Die beiden Jungunternehmer gründeten ihre eigene Firma evvvolution und haben einen Tag vor ihrer Maturaprüfung den Mietvertrag für ein eigenes Firmenbüro unterschrieben. Hier die ganze Geschichte.<BR /><BR />Wir treffen die beiden im Büro ihrer Firma evvvolution inmitten der Brixner Altstadt. Die Einrichtung ist noch nicht ganz komplett. „Den Mietvertrag haben wir voriges Jahr einen Tag vor unserer Maturaprüfung unterzeichnet“, erzählen die beiden Jungunternehmer, die seit der Grundschule ihren Schulweg gemeinsam gegangen sind. „Nicht ganz“, wirft Leon ein. Das klassische Gymnasium, das sie zunächst gemeinsam besuchten, war nicht ganz Seins und er wechselte nach der ersten Klasse an die WFO. <BR /><BR />Ihr gemeinsames Interesse und die Begeisterung für das Thema Marketing und Computer sowie für Social Media und das Gestalten und Entwerfen von Websites, „auf das wir eher zufällig kamen“, hielt sie zusammen. Und so übernahmen sie bereits in ihrer Oberschulzeit – trotz zeitlich knapper Kapazitäten und gegen ein Taschengeld – entsprechende Aufträge im Familienkreis und für Bekannte. Dass sie dabei „auf zack“ sind und „coole Ideen“ haben, blieb nicht unbemerkt.<h3> Gemeinsames Interesse wird zum Vollzeitjob</h3>„Wir wurden immer wieder weiterempfohlen, so dass wir uns am Ende unseres letzten Schuljahres dazu entschieden, diese Arbeit in Vollzeit weiterzumachen“, erzählt Leon. Einige Gespräche mit den Eltern waren dann doch notwendig. „Ich habe schon erklären müssen, warum ich als Einziger meiner Klasse, nicht studieren gehe“, sagt Simon. Für Leons Eltern war wichtig, dass er die Oberschule beendet. Beide konnten aber auf das Vertrauen und die Unterstützung ihrer Eltern zählen.<BR /><BR />Vorletzte Woche nun haben die 2 jungen Männer ihre Firma in eine GmbH umgewandelt. Auch erste Mitarbeiter wurden schon eingestellt: eine festangestellte Mitarbeiterin für das Frontoffice und 2 Freiberufliche.<BR /><BR />Auch alle so jung? „Schon etwas älter. Aber über 21 Jahre ist niemand“, lacht Simon. Schließlich sei eine ähnliche Arbeitsdynamik und Denkweise wichtig, ergänzt Leon.<BR /><BR />Alles, was sie für ihre Arbeit an Wissen brauchen, haben sich Leon und Simon selbst beigebracht. Auch die Büroeinrichtung haben sie eigenständig gestemmt. Wobei sie betonen, dass in ihrer Branche die finanzielle Einstiegshürde nicht so hoch sei, wie etwa bei der Neugründung eines Handwerksbetriebes. „Ein PC ist auch über einen Sommerjob finanzierbar“, meint Simon.<BR /><BR />„Wir haben uns auf die Mitarbeitergewinnung über Social Media spezialisiert“, erklärt Simon. Sie helfen Unternehmen dabei, junge qualifizierte Mitarbeiter zu finden, ergänzt Leon. Dabei gehen sie durchaus selektiv vor. Auf ihrer Homepage werden potentielle Kunden dazu aufgerufen, sich für ein kostenfreies Erstgespräch zu bewerben. Und es wird darauf hingewiesen, dass sie nur mit Betrieben zusammenarbeiten, bei denen sie ein „ausgezeichnetes Ergebnis“ sehen. <h3> Ansprüche an Arbeitgeber sind gestiegen</h3>„Betriebe müssen Bewerbern etwas bieten können“, führt Simon aus. Deshalb werde auch deren Ausgangslage nach gewissen Kriterien genau analysiert. <BR /><BR />Und – um wieder bei der Generation Z zu sein – was suchen junge Arbeitnehmer? „Das ist je nach Branche unterschiedlich“, sind sich Simon und Leon einig, „sie haben aber Lust, zu arbeiten“. Möglich dass sie sich bei der Arbeits- und Berufsfindung etwas mehr Zeit lassen, um das zu finden, was ihnen gefällt. „Der Arbeitgeber muss sich wandeln, damit er attraktiv ist“, betont Leon. Der monetäre Aspekt ist wichtig, aber nicht ausschlaggebend. „Gefragt ist ein Beruf, in dem ein Mehrwert gesehen wird“, so Simon. Die Teamkultur, die Teamdynamik seien wesentlich, ebenso die Möglichkeit, an coolen Projekten mitwirken zu können, eine Perspektive zu haben.