<BR /><BR />Wer die kurvige Straße ins Tierser Tal hinauffährt und den Hauptort erreicht, mag kaum glauben, dass er sich am „Tor zu den Dolomiten“ befindet, wie es in den Geschichtsbüchern steht. Massentourismus? Fehlanzeige! Zumindest jetzt im Winter finden wohl nur Gäste nach Tiers, die es beschaulich mögen. <BR /><BR />Am Ende des Tals, dort wo der Rosengarten zum Greifen nah scheint, befindet sich der Cyprianerhof, ein in helles Holz gefasstes Anwesen, ein zertifiziertes Klimahotel mit 5 Sternen. Draußen herrscht idyllische Stille, drinnen hingegen geschäftiges Treiben. Eine Reinigungskraft eilt mit einem Stapel Putzlappen vorbei, die Rezeptionistin telefoniert, irgendwo surrt eine Bohrmaschine, und ein Staubsaugerschlauch zieht seine Kreise. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1126272_image" /></div> <BR /><BR />Mitten im Geschehen: Juniorchef Michael. „Übermorgen ist Saisoneröffnung“, erklärt der 28-Jährige und führt in einen ruhigen Raum mit Klavier, kleiner Bühne, Kamin und Sofaecke: „Unsere Kulturlounge“, sagt er mit einem vielsagenden Lächeln. Was es damit auf sich hat, wird er aber erst später erzählen.<h3> Das Erbe der Oma</h3>Vor 2 Jahren stieg Michael Damian nach seinem Studium in den elterlichen Betrieb ein. „Oma hat sich gefreut“, erzählt er, denn damit würde ihr Erbe weiter in der Familie bleiben.<BR /><BR /> Ingeborg Stefaner hatte 1962 an dieser Stelle einen Gasthof mit 12 Zimmern und Etagendusche eröffnet. Opa Luis hatte ihn nach einem tödlichen Unfall des Eigentümers noch im Rohbau für seine Frau erworben, die ihn nach der Fertigstellung mit viel Liebe führte, während er seinem geliebten Beruf als Busfahrer nachging. <BR />1985 übergab Oma Ingeborg die Führung ihrem ältesten Sohn Martin und dessen Frau Margaret, die das Haus Schritt für Schritt und mit unbändigem Fleiß in ein Luxushotel mit heute fast 200 Betten und 85 Angestellten verwandelten. <BR /><BR /><BR /><embed id="dtext86-68460283_quote" /><BR /><BR /><BR />Michael, der jüngste von 4 Geschwistern, will es nun gemeinsam mit der zweitältesten Schwester Monika (39) weiterentwickeln – aktuell noch mit Unterstützung der Eltern, später eigenständig. <h3> Inspiration statt Verbot</h3>Luxus – wie Martin und Margaret definieren auch Michael und Maria den Begriff etwas anders als der Lateiner: „Unser Luxus sind die Natur und die gewachsene Kultur.“ Beides wertzuschätzen und zu respektieren, gehört bei allen Annehmlichkeiten, die ein 5-Sterne-Betrieb bietet, zur Philosophie des Hauses. <BR /><BR />Bereits 1988 ist der „Cyprianerhof“ mit dem damaligen Umweltsiegel ausgezeichnet worden. Es folgten weitere Zertifizierungen und vor kurzem auf der Messe „Hotel“ der „Sustainable Pioneer Award 360°“ für Pionierarbeit im Bereich der Nachhaltigkeit. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1126275_image" /></div> <BR /><BR />Doch Michael sieht solche Ehrungen nicht als Selbstzweck. Die Frage, ob Luxus und Nachhaltigkeit wirklich Hand in Hand gehen können, beschäftigt ihn ständig. <BR />„Es ist eine Gratwanderung“, gibt er zu. Zwischen den hohen Ansprüchen der Gäste und den Anforderungen an die Umweltverträglichkeit versucht er, das Beste aus beiden Welten zu vereinen. <BR /><BR />„Inspiration statt Verbot“, lautet seine Devise. So finden die Gäste in ihren Badezimmern als besonderes Angebot in Südtirol produzierte feste Seifen für Haut und Haar. „Benutze ich selbst“, bestätigt Michael, „und bin sehr zufrieden“. <h3> Austausch auf allen Ebenen</h3>Ebenso wird in der Küche lokalen und saisonalen Produkten der Vorrang gegeben, ohne internationale Spezialitäten ganz zu streichen. Erdäpfel aus Gummer, Eier aus Petersberg, Salate aus Völser Aicha, Tee und Honig aus Völs sind nur wenige Beispiele für lokale Kreisläufe. Besonders spannend ist das Projekt „Bergler Åcker“, ein Gemeinschaftsgarten von 5 Gastbetrieben aus Tiers. Hier wird gemeinsam produziert, geerntet und genutzt.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1126278_image" /></div> <BR /><BR />Das Thema Sensibilisierung zieht sich durch das ganze Hotel. In der Speisekarte steht täglich ein veganes Menü – ein „Probier’s doch mal“, kein Muss. Und auch bei der Müllvermeidung setzt der „Cyprianerhof“ spezielle Maßstäbe. <BR />Die Portionen sind kleiner als üblich, dafür gibt es immer die Möglichkeit, nachzulegen. Buffets werden schrittweise abgeschafft. Die Nachmittagsjause ist bereits eliminiert, denn „unsere Gäste sollen den Tag so lang wie möglich draußen verbringen, die Landschaft erleben, in den Hütten essen und mit den Leuten ins Gespräch kommen.“ <BR /><BR />Und genau das ist auch der Grundgedanke hinter der Kulturlounge, in der wir inzwischen seit gut eineinhalb Stunden sitzen und plaudern. Hier finden nicht nur Gäste Platz, sondern auch Einheimische. „Jede Woche gibt es bei uns ein kleines Konzert“, erzählt Michael, „für unsere Gäste und die Tierser Bevölkerung.“ <BR /><BR />In naher Zukunft wird es zudem eine Ausstellung lokaler Künstler geben, und im Sommer die zweite Auflage der Kulturwoche – mit Literatur, Musik, Vorträgen und Verkostungen. Ein Erlebnis, das nachhaltig wirkt und Luxus pur für die Sinne bietet.