<b>von Christoph Höllrigl</b><BR /><BR />Es sind die größten Lithium-Vorkommen Europas – und deshalb im Zeitalter der Elektromobilität ein Hoffnungsschimmer für mehr Unabhängigkeit von China: jene im westserbischen Ja<?TrVer> dar-Tal, wo schon bald mit dem Abbau des Leichtmetalls begonnen werden soll. China kontrolliert derzeit nämlich den Großteil des weltweiten Abbaus und der Verarbeitung von Lithium, jenem Rohstoff, der für die Herstellung von E-Autos so essenziell ist. Aber in Serbien regt sich auch Widerstand <i>(siehe Info am Ende des Artikels)</i>. <BR /><BR />Im Zuge der Bemühungen Europas, „kritische Rohmaterialien“ (wie z.B. Seltene Erden) vermehrt selbst abzubauen, wird auch in Österreich über eine mögliche „Wiederbelebung“ alter oder Erschließung neuer Bergbauprojekte diskutiert. Seit 2011 arbeitet etwa ein australisches Explorationsunternehmen daran, in der Nähe von Wolfsberg (Kärnten) Lithium abzubauen.<BR /><BR />Stellt sich die Frage, wie es um die Zukunft des Bergbaus in Südtirol bestellt ist, etwa Lithium-Abbau für Autobatterien? Immerhin hat das Land eine lange Geschichte vorzuweisen (u.a. in Schneeberg, Ridnaun, Prettau, Sarntal – mit Kupfer, Zink, Blei, Fluorit usw.).<BR /><BR />Dass es hierzulande vielfältige Vorkommen mineralischer Rohstoffe und Metalle gab und gibt, bestätigt der Geologe und ehemalige Konservator für Erdwissenschaften im Naturmuseum Südtirol, Benno Baumgarten: „Wir haben zwar ei<?TrVer> ne sehr vielfältige Geologie, aber viel zu kleinräumig, und die Vorkommen sind sehr bescheiden. Wir haben alles ein bisschen, aber nichts richtig. Das ist eher etwas für Mineraliensammler.“ Das sei auch der Grund, wieso der Erzbergbau hierzulande – bis auf Werksteine und Industrieminerale wie Marmor, Kies usw. – Mitte der 1990er Jahre eingestellt wurde.<BR /><BR /><h3> Südtiroler Lithium in Pegmatiten in Martell und Ulten</h3>Das gilt auch im Zusammenhang mit Lithium. Zum Verständnis: Das Leichtmetall kann einerseits aus Hartgestein und andererseits aus Solen gewonnen werden. Geht es um die Gewinnung aus Solen, erklärt Baumgarten: „Salzvorkommen gibt es im Land keine relevanten. Das Salz, das es hierzulande gegeben hat, ist längst schon ausgespült und im Meer. Und dort wäre die Verdünnung zu groß.“ Das gelte im Übrigen auch für das lithiumreiche Wasser, das vor mehr als 15 Jahren bei Thermalbohrungen in Sinich/Meran entdeckt wurde.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1067118_image" /></div> <BR /><BR /><BR />Und Lithium aus Gestein? „In Gestein gebunden, kommt Lithium in Pegmatiten vor – etwa im Mineral Spodumen“, so der Geologe weiter. „Spuren von Spodumen gibt es in Marteller und Ultner Pegmatiten. Aber eben auch nur Spuren.“ Eine wirtschaftliche Gewinnung sei deshalb unmöglich. Baumgartens Fazit könnte demnach nicht deutlicher ausfallen: „Selbst bei größter, weltweiter Li<?TrVer> thium-Not bräuchte man in Südtirol immer noch nicht damit anfangen. Es ist sinnlos und nicht vorstellbar.“<BR /><BR /><h3> Die Lage bei Seltenen Erden</h3>Ein ähnliches Urteil fällt der Mitautor des Buches „Auf den Spuren der Knappen – Bergbau und Mineralien in Südtirol (Athesia-Tappeiner, 1998, 288 S.) im Übrigen auch zu Seltenen Erden – in der Fachsprache Lanthanoide genannt. Auch diese seien gebunden an Pegmatite. „Das sind die Letztausscheidungen bei der Granitbildung“, erklärt Baumgarten. „Bei uns gibt es davon etwa das Mineral Yttrium-Allanit. Da geht es aber immer um sehr geringe Mengen. Spuren von Yttrium gibt es etwa in Mittewald – im Randbereich vom Brixner Granit. Für Mineraliensammler ist das interessant, aber nicht für die Rohstoffwirtschaft.“<h3> Alte Bergwerke reaktivieren?</h3>Möglicherweise in größeren Mengen zu finden wären hingegen Blei und Zink – bei einer Reaktivierung des Bergbaus in Ridnaun. „Da müsste man allerdings einen riesigen Tagebau betreiben und den ganzen Berg abtragen.“ Abgesehen von Herausforderungen bei Transport und Weiterverarbeitung wäre so etwas nie wirtschaftlich. Gleiches gelte für den bis 1978 im Sarntal abgebauten Fluorit. Und in einem Tourismusland wie Südtirol könne man „nicht einfach wie in Chile ein Vier-Kilometer-Loch ausbaggern. Auch muss man die Auswirkungen auf die Landschaft, die Umwelt und den Tourismus bewerten“, so der Geologe.<BR /><BR />Die „Nicht-Zukunft“ des Bergbaus in Südtirol sei aber alles andere als ernüchternd, schließt Baumgarten: „Das zeigt, dass wir hierzulande davor Ruhe haben werden. Andere Werte der Landschaft wiegen weitaus mehr.“<BR /><h3> Info: In Serbien größte Lithium-Vorkommen Europas</h3>Im Juli dieses Jahres hatte Belgrad für die Lithium-Förderung im westserbischen Jadar-Tal, wo die größten Lithium-Vorkommen Europas liegen, grünes Licht gegeben. 2022 hatte die Regierung diese auf Druck von Umweltschützern, die die Lithium-Förderung für höchst schädigend für Mensch und Natur halten, vorläufig gestoppt. <BR /><BR />Auch aktuell gibt es immer wieder Proteste. So haben am Samstag vor drei Wochen Zehntausende Menschen in Belgrad demonstriert. Sie besetzten in der Nacht zum Sonntag zwei Bahnhöfe der serbischen Hauptstadt. Die Polizei nahm 19 Demonstrierende fest. Staatspräsident Aleksandar Vucic verurteilte die Bahnhofsblockaden, signalisierte aber Gesprächsbereitschaft sowie ein mögliches Referendum über das Lithium-Projekt. <i>(APA/dpa)</i>