<BR /><BR />„Das, wenn vorhanden, über eine Stellenanzeige rüberzubringen, ist schwierig. Das geht über Social Media besser“, betont Simon. Und wie viel will heute jemand noch arbeiten? „Eine pauschale Antwort darauf gibt es nicht“. Wichtig sei, dass Unternehmen Arbeitszeiten klar kommunizieren. „Sie müssen planbar sein“, unterstreicht Simon. <BR /><BR />Während in den USA oder Deutschland bereits fast jedes Unternehmen soziale Medien nutzt, um neue Mitarbeiter zu gewinnen, sind es hier noch eher wenige. „Auch deshalb funktioniert es, damit herauszustechen“ betont Leon. Er hat die Erfahrung gemacht, dass vielen noch das Bewusstsein über deren Effekte fehlt. Eine gute und einfache Erklärung von Seiten der jungen Experten ist deshalb wichtig. <h3> Südtirol tickt online noch etwas anders</h3>Welche Plattformen sich für die Mitarbeitergewinnung eignen, hängt davon ab, welche Qualifikationen gesucht werden. Handwerks- und Industriebetriebe rekrutieren den Großteil ihrer Bewerbungen über Facebook, auch Instagram funktioniert, wissen die Social-Media-Experten. „Für qualifiziertere Jobs bietet sich LinkedIn an“, sagt Leon. <BR /><BR />Hinsichtlich Facebook ist Südtirol „eine Welt für sich“, weiß Simon aus dem Austausch mit anderen seiner Branche in Deutschland. Auch wegen der vielen Verkaufsgruppen werde Facebook hier noch sehr aktiv genutzt und sei „eine sehr starke und relevante Plattform“. Auch sucht nicht jeder den jungen, noch auszubildenden Mitarbeitenden, sondern auch gern einen mit Erfahrung.<BR /><BR />Dass die Ansprüche an den Arbeitgeber gestiegen sind, begründen die Zwei nicht nur mit der Tatsache, dass aktuell die Anzahl der Jobangebote jene an qualifizierten Arbeitskräften übersteigt, sondern auch mit den sozialen Medien. Hier wird verglichen, gezeigt, was erreicht wurde – auch wenn nicht immer alles echt ist.<BR /><BR />Da sich der Online-Bereich sehr schnell weiterentwickelt, ist es den „evvvolution“-Gründern wichtig, stets auf dem neuesten Stand zu bleiben. Da hierzulande „fachspezifisch wenig“ geboten wird, orientieren sie sich an Deutschland. Regelmäßig besuchen sie dort Weiterbildungen – auch online und des Austausches wegen. Und sie konsumieren selbst aktiv Social Media, „um sich inspirieren zu lassen, zu schauen, was zieht“.<h3> Sich informieren passiert zufällig</h3>Und wie schaut es mit konventionellen Medien aus? „Printmedien sind für junge Menschen nicht so relevant“, konstatiert Leon. Auch wenn er sich und Simon als Ausnahme sieht, die berufsbedingt Südtiroler Zeitungen lesen. Und er bescheinigt ihnen einen gewissen Vertrauens-Mehrwert, den online-Kanäle aufgrund ihrer Unkontrolliertheit nicht bieten. <BR /><BR />„Junge Menschen beziehen ihre Informationen über das Handy und das oft zufällig. Obwohl die Inhalte in den Zeitungen ja nicht ‚falsch‘ sind (im Sinne von falsch gewählt; Anm. der Red.)“, beschreibt Leon. So stoße man beim Durchscrollen von Plattformen auf gewisse Beiträge, denen man sich – weil omnipräsent – gar nicht entziehen könne. Als Beispiel nennt Leon den Tod von Kremlkritiker Nawalny. Diese Art des Zufällig-Informiert-Werdens führt laut Simon dazu, dass junge Mensch teils besser über den Beziehungsstatus von Prominenten in Amerika Bescheid wissen, als dass in ihrer Stadt gewählt wird.<h3> Mit Technologie wandelt sich auch Art des Arbeitens</h3>„Die ‚Dolomiten‘ brauchen einen Tik-Tok-Account“, fügt Simon scherzend an und dann im Ernst: „Details interessieren die Wenigsten. Wer die Jungen erreichen will, muss proaktiv auf sie zugehen – Unternehmen wie Zeitungen“. Und genau das haben sich die 2 Social-Media-Experten zur Aufgabe gemacht, „dabei zu helfen, das, was ein Unternehmen nach innen zu bieten hat, nach außen zu kommunizieren. Sonst ist es verlorenes Potential.“<BR /><BR />Wie schnelllebig die dabei verwendeten Technologien sind, spiegelt sich auch im Denken in kürzeren Zeitabständen wider. So müssen die 2 jungen Männer auf die Frage, wo sie sich in 10 Jahren sehen, erst mal nachdenken.<BR /><BR />„Unsere Arbeit wird in 10 Jahren sicher anders sein“, meint Simon schließlich. „Auch wir werden uns wandeln müssen“, sagt Leon. Fest steht für beide, dass sie sich stetig verbessern wollen und nicht bei einer erreichten Messlatte stehen bleiben wollen.