Das mache aktuell eine Straffung der Geldpolitik obsolet. apa/reuters