Gut durchgerechnet: Was Sie über Förderungen und Kosten sowie die Vor- und Nachteile von E-Autos wissen müssen. <BR /><BR /><BR />Die Erinnerungen an die ersten E-Bikes sind noch wach. Eher antiken Motorrädern ähnelnd, zogen sie neugierige Blicke auf sich, und die Fahrer ernteten mitleidige Bemerkungen, was ihre Sportlichkeit anbelangt. Dieses Image hat sich komplett gewandelt. E-Bikes sind rund 20 Jahre nach ihrer Markteinführung zum Standard geworden. Die Nachfrage boomt, und mitleidige Bemerkungen ernten höchstens noch Radler, die mit reiner Muskelkraft in die Pedale treten. <BR /><BR />Nun, ganz so flott wie das Elektrofahrrad Europa erobert hat, ist das Elektroauto noch nicht unterwegs. Dennoch scheint es sich nach einem sehr zögerlichen Start am Markt zu etablieren. Wer den Verkehr in der Stadt oder auch im eigenen Dorf aufmerksam beobachtet, der wird immer wieder auf ein batteriebetriebenes Auto oder auf einen sogenannten Hybriden treffen, der zumindest teilweise mit Strom fährt. Und längst sind es nicht mehr nur teureTeslas, die über den herrlich leisen E-Motor verfügen. Auch die Nachbarin im Fiat 500, der Arbeitskollege im VW Golf oder der Chef im BMW fahren elektrisch. Das E-Auto kommt somit in der Mittelklassegesellschaft an, und das weckt offenbar Vertrauen.<BR /><BR /> „Das Interesse der Kunden am Produkt ist groß“, bestätigt Andreas Barchetti, einer der Chefs der Gruppe Barchetti, die zahlreiche Autohäuser in und außerhalb Südtirols führt. Allerdings setze sich das E-Fahrzeug noch nicht als Familienauto durch, sondern diene eher als Stadt- oder Zweitauto – häufiger auch als Firmenwagen. Derzeit liegt der Anteil der E-Fahrzeuge am Gesamtverkauf laut Barchetti lediglich bei etwa 6 Prozent. Vor der Einführung der staatlichen Förderungen waren es gar nur 3 Prozent, obwohl das Land bereits seit 2017 Zuschüsse gibt. <BR /><BR /><BR /><Fett>Bis zu rund 12.000 Euro teurer</Fett><BR /><BR /><BR />Und da wären wir schon bei einem großen Schwachpunkt des Elektroautos: dem Preis. Je nach Modell und Batteriestärke zahlt man für das umweltfreundliche Auto durchschnittlich 10.000 bis zu 12.000 Euro mehr als für eines mit Verbrennermotor. Das ist auf den ersten Blick ein ziemlich monströser Aufpreis, der übrigens in erster Linie auf die teure Batterie zurückzuführen ist. <BR /><BR /><BR />Allerdings: „Beim E-Auto kann die Rechnung nicht mit dem Kaufpreis gemacht werden“, sagt Harald Reiterer, Leiter des Bereiches Green Mobility in der Südtiroler Transportstrukturen AG (STA). Er zählt eine Reihe von Vorteilen auf, die der Elektroantrieb im Vergleich zum herkömmlichen Benziner oder Diesel bietet und die es unterm Strich sogar günstiger machen als die Kraftstoffkonkurrenz: „Ein E-Auto verfügt über weniger Verschleißteile. Das bedeutet, dass zum Beispiel weder Zündkerzen noch der Auspuff ausgetauscht werden müssen. Auch Betriebsflüssigkeiten wie das Motoröl müssen nicht gewechselt werden.“ Außerdem zahle man 5 Jahre keine Autosteuer und auch danach nur etwa ein Fünftel, und die Versicherung sei in der Regel günstiger … „einmal ganz abgesehen von den Stromkosten, die – sofern man den Haushaltsstrom nutzt – viel geringer sind als der Treibstoff bei Benzinern oder Dieselfahrzeugen.“ Insgesamt würden sich die Mehrkosten des E-Autos innerhalb von 8 bis 10 amortisieren. Ohne Förderungen wohlgemerkt.<BR /><BR /><BR /><Fett>So fördert das Land</Fett><BR /><BR />Und da wären wir nach dem Schwach- nun beim großen Pluspunkt, den das Elektroauto zurzeit zu bieten hat: den Förderungen. Die gibt es sowohl vom Staat als auch vom Land, und sie sind kumulierbar. Das heißt, beide können gleichzeitig beansprucht werden. 2000 Euro bekommen Privatpersonen und Unternehmen aktuell beim Ankauf eines reinen Elektrofahrzeuges. Es muss neu oder „fabrikneu“ sein. Letzteres bedeutet, dass es innerhalb von 6 Monaten ab Inbetriebnahme oder mit höchstens 6000 Kilometern angekauft wird. 1000 Euro Beitrag sind immerhin für die Plug-in-Hybriden vorgesehen, die durch ihren Kraftstoffmotor weniger umweltfreundlich sind. <BR /><BR />Der finanzielle Beitrag fließt zwar nur dann, wenn auch der Händler den jeweils gleich hohen Preisnachlass gewährt. Doch Rabatte sind für die Händler längst gang und gäbe. Am Ende hat man jedenfalls 4000 bzw. 2000 Euro eingespart. <BR /><BR />Wichtig zu wissen: Auch Leasing-Autos und solche in Langzeitmiete werden im gleichen Ausmaß