Vierteljährlich erkundigt sich das AFI in einer repräsentativen Umfrage über die Befindlichkeit der Südtiroler Arbeitnehmer. Begleitend beschäftigen sich die Forscher mit einem Thema besonders eingehend; diesmal war es das Thema Finanzierungen. Dabei untersuchte das AFI, in welchem Ausmaß die gestiegenen Zinsen auf die Kreditnachfrage einwirken. <BR /><BR />Das AFI sprach bei der Vorstellung der Ergebnisse von einer alarmierenden Entwicklung: „Die Daten der Banca d’Italia belegen in der zweiten Jahreshälfte 2023 eine deutliche Einbremsung des Kreditvolumens. Der letzte verfügbare Wert vom 30. November zeigt im 12-Monats-Vergleich einen Rückgang des Kreditvolumens um 4,1 Prozent. Während die Kredite an Privathaushalte um 1,1 Prozent zurückgegangen sind, brachen jene an Unternehmen mit mehr als 20 Mitarbeitern regelrecht eingebrochen“, so AFI-Direktor Stefan Perini. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="992365_image" /></div> <BR /><BR />Bei Letzteren belaufe sich das Minus auf 6,4 Prozent im Vergleich zum November 2022. Laut Perini sei dies eindeutig eine Folge der rapide gestiegenen Zinsen. Das rückläufige Kreditvolumen deutet einerseits daraufhin, dass grundsätzlich weniger investiert wird und falls doch, dann verstärkt mit Eigenmitteln, um nicht die höheren Finanzierungskosten fürs Fremdkapital schultern zu müssen. Zur Ergänzung: Die Zinsen bei neuen Darlehen lagen im Herbst 2023 rund 4 bis 5 mal höher als vor der Zinswende der EZB, die Mitte 2022 eingeläutet wurde. <BR /><BR /><embed id="dtext86-63326603_quote" /><BR /><BR />Dazu kommt laut Perini: Die Banken seien bei der Kreditvergabe wieder strenger geworden: „Der Zugang ist ähnlich erschwert wie in den Jahren von 2011 bis 2013, als die Institute infolge der Finanz- und Wirtschaftskrise die Zügel vorübergehend enger zogen“, so Perini. <h3>Arbeitnehmer wieder optimistischer</h3>Erfreulicher fiel das Update der Arbeitnehmerbefragung aus, das – wie schon die Konsumklimaerhebung des WIFO – eine Aufwärtstendenz bei der Stimmungslage zeigt. „Positiver schätzen die Südtiroler nicht nur die Lage der Wirtschaft und am Arbeitsmarkt ein, sondern auch ihre eigene finanzielle Situation“, so AFI-Mitarbeiterin Maria Elena Rossi. Während bei früheren Befragungen mehrfach rund ein Drittel der Südtiroler angegeben hatte, schwer oder sehr schwer über die Runden zu kommen, waren es diesmal „nur“ 25 Prozent, also ein Viertel. Gleichzeitig gaben 55 Prozent an, Geld beiseite legen zu können. <BR /><BR />Wie kann das sein, wenn die Löhne in der Breite nicht gestiegen und die Preise nicht gesunken sind? „Eine Erklärung ist, dass nach Zeiten mit extremen Teuerungsraten nun etwas Ruhe eingekehrt ist; eine große Last ist von den Schultern der Südtiroler gefallen. Neben diesem Gefühls-Aspekt, gibt es aber wohl noch einen anderen Grund: Möglicherweise haben viele die letzte Zeit dazu genutzt, um ihre Konsumgewohnheiten und ihr Ausgabeverhalten kritisch zu hinterfragen. Die dabei zutage getretenen Sparpotenziale dürften wohl zu mehr finanziellem Spielraum beigetragen haben.“<BR /><BR />Trotz der verbesserten Indikatoren warnt Iarossi aber vor zuviel Euphorie: „Wir können bei weitem nicht von einer Top-Stimmung sprechen, sondern eher von einer Normalisierung.“ Was man seit Pandemiezeiten außerdem feststellen könne, sei eine zunehmende Unsicherheit in der Bevölkerung: „Die Ergebnisse schwanken von einer zur nächsten Befragung mitunter erheblich, und viel stärker als früher.“<h3>„Bei Löhnen ist nicht viel passiert“</h3>Dem Thema Kaufkraft widmete sich AFI-Präsident Andreas Dorigoni, der vor allem die Arbeitgeberseite in die Verantwortung nahm: „Ein Lohnschub ist dringend nötig, um die kumulierte Inflation der letzten Jahre auszugleichen. Wenn’s der Wirtschaft gut geht, soll es schließlich allen gut gehen. Und die Südtiroler Wirtschaft ist im Jahr 2022 real um 7,1 Prozent gewachsen, wie das Astat vor wenigen Tagen belegt hat“, so Dorigoni.<BR /><BR /><BR />