In den letzten 3 Jahren hat sich die Nachfrage mehr als verdreifacht. Ein Grund für den Boom: Der Kaufkraftverlust durch die rapide Teuerung. Doch es ist ein Boom mit Schattenseiten, wie Südtiroler Verbraucherschützer meinen. <BR /><BR />Die hohe Inflation zwingt viele dazu, den Gürtel enger zu schnallen. Ein solches Umfeld scheint wie geschaffen für „Buy now, pay later“, schließlich wird dadurch Konsum ermöglicht, selbst wenn kurzfristig das nötige Kleingeld fehlt. <h3> Warum BNPL so erfolgreich ist </h3>Wie das geht? Bei „Buy now, pay later“, kurz BNPL, gibt es verschiedene Modelle, die dem klassischen Kauf auf Rechnung beziehungsweise der Ratenzahlung ähneln. Attraktiv dabei ist vor allem, dass auch geringere Beträge in (meist 2 bis 3) Monatsraten aufgeteilt werden können. Zinsen werden keine angelastet, außerdem ist kein Kreditantrag nötig. Der Kaufpreis ist nicht sofort und auch nicht in voller Höhe geschuldet.<BR /><BR /> Mit ein paar Klicks ist der Kauf abgeschlossen und das Geld wird automatisch in Raten eingezogen. Fast alle Konsumartikel können online auf diese Art erworben werden. Anbieter sind etwa Zahlungsdienstleister wie Paypal, Scalapay oder Klarna, die sich den Dienst vom Händler in Form einer Kommission vergüten lassen. <BR /><BR />Die Innovation erfreut sich italienweit großer Beliebtheit, wie aktuelle Zahlen zeigen. Laut einer Untersuchung des Instituts Experian nahm die Nachfrage bei BNPL im Juni verglichen mit dem Vormonat um 30 Prozent zu. Gegenüber Juni 2020 kletterte die Nachfrage um 311,69 Prozent nach oben. Demgegenüber steht ein tendenziell rückläufiger Kreditmarkt.<h3> Immer mehr Ältere verwenden BNPL</h3>Interessant ist der Blick auf die Entwicklung bei den Altersgruppen. Nutzten vor wenigen Jahren noch hauptsächlich unter 26-Jährige BNPL, ist dies nun anders. Im Vergleich zum Mai gab es die größten Anstiege bei den über 75-Jährigen mit plus 78,8 Prozent und bei den Babyboomern (plus 9,9 Prozent), im Vergleich zum Vorjahr gab es bei den über 75-Jährigen einen Anstieg um 135 Prozent und bei den Babyboomern um 44,5 Prozent. „Obwohl diese beiden Altersgruppen nur einen kleineren Teil der BNPL-Nutzer ausmachen, ist es interessant festzustellen, dass digitale Finanzierungsformen generationenübergreifend auf dem Vormarsch sind“, kommentiert Experian.<BR /><BR /><embed id="dtext86-60623118_quote" /><BR /><BR />Und was meint der Verbraucherschutz? „Kaum eine Innovation ist nur gut oder nur schlecht: Prinzipiell kann es von Vorteil sein, wenn die Möglichkeit besteht, den Kaufpreis auf mehrere Monate zu verteilen. Dadurch behält man sich etwas mehr finanziellen Spielraum; mehr Luft, ohne Nachteile in Form von Zinsen zu spüren“, betont Stefano Albertini, Koordinator des Europäischen Verbraucherzentrums (EVZ) in Bozen. Aber: „Die 2 größten Risiken für Konsumenten liegen zum Ersten darin, dass mehr gekauft wird, als die Haushaltskasse zulässt, zum Zweiten besteht die Gefahr, dass man bei mehreren BNPL-Käufen den Überblick verliert, Stichwort Schuldenfalle“, betont er. <h3> Was das Modell einbremsen könnte</h3>Die EU hat bislang nur zaghafte Versuche unternommen das Phänomen zu begrenzen: „De facto gibt es aktuell noch keinen EU-weiten gesetzlichen Rahmen, der BNPL regulieren würde. Unklar ist, wie es behandelt werden soll, so streng wie klassische Bankfinanzierungen oder nicht? Dahinter stecken bekanntlich keine klassischen Banken und Finanzierungsgesellschaften. Ich persönlich finde, dass es Regeln braucht, aber man sollte den Markt nicht überregulieren. Eine Bonitätsprüfung wie bei einer Kreditvergabe würde ich nicht für angemessen erachten. Tut man das, dürfte BNPL wohl verschwinden, weil der Ratenkauf binnen Sekunden nicht mehr möglich wäre.“<BR /><BR />Denkbar könnte laut Albertini sein, BNPL-Zahlungen nur bis zu einem festgelegten Wert ohne Bonitätsprüfung zuzulassen.<BR />