Woher die Unterstützungsgelder kommen und was es sonst für Lösungen in der Milchwirtschaft braucht, lesen Sie hier.<BR /><BR /><BR />„Die Produktionskosten in den Milchhöfen sowie bei den Bauern steigen täglich und können nur teilweise an den Handel weitergegeben werden. So bleibt der Landwirt auf den gestiegenen Kosten sitzen und die Milchproduktion wird unrentabel. Die Gefahr, dass viele Stalltüren geschlossen werden, ist real. Wenn die Milch verschwindet, verschwindet auch die Landschaft.“ So kommentierte Joachim Reinalter den Umstand, dass 90 Prozent der vom Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen (Wifo) befragten Milchbauern für 2022 eine schlechte Ertragslage erwarten.<BR /><BR />Neben den steigenden Energiekosten wurden auch die Preise für Kraftfutter durch den Ukraine-Krieg in die Höhe gepeitscht.<BR /><BR /> Dass Not am Mann ist, weiß auch Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler: „Wenn wir davon sprechen, die Zukunft der Milchwirtschaft zu sichern, reden wir von 2 Dingen: kurz- und langfristigen Lösungen. Die kurzfristige Unterstützung vor allem deshalb, da niemand absehen kann, wann sich die Lage in der Ukraine beruhigt. Und auch dann werden die Preise für Kraftfutter kaum wieder auf das Niveau vom Vorjahr sinken.“<BR /><BR />Hier sei bereits Hilfe unterwegs – auf mehreren Ebenen: Einerseits hat die EU-Agrarkommission einen Krisenreservefonds von 500 Millionen Euro angekündigt. „Davon entfallen 45 Millionen Euro auf Italien und Rom hat bereits angekündigt, weitere 90 Millionen Euro draufzulegen“, so Schuler. Er habe bereits mit dem zuständigen Landwirtschaftsminister Stefano Patuanelli gesprochen und die Zusage erhalten, dass auch die Milchwirtschaft in den Bergen berücksichtigt werde. <BR /><BR />Und auch das Land Südtirol wird in den kommenden Wochen über finanzielle Maßnahmen diskutieren, um den Milchbauern über die schwere Zeit zu helfen. Wie groß der Fördertopf sein wird, sei noch nicht absehbar, wohl aber, dass es einen geben wird, betont der Landesrat.<BR /><BR /><embed id="dtext86-53535400_quote" /><BR /><BR />Finanzielle Hilfen von Land und Staat seien jedoch keine langfristige Lösung: „Wir müssen den Milchsektor langfristig auf gute Beine stellen. Die Berglandwirtschaft ist wichtig für Südtirol, nicht nur für die Natur und die Kulturlandschaft, sondern auch für den Tourismus“, so Schuler. Es sei eine Rarität, dass es in Südtirol noch so viele Höfe gebe, während sie im restlichen Alpenraum in den vergangenen 30 Jahren zum Großteil verschwanden. Mittlerweile zählt man 54 Prozent weniger Höfe im Alpenbogen, allein im Belluno sind es gar über 80 Prozent. <BR /><BR />Doch, wie schon Reinalter betonte: Die Gefahr, dass auch in Südtirol viele Stalltüren geschlossen werden, ist real. „Wir müssen erreichen, dass die Bauern von ihrer Arbeit leben können, dass die Wertschöpfung wiederhergestellt wird.“ Der Milchpreis habe sich nicht so entwickelt, dass die Produktionskosten entsprechend aufgefangen werden, so Schuler. „Und auch das müssen wir schaffen: Dass ein fairer Preis für das Produkt gezahlt wird. Es muss am Ende etwas für den Milchbauern übrig bleiben.“<BR /><BR /> In Europa gebe der Durchschnittsbürger lediglich 10 bis 15 Prozent seines Gehalts für Lebensmittel aus. „Das ist historisch betrachtet sehr wenig“, so Schuler. „Und wie viel davon erhält der Bauer? Wenig – immerhin bekommt ja auch die Handelskette etwas vom Milchpreis ab.“ Zwar habe man in der Vergangenheit den Milchpreis nachgebessert – doch das reiche bei den heutigen Kosten nicht mehr. „Wir müssen einen Weg finden, die Berglandwirtschaft auch für die nächsten Generationen attraktiv zu halten – sonst droht auch bei uns ein Sterben der Bauernhöfe.“