<BR /><b>Der Auszahlungspreis an die Bauern ist auf 58 Cent gestiegen. Dennoch können damit die hohen Betriebskosten nicht aufgefangen werden, wie es bei der Vollversammlung hieß. Reicht es bei weitem nicht?</b><BR />Annemarie Kaser: Das ist natürlich von Hof zu Hof unterschiedlich. Der höhere Auszahlungspreis reicht aber, um einen Großteil der Kosten abzudecken. Was man auch berücksichtigen muss: Schon in Vergangenheit konnten nicht immer alle Kosten aufgefangen werden. <BR /><BR /><b>Wir erinnern uns: Letztes Jahr war die Milchwirtschaft teilweise in Alarmstimmung. Wegen der in Folge des Ukrainekrieges explodierten Betriebskosten hieß es, die Lage sei dramatisch, teils existenzbedrohend. Mittlerweile hat sich die Stimmung etwas gebessert. Ist man auf einem guten Weg? </b><BR />Kaser: Die Milchhöfe sind auf einem guten Weg, sie haben alle eine klare Strategie, die auch aufgegangen ist, wie der Auszahlungspreis zeigt. Wir liegen damit 8 Cent über dem europäischen Schnitt. Da arbeiten unsere Milchhöfe sehr gut. Im Sommer war es zwar Thema, dass deutsche Molkereien kurzfristig mehr ausgezahlt haben, aber man muss das ganze Jahr anschauen. Und langfristig bieten die Genossenschaften Stabilität, das sieht man jetzt, wo in Deutschland die Preise wieder sinken. Auch bei den Bauern ist wieder mehr Optimismus da. Nachdem die Energiekosten etwas gesunken sind, ist zu hoffen, dass nun auch die Preise für Futtermittelkosten zurückgehen. <BR /><BR /><