Man besucht einen Ort, postet das Foto auf Social Media und plötzlich ist das versteckte Fleckchen Erde weltweit sichtbar: Digitalisierung hat den Tourismus beschleunigt und stückweit auch ausufern lassen. Nun soll sie auch Teil der Lösung sein: Mit digitaler Besucherlenkung will man Gäste künftig von überfüllten Hotspots hin zu unbekannteren „Coldspots“ lenken. Erste Gehversuche gibt es auch in Südtirol.<h3>touristinfo.ai: Ein virtueller Tourismus-Infopoint</h3>Um Besucherströme zu lenken, braucht es zwei Dinge: „Man muss wissen, wo die Gäste sind, und man muss mit ihnen kommunizieren können“, erklärt Sebastian Betz, Gründer des Start-ups Mediatize.<BR /><BR />Gemeinsam mit Julian Palmarin hat er den KI-gestützten Chatbot touristinfo.ai entwickelt, der wie ein virtueller Tourismus-Infopoint funktioniert. Über WhatsApp beantwortet er in über 80 Sprachen Fragen rund um den Aufenthalt, gibt Tipps zu Ausflügen und warnt auch vor stark frequentierten Orten. „Der Chatbot greift auf Live-Daten zurück, aus denen sich ableiten lässt, wie stark ein Ort besucht ist“, so Betz.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1202418_image" /></div> <BR /><BR />Derzeit analysiert das System vor allem Echtzeit-Verkehrsdaten, Informationen zur Parkplatzauslastung sowie Daten von Liftanlagen. Je mehr Daten verfügbar sind, desto präziser die Prognosen. „Die KI wertet diese Informationen aus und erstellt daraus Antworten, die für Gäste verständlich und nützlich sind“, erklärt Betz. Zukünftig plant man auch, Daten von Südtirol Mobil in den Chatbot miteinfließen zu lassen, um die nachhaltige Anreise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln besser zu bewerben.<BR /><BR />Der Chatbot ist seit wenigen Wochen in mehreren Südtiroler Gemeinden im Einsatz: in St. Vigil am Enneberg, im Antholzer Tal, in Kiens, Olang, Eppan und bald auch in Bozen.<BR /><BR />Die erhobenen Daten bleiben unter der Hoheit der jeweiligen Tourismusvereine. „So bleiben die Informationen bei den Destinationen und helfen gleichzeitig, den Aufenthalt für Gäste und Einheimische angenehmer zu gestalten“, betont Betz.<h3> skadii: Menschen und Fahrzeuge in Echtzeit erfassen</h3>Auch der Softwareentwickler skadii der Sterzinger Unternehmensgruppe HTI setzt auf digitale Besucherlenkung. Die Firma hat ein KI-Zählsystem entwickelt, das in Echtzeit Bewegungen von Menschen und Fahrzeugen erfasst. So können Angebote wie Parkplätze, Shuttles oder Hinweise auf ruhigere Wanderwege und Pisten gezielter gesteuert werden.<BR /><BR />Ursprünglich für Skigebiete konzipiert, wird die Software nun auch in der Gemeinde Sterzing getestet. „Dank skadii erhalten wir fundierte Einblicke in Frequenzen und Besucherströme, die uns dabei helfen, Sterzing gezielt weiterzuentwickeln und noch attraktiver zu machen“, sagt Florian Mair, Geschäftsführer des Tourismusvereins Sterzing. So könne man den Erfolg von Marketingmaßnahmen bewerten und entsprechend anpassen.