Ein letztes Mal steht Josef Ackermann im Mittelpunkt. Bei der Hauptversammlung am Donnerstag macht der scheidende Deutsche-Bank-Chef unmissverständlich klar: Es geht um die Bilanz seiner zehn Jahre – nicht um die Zukunft unter Anshu Jain und Jürgen Fitschen.Seine beiden Nachfolger sind nur Statisten auf dem Podium, in seiner fast einstündigen Rede erwähnt Ackermann beide nur einmal namentlich.Fragen nach der künftigen Strategie der Deutschen Bank werden abgeblockt – obwohl die neue Doppelspitze direkt nach der Hauptversammlung das Ruder übernimmt.„Die Deutsche Bank ist eine globale Bank, aber…“ Bohrende Fragen von Aktionären, wohin der Investmentbanker Jain den Konzern steuern wird, beantwortete Ackermann knapp: „Das wird das neue Führungsteam sobald wie möglich kommunizieren. Heute geht es um das Jahr 2011.“Zugleich schrieb er seinen Nachfolgern ins Stammbuch: „Die Deutsche Bank ist eine globale Bank. Aber wir haben tiefe Wurzeln in unserem Heimatmarkt, und wir pflegen diese Wurzeln.“Zweifelhafte Geschäfte gehörten weiterhin auf den Prüfstand, mahnte Ackermann. Vor allem Deals im von Jain verantworteten Investmentbanking in den USA aus Zeiten vor der Finanzkrise machen dem Konzern massiv Probleme.„Das ist wahrscheinlich der Preis dafür, dass man in den USA Geschäft macht“, sagte Ackermann. „All das, was wir bis jetzt bezahlt haben, ist nur ein Bruchteil dessen, was wir in den USA verdient haben.“ Ganz ohne Risiko werde es auch künftig nicht gehen.Kritik an Ackermann hielt sich in Grenzen Trotz des mageren Aktienkurses und zuletzt eher bescheidenen Gewinnzahlen hielt sich die Kritik an Ackermann in Grenzen.Im Gegenteil: Immer wieder stand ein Großteil der 7000 Aktionäre auf, um mit donnerndem Applaus ihre Anerkennung für einen der umstrittensten Banker Deutschlands deutlich zu machen. Der Schweizer genoss das sichtlich gerührt.Stärker in der Kritik als Ackermann stand der ebenfalls scheidende Aufsichtsratschef Clemens Börsig und dessen Rolle bei der Regelung der Ackermann-Nachfolge.Ackermann hatte keinen Hehl daraus gemacht, dass er lieber den ehemaligen Bundesbank-Präsidenten Axel Weber auf dem Chefsessel in den Frankfurter Zwillingstürmen gesehen hätte.An Jain, der mit wenigen Ausnahmen seit Jahren der „Geldmacher“ der Bank ist, führte jedoch letztlich kein Weg vorbei. Eine der ersten Entscheidungen des neuen Duos: Sie stellten den Ackermann-Vertrauten Hugo Bänziger (Risikovorstand) und Hermann-Josef Lamberti (Personalvorstand) den Stuhl vor die Tür und installierten Getreue.Der scheidende Vorstandschef lobte seine Weggefährten Bänziger („Für mich warst Du stets der wichtigste Ratgeber“) und Lamberti („Einen herzlichen Dank für Deine hervorragende Arbeit“) in höchsten Tönen – auch das ein deutliches Signal an seine Nachfolger.Jain und Fitschen könnten auf zehn erfolgreiche Jahre aufbauen, stellte Ackermann fest: „Dabei begleiten sie meine besten Wünsche – nicht zuletzt auch als Aktionär.“ Für besorgte Anteilseigner, die um das Deutsche in der Deutschen Bank fürchten, hatte Aufsichtsratschef Börsig eine Beruhigungspille parat: „Herr Jain lernt Deutsch.“Er bat aber auch um Geduld: „Wie Sie wissen, ist Deutsch keine besonders leichte Sprache.“ Die Hauptversammlung verfolgte Jain mit Übersetzungsknopf im Ohr.