IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn lehnte am Freitag in Istanbul zwar eine Steuer auf Finanztransaktionen ab. Ein solch vereinfachter Ansatz werde kaum funktionieren und international nur schwer einzuführen. Den Finanzsektor an den Kosten der Krise zu beteiligen, sei aber berechtigt.Er habe seinen Stellvertreter John Lipsky gebeten, Vorschläge auszuarbeiten, die in Richtung eines Fonds oder einer Art Versicherungen gehen dürften, sagte Strauss-Kahn. Für eine internationale Börsensteuer hatte sich vor allem die Bundesregierung beim G20-Gipfel vor einer Woche in Pittsburgh ausgesprochen. „Ich glaube nicht, dass die sehr einfache Idee, eine Steuer auf Transaktionen einzuführen, funktioniert", sagte Strauss-Kahn.Der Gipfel der 20 führenden Schwellen- und Industrieländer hat den IWF gebeten, bis November etwas zu diesem Thema auszuarbeiten. Die deutsche Initiative einer neuen Finanztransaktionssteuer, über die international als „Tobin Tax" und als Steuer auf Devisengeschäfte diskutiert wird, war von Finanzminister Peer Steinbrück ausgegangen. Der hatte argumentiert, es gehe ihm auch um eine sozial gerechte Lastenverteilung der Krisenkosten. Der IWF-Ansatz einer Fondslösung zulasten der Banken könnte armen Ländern zugutekommen, um ihnen aus der Krise zu helfen.„Die Hauptgefahr ist jetzt Selbstgefälligkeit, Gleichgültigkeit" Strauss-Kahn und Weltbank-Präsident Robert Zoellick warnten davor, sich bei der Bewältigung der Krise angesichts verbesserter Konjunkturaussichten jetzt genügsam zurückzulehnen. Es gebe global zwar moderates Wachstum. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit bereite ihm aber große Sorge, sagte Strauss-Kahn. Zoellick erklärte: „Die Hauptgefahr ist nicht mehr die eines Zusammenbruchs der Weltwirtschaft. Die Hauptgefahr ist jetzt Selbstgefälligkeit, Gleichgültigkeit."Der IWF-Chef befürchtet vor allem, dass die großen Industrieländer aus den teuren Konjunkturprogrammen verfrüht aussteigen könnten. Allerdings müssten Exit-Strategien schon jetzt ausgearbeitet werden. Zoellick sieht zudem Inflationsgefahren, ausgehend zunächst von den asiatischen Wachstumsländern. Dadurch könnte Protektionismus zunehmend, was verheerend wäre.Auch „Nothelfer" IWF braucht mehr finanzielle Ressourcen Der Weltbank-Präsident wie auch Strauss-Kahn forderten von ihren reichen Mitgliedsländern zusätzliche Milliardensummen, um von der Krise besonders hart betroffenen Ländern zu helfen. Die armen Länder litten nach wie vor heftig unter der Krise, sagte Zoellick. Neben den Industriestaaten müssten dazu auch wichtige Schwellenländer mehr beitragen. Erhalte die Weltbank nicht mehr Kapital, werde sie 2010 unter Druck kommen. Auch der IWF braucht nach Strauss-Kahns Worten mehr finanzielle Ressourcen, um als weiter glaubwürdiger Nothelfer agieren zu können. Die jüngste Kapitalzufuhr von 500 Mrd. Dollar beinhalte zu viele Einschränkungen. Es müsse gesichert sein, dass der IWF Ländern helfen könne, wenn die es brauchten.Zoellick unterstrich zugleich die Notwendigkeit, dass IWF und Weltbank mit inneren Reformen die weltwirtschaftlichen Gewichtsverschiebungen nachvollziehen müssten. Die G20 hatte kürzlich beschlossen, dass in der Weltbank das Stimmengewicht der armen und der Schwellenländer zulasten der reichen Länder um drei Prozent gestärkt werden soll.