Beim Kaffee in Bozen bietet er sogleich das Du an und die Teilnahme an einem 500-Kilometer-Lauf.<BR /><BR /><b>Was war bzw. ist härter: Das Leben als Musiker oder als Extremsportler?</b><BR />Joey Kelly: Mit der Kelly Family gab es vor dem Erfolg eine lange Zeit, die sehr hart war. Am Anfang haben wir zu acht, neunt, zehnt in einem VW-Bully gelebt, danach kam erst der Doppeldecker-Bus. Wir haben 15 Jahre auf der Straße in ganz Europa gespielt – in Italien, Deutschland, Frankreich, Österreich. Oft bei Regenwetter auf leeren Straßen oder bei Minusgraden auf dem Weihnachtsmarkt. Das war oft sehr zermürbend.<BR /><BR /><BR /><embed id="dtext86-69992746_quote" /><BR /><BR /><b>Das kann man sich heute kaum mehr vorstellen.</b><BR />Kelly: Das stimmt. Allein der Faktor, dass Schulpflicht da ist. Ich war persönlich nie in einer Schule, keinen Tag, ich habe keinen Abschluss, ich habe nichts. Wir waren ständig unterwegs. Die Straße war meine Schule. Ich habe alles durch „Learning by doing“ selbst lernen müssen. Das war eine harte, aber gute Schule. <BR /><BR /><b>Und welche Rolle spielt der Sport?</b><BR />Kelly: Sport habe ich immer gemacht. Es ist mein Ausgleich zur Musik. Das hat sich gut ergänzt. Den Ausdauer- und Extremsport habe ich für mich im Alter von 24 Jahren entdeckt und es ist bis heute ein super Ventil.<BR /><BR /><b>Irgendwann hat sich jeder der Kellys seinen Projekten gewidmet. Bei dir war es der Ausdauersport. Wie hast du den Sprung geschafft, selbstständig zu werden?</b><BR />Kelly: Das habe ich meinem Bruder zu verdanken, der mir das Leben schwer machen wollte. Ich begann parallel mit dem Durchbruch der Kelly Family 1996 mit dem Ausdauersport und habe meine Wettkämpfe auch dokumentiert. Wir hatten ein Kamerateam in der Firma angestellt, das mich begleitet hat. Ein Bruder von mir hat aber meinem Vater erzählt, dass ich durch meine Aktivitäten Geld von der Firma ausgeben würde. 1998, als ich dann den Ultraman in Hawaii machen wollte, hat mein Vater mir den Stecker gezogen und das Kamerateam genommen.<BR /><BR /><BR /><b>Und dann?</b><BR />Kelly: Ich habe mich ans Telefon gesetzt und Stern TV angerufen und Filmmaterial zur Ausstrahlung angeboten. So einfach. Die haben mir 10.000 D-Mark gegeben. Dann habe ich bei Sat. 1 für einen weiteren Beitrag 5.000 Mark und bei ProSieben nochmal 3.000 Mark bekommen. Mit 18.000 Mark konnte ich ein Kamerateam und einen Fotografen und die Flüge finanzieren. Das waren die ersten Anfänge.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1168965_image" /></div> <BR /><BR /><BR /><b>Mittlerweile hast du ein eigenes Business aufgebaut und leitest es auch selbst.</b><BR />Kelly: Genau. Wir sind ein kleines Team von 9 Mitarbeitern und produzieren unsere Projekte und Fernsehbeiträge selbstständig. Es ist aber ein Teil meines Business. Ich habe 4 weitere Säulen: Es gibt nach wie vor Einnahmen der Kelly Family, dann habe ich das Thema Vorträge, eine Immobilien-Baufirma mit meinem Sohn und Kooperationen mit Unternehmen.<BR /><BR /><embed id="dtext86-69992747_quote" /><BR /><BR /><b>Du schaffst es nicht nur, ein klassisches Fernsehpublikum zu erreichen, sondern sprichst auch viele junge Menschen an – gerade über Social Media. Bewusst?</b><BR />Kelly: Das mit Social Media habe ich mir ein bisschen bei Kai Pflaume abgeschaut. Der macht das großartig – immer authentisch. Da dachte ich mir: Das kann ich auch probieren. Und es funktioniert.<BR /><BR /><BR /><b>Dein Vortrag heißt „No Limits“ – Keine Grenzen: Was würdest du aus deiner sportlichen Karriere den Unternehmern als Motivation geben?</b><BR />Kelly: Alles ist möglich. Geh deinen Weg. Vergiss alle Leute, die sagen, dass es unsicher ist. Andere machen es vor. Limits sind nur im Kopf. Auch ich habe im Grunde immer nur meine Chance genutzt und es gewagt. <BR /><BR /><BR /><b>Wie wichtig ist dabei ein gutes Team?</b><BR />Kelly: 100 Prozent wichtig. Alle Mitarbeiter, die ich habe, arbeiten komplett selbstständig, es gibt keine Kontrolle. Jeder muss sich um seine eigenen Baustellen kümmern. Jeder ist für sich selbst verantwortlich. Dadurch sind alle motiviert. <BR /><BR /><b>Was sind 3 Schlagwörter für ein gut funktionierendes Team?</b><BR />Kelly: Ein gutes Vertrauen. Respekt und gute Stimmung.<BR /><BR /><embed id="dtext86-69992748_quote" /><BR /><BR /><b>Die Liste deiner Challenges ist lang. Was steht auf der Bucket-List eines Joey Kelly noch drauf?</b><BR />Kelly: Jetzt in drei Wochen nehme ich am „Race Across America“-Rennen mit einem 8er-Team teil. Das ist ein Radrennen von der Ost- bis zur Westküste der USA, 5.000 Kilometer. Dann mache ich im Juli mit Otto (Anm. d. Redaktion: Ottogerd Karasch, Survival-Profi) das Projekt „Adventure Buddies“. Dort werden wir mit dem Wasserflugzeug abgesetzt und paddeln mit dem Kajak durch die Wildnis. Dann mache ich einen Spenden-Marathon im November. Im Januar gehe ich 3 Wochen nach Patagonien und Feuerland. Längerfristig plane ich auch mit dem Motorrad eine Trans-Afrika-Reise von Kapstadt nach Kairo. Im August nächsten Jahres möchte ich von München aus 500 Kilometer bis nach Venedig laufen. Da kann jeder mitmachen. <BR /><BR /><b>Wirst du nie müde?</b><BR />Kelly: Noch nicht, nein. In jedem Wettkampf gehe ich über meine Grenzen. Aber wenn du das Ziel geschafft hast, hat sich das ganze Leid für das Ergebnis gelohnt – selbst, wenn du körperlich total geschrottet bist. Nach einem Wettkampf habe ich meistens 10 Tage Pause gemacht und dann fängt das nächste Projekt an. Ich bin immer in Vorbereitung für die nächsten Abenteuer.