„Ich habe 60 Jahre lang im Geschäft gearbeitet. Mit gerade einmal 14 Jahren bin ich nach dem Abschluss der damaligen dreijährigen Handelsvorbereitungsschule in das Geschäft meines Vaters eingestiegen, es war im Sommer 1965“, erinnert sich Stefan Vettori (74). <BR /><BR />Gegründet hatte das familienbetriebene Fachgeschäft für Lederwaren sein Vater Hermann Vettori bereits im Jahr 1945, „unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg. Es war damals kein leichtes Unterfangen, die Leute hatten ja kaum Geld, es wurde viel repariert und ausgebessert.“ Ab den 1960er-Jahren hingegen gab es, ausgehend vom „deutschen Wirtschaftswunder“ unter dem Wirtschaftsminister und späteren Bundeskanzler Ludwig Erhard, auch hierzulande einen ökonomischen Auftrieb, der vielen Branchen und Wirtschaftstreibenden zugutekam. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1207080_image" /></div> <BR /><BR />„Wir haben immer viel Wert auf gute Qualität und zufriedene Kunden gelegt. So haben wir auch in unserer Werkstatt vielfältige Sonderwünsche und Änderungen unserer angebotenen Waren ausgeführt. Die Zeit, die ich dabei verbracht habe, konnte ich den Kunden nie im vollen Umfang anrechnen, das ging einfach nicht. Aber wie gesagt, die Zufriedenheit und das Lob der Kundschaft waren mir viel wert“, sagt Stefan Vettori, der zusammen mit seiner Frau Hertha, die seit rund 40 Jahren als „gute Seele“ das Geschäft mitführt, hinter dem Ladentisch stand. <BR /><BR />Beim Waren-Ausverkauf kurz vor der Schließung des Ladens seien viele Stammkunden vorbeigekommen und hätten mit großem Bedauern geklagt, dass sie nun ohne fachliche Beratung und Ausbesserungen zurechtkommen müssten. <h3>„Wir sind die letzten unserer Zunft“</h3>„Diese Rückmeldungen haben uns große Genugtuung beschert“, bekräftigt der 74-Jährige. In Bozen habe es in der Blütezeit der Taschner 27 Lederwarengeschäfte gegeben, in dieser Form übrig geblieben sei jedoch kein einziges. „Wir sind die letzten unserer Zunft“, betont Vettori. <BR /><BR />Zum Rückblick auf die 60 Jahre gehören auch zwei besondere Erlebnisse: eines sehr schmerzlich und eines unvergesslich. <BR /><BR />„Es war im Jahr 1982, als uns der Sultan von Oman mit seinem Gefolge die Ehre erwies. Er hat für sich und seine Begleitung dann doch einiges erworben. Beeindruckt hat mich aber vor allem, dass einer seiner 'Beschützer' stets hinter mir stand und als Zeichen seiner Würde und Macht ein Zepter in der Hand hielt. Für mich jedenfalls ein unvergessliches Erlebnis.“ In weniger guter Erinnerung geblieben ist ein Einbruch, der sich innerhalb kurzer Zeit wiederholte: „Vor etwa zwei Jahren wurde nachts das Schaufenster eingeschlagen. Alle wertvollen Ledergürtel wurden gestohlen – sogar zweimal innerhalb weniger Tage. Das war für uns höchst unangenehm, nicht nur wegen des finanziellen Schadens.“ <BR /><BR />Nach der Schließung ihres Lederwaren-Fachgeschäfts, blicken Hertha und Stefan Vettori mit ein bisschen Wehmut zurück. „60 Jahre kann man nicht so ohne Weiteres streichen. Und ich habe auch gerne im Geschäft gearbeitet, manchmal 50 und mehr Stunden die Woche. Aber ich habe mich schon lange damit beschäftigt, meinen Beruf an den Nagel zu hängen, so dass ich frohen Mutes bin und mich mehr mit anderen Dingen beschäftigen werde“, resümiert Stefan Vettori abschließend. <BR /><BR /> <a href="mailto:redaktion@stol.it" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Haben Sie einen Fehler entdeckt? Geben Sie uns bitte Bescheid.</a>