<b>Von Herbert Taschler</b><BR /><BR />Christian Werth, Jahrgang 1961, wuchs im Kloster in Gries auf. Sein Vater Adolf übernahm 1964 als Kellermeister die Verantwortung in der Klosterkellerei und nahm gleich die ganze Familie aus Eppan mit in eine Wohnung im Kloster. <BR /><BR />„Den Wein- und Kellergeruch habe ich von Kindheitstagen an um mich herum gehabt“, erinnert sich Christian Werth. Über seine berufliche Ausbildung gab es also keine Zweifel. <BR /><BR />1983 hat er die Ausbildung zum Önologen an der Landesanstalt für Weinbau in Veitshöchheim bei Würzburg abgeschlossen. Von September 1983 bis April 1984 arbeitete er als Praktikant unter Kellermeister Luis von Dellemann in der Weinkellerei Alois Lageder und 1984 bekam er seine erste Stelle als Kellermeister im Landesversuchszentrum Laimburg.<h3> In den Fußstapfen von Vater Adolf</h3>Am 2. August 1988 trat Christian Werth in die Fußstapfen seines Vaters Adolf und übernahm die Rolle des Kellermeisters in der Klosterkellerei Muri-Gries. <BR /><BR />„Damals ging es hier sehr bescheiden zu. Die Klosterkellerei hatte sich von der großen Krise von 1982/1983 noch nicht richtig erholt und war an einem Tiefpunkt angelangt. Das war ein schwieriger Neustart für mich“, blickt Christian Werth zurück. „Vor allem, da man sich auch mit dem Gedanken trug, die Kellerei ganz zu schließen und dafür voll auf den in jenen Jahren lukrativeren Apfelanbau zu setzen.“<BR /><BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1124613_image" /></div> <BR /><BR />An die 5000 Hektoliter wurden im Kloster in jener Zeit eingekeltert und zu über 90 Prozent offen verkauft. Der Weißweinanteil lag unter 10 Prozent. Bei den roten Sorten machte der Lagreinanteil über 50 Prozent aus, 48 Prozent der Vernatsch und 2 Prozent der Rote Malvasier. <BR /><BR />„Beim Lagrein wurden durchschnittlich an die 180 Doppelzentner pro Hektar gewimmt, beim Vernatsch an die 160. Der Lagrein war als Sorte sehr schwierig unter die Leute zu bekommen, vor allem nur als Lagrein Kretzer. Für den St. Magdalener war aufgrund der Krise der Markt zusammengebrochen. Der Weinbau war vernachlässigt und alles war auf Offenweinverkauf ausgerichtet.“<h3> Eine neue Chance für die Klosterkellerei</h3>Die entscheidende Wende brachte das Jahr 1991. Im Februar wurde Benno Malfèr zum neuen Abt gewählt und er gab der Klosterkellerei eine neue Chance. Obstbau und Weinbau wurden getrennt, Weinbau und Kellerei zu einer neuen Einheit verbunden.<BR /><BR />„Nun konnten wir den Keller renovieren, erweitern und ausbauen und in den Weinbergen für die Erneuerung der Anlagen sorgen“, erzählt Christian Werth. „In der Lage Stampfer in Gries haben wir die ersten Spalieranlagen für Lagrein erstellt.“<BR /><BR />1988 wurden in Muri-Gries an die 35.000 7/10-Liter-Flaschen abgefüllt: 14.000 Flaschen Lagrein Kretzer, 8000 Lagrein dunkel, 8000 St. Magdalener und insgesamt an die 5000 Flaschen Weißweine – Ruländer, Weißburgunder und Gewürztraminer. <BR /><BR />1990/1991 zog der Flaschenverkauf dann allmählich an und 1992/1993 war man bereits bei 70.000 Flaschen. Heute verlassen jährlich rund 650.000 Flaschen die Klosterkellerei.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1124616_image" /></div> <BR />Rund 35 Hektar Reben – 2 Drittel davon in Gries, der Rest in der Gemeinde Eppan – bilden heute die Grundlage für den klösterlichen Weinbau. Mit einem Anteil von 80 Prozent ist Muri-Gries nach wie vor ein klassischer Rotweinbetrieb. <BR /><BR />An der Spitze steht der Lagrein, auf den heute rund 80 Prozent der Rotweinproduktion entfallen. 15 Prozent sind Vernatsch- und 5 Prozent Blauburgunderweine. Die Weißweine, allen voran Weißburgunder, gefolgt von Chardonnay, Gewürztraminer und Müller Thurgau, machen rund 20 Prozent aus. <h3> Südtiroler Lagreingeschichte</h3>„Auch wenn der Lagrein in meinen ersten Jahren als Kellermeister in Gries noch kein Modewein war – die wenigen Lagrein dunkel auf dem Markt waren meist noch sehr rustikal und säurebetont – habe ich von Anfang an an die Sorte geglaubt. Vor allem, weil sie die einzige wirklich autochthone Rebsorte im Bozner Talkessel ist“, blickt Christian Werth zurück. <BR /><BR />Er hat sich von Anfang an intensiv mit dem Lagrein auseinandergesetzt und ständig daran gearbeitet, die typischen Merkmale und Feinheiten der Sorte freizulegen und das volle Potential der Traube zur Entfaltung zu bringen.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1124619_image" /></div> <BR /><BR />Einen wesentlichen Anteil an der Renaissance des Lagrein hat der Lagrein Riserva Abtei Muri, der schon bald zu einer Referenz in Sachen Lagrein in Südtirol und zum Aushängeschild der Klosterkellerei wurde.<BR /><BR />„1989 kam der erste Jahrgang auf den Markt – mit einem stolzen Preis von 7800 Lire. Eine normale Flasche Lagrein kostete damals bei uns 3600 Lire. 6000 Flaschen haben wir 1989 produziert, ausgebaut in gebrauchten Barrique-Fässern vom Weingut Lageder“, erzählt Christian Werth. <BR /><BR />Für den Abtei Muri Riserva 1996 hat das Klosterweingut die ersten 3 Gläser vom „Gambero Rosso“ erhalten: „Der ,Gambero Rosso' hat an uns geglaubt und für den Lagrein viel bewegt. Das Interesse war angekurbelt und die Nachfrage stieg sofort.“<BR /><BR />Der Lagrein Riserva Vigna Klosteranger bildet heute die absolute Spitze der Südtiroler Lagreinproduktion. Der erste Jahrgang 2014 kam 2018 erstmals mit 12.000 Flaschen auf den Markt. „Mit dem Lagrein Klosteranger konnten wir uns noch einmal weiterentwickeln und meine Vision der Sorte Lagrein in seiner höchsten Ausdrucksform in die Flasche bringen“, freut sich Christian Werth: <BR /><BR />„Die große Leistung dieser Jahre ist für mich, dass der Lagrein ein Teil der Südtiroler Weinkultur geworden ist. Wir haben den Bekanntheitsgrad der Sorte steigern können und es zustande gebracht, dass man heute Südtirol mit dem Lagrein in Verbindung bringt.“<h3> Ein Stück Südtiroler Weinbaugeschichte</h3>Muri-Gries ist Teil der Südtiroler Weinbaugeschichte. Als eines der letzten Klöster mit eigener Weinproduktion ist die Klosterkellerei Zeugnis einer jahrhundertelangen, gelebten Weinbautradition, die die geistliche Welt mit der Südtiroler Weinkultur bereits seit dem Mittelalter untrennbar miteinander verbindet.<BR /><BR /> Christian Werth empfindet es als Glück, eine der wohl tiefgreifendsten Umstellungsphasen der Kellerei miterlebt zu haben: „Es erfüllt mich mit ehrlicher Dankbarkeit, dass ich diese wichtigen Jahre ein Stück weit mitgestalten durfte. Ein großer Dank geht an unser kleines Team von langjährigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Ich freue mich, dass ich all das, was in über 30 Jahren in Muri-Gries entstanden ist, an einen kompetenten und engagierten Önologen übergeben kann. Das gelegte Fundament in gute Hände legen zu können, lässt mich mit Zufriedenheit nach vorne blicken.“