gefördert. Außerdem unterstützt das Land die Anschaffung von Elektromotorrädern, E-Scootern sowie E-Lastkrafträdern. <BR /><BR /><Fett>So fördert der Staat</Fett><BR /><BR />Später als das Land, ist der Staat auf den Förderzug aufgesprungen. Allerdings mit einem ganz anderen Hintergrund als Südtirol, das sich zur „Modellregion für nachhaltige alpine Mobilität“ entwickeln will. Italien geht es in erster Linie darum, die Industrie und konkret den Automarkt wieder anzukurbeln. Der Nachhaltigkeitsgedanke spielt da nur eine Nebenrolle. Deshalb beschränken sich die staatlichen Förderbeiträge auch nicht auf die Fahrzeuge mit Alternativantrieb, sondern es gibt in bestimmten Fällen auch Prämien für Verbrenner und Gebrauchtwagen, sofern ein mindestens 10 Jahre altes Autos (zugelassen vor 1. Jänner 2011) verschrottet wird. <BR /><BR />Dass diese Maßnahme im Sinne der Nachhaltigkeit ist, bezweifelt Harald Reiterer, denn: „Erstens kann ein 10 Jahre altes Fahrzeug seinen Zweck noch lange erfüllen, wenn es nicht allzu viele Kilometer und Verschleißerscheinungen aufweist – und dann ist es umweltfreundlicher, dieses bis zur Schrottreife zu fahren, als es gegen ein Neues einzutauschen. Zweitens ist es absolut nicht zeitgemäß, die Anschaffung von Autos mit Verbrennermotor zu unterstützen, selbst wenn die Emissionen gering sind.“<BR /><BR /><Fett>Bis zu 12.000 Euro „Rabatt“</Fett><BR /><BR />Die Kunden der Autohäuser aber wird’s nicht stören, zumal es ein Batzen Geld ist, den sie sich beim Kauf eines Neuwagens sparen. Wer sich in Südtirol beispielsweise ein reines Elektroauto anschafft, dazu einen älteren Wagen verschrottet, der kommt mit Staats- und Landesförderung auf einen „Rabatt“ von maximal 12.000 Euro, davon 8000 Euro vom Staat, 4000 vom Land – der Händlerrabatt wird natürlich nur einmal gewährt. Damit wäre der Aufpreis auf das E-Auto auf jeden Fall wettgemacht. Allerdings: Die staatlichen Beiträge sind im Moment aufgebraucht! Vor dem Kauf sollte also überprüft werden, ob tatsächlich Fördergeld ausbezahlt wird. <BR /><BR />Kauft man sich hingegen einen Plug-in-Hybriden, liegt die staatliche Förderung bei maximal 6500 Euro mit Verschrottung. Samt Landesförderung sind es dann 8500 Euro. <BR /><BR />Was in diesem Zusammenhang wichtig und für so manchen wohl enttäuschend ist: Die staatliche Förderung, für die heuer insgesamt 350 Millionen Euro locker gemacht werden, ist derzeit auf das Jahr 2021 beschränkt. Das bedeutet: Das Fahrzeug muss, sofern es keine Änderung gibt, innerhalb dieses Jahres immatrikuliert werden, damit die staatliche Förderung greift. Ob und in welchem Ausmaß die Maßnahmen verlängert werden, weiß man noch nicht. <BR /><BR />Das Land hingegen hält vorerst an der Förderung fest. In diesem Zusammenhang sollte man auch wissen, dass nicht nur E-Bikes von den derzeitigen Lieferengpässen bei Mikrochips und Bestandteilen betroffen sind, sondern der gesamte Elektro- und damit auch der E-Auto-Markt. Die Folge: Es gibt zum Teil lange Lieferzeiten für neue Fahrzeuge, was Andreas Barchetti bestätigt. <BR /><BR /><BR /><b>Kundenverhalten muss sich ändern</b><BR /><BR /><BR />Bleibt die Frage: Wie rosig ist die Zukunft für die Elektroautos? Werden sie sich durchsetzen und schon 2030 etwa 30 Millionen auf den europäischen Straßen unterwegs sein, wie es die Europäische Union plant? <BR /><BR />Green-Mobility-Chef Reiterer zeigt sich zuversichtlich: „Ich denke, dass dem E-Motor die Zukunft gehört. In der Batterieforschung wird sich noch einiges ändern müssen, natürlich muss auch das Stromnetz mit erneuerbarer Energie ausgebaut werden. Aber der Grundstein ist gelegt.“ <BR /><BR />Auch Andreas Barchetti meint, „dass wir die Vorgaben der EU wohl so schnell wie möglich umsetzen müssen.“ Allerdings brauche es dafür nicht nur Förderungen und Gesetze, sondern eine ausreichende Infrastruktur und Energieversorgung und in der Folge vor allem ein geändertes Kundenverhalten: „Die Menschen müssen lernen und dann auch überzeugt davon sein, dass der alternative Antrieb etwas Positives ist, dass sie vielleicht in einem ersten Schritt mehr für ein Auto bezahlen und größeren Aufwand beim Tanken haben, aber insgesamt Nutzen daraus ziehen.“ <BR /><BR />Barchetti vergleicht die Thematik mit jener der Mülltrennung: „In den ersten Jahren hat es jeder als Belastung empfunden, den Müll zu trennen. Heute ist es in unserem Verhalten verankert. Und das ist gut so.“ <BR />