Südtirol wird in letzter Zeit immer häufiger kritisiert: Das Land erhalte im Verhältnis zu anderen Provinzen Italiens zu viel Geld vom Staat. Thomas Widmann: Diese Zeitungsartikel, die in diese Richtung gehen, sind fast schon zu einem Sport der nationalen Medien geworden. Nur vergessen sie dabei eine Sache: Wir haben zwar mehr Geld, aber wir haben auch mehr Kompetenzen, für die wir selbst bezahlen müssen. Wir zahlen die Straßen selbst, die Krankenhäuser, die Staatslehrer oder den Personennahverkehr. In anderen Provinzen bezahlt all dies der Staat. Der Unterschied ist aber der, dass wir all jenes, das wir selbst verwalten können, besser machen, als der Staat. Und deswegen sind manche neidisch auf uns.Ihr Vorschlag der Vollautonomie ist also aktueller denn je? Widmann: Auf jeden Fall. Die Regierung Monti scheint das Mailänder Abkommen und weitere Vereinbarungen nicht mehr zu respektieren. Das heißt, das Autonomiestatut wird ausgehöhlt. Ein Beispiel: Italien streicht dem Land Südtirol und den Südtiroler Gemeinden die Stromakzise und führt selbst eine ein. Dies bedeutet, dass dieses Geld, dass bisher in Südtirol geblieben ist, nun wahrscheinlich der Staat kassieren wird. Und dies ist nur ein Beispiel von mehreren.Das sind Angriffe auf unsere Autonomie, Angriffe auf unsere Wirtschaft und damit Angriffe auf den sozialen Frieden in Südtirol. Südtirol könnte dasselbe Wirtschaftswachstum wie Deutschland oder Österreich haben, aber das geht nur, wenn wir uns selbst verwalten. Deshalb: Es gibt keine Alternative zur Vollautonomie.Und wie kommt Südtirol zu dieser Vollautonomie?Widmann: Entweder durch zähe Verhandlungen oder aber wir könnten uns freikaufen.__________________________________Mehr dazu lesen Sie in der heutigen Donnerstag-Ausgabe der Tageszeitung „Dolomiten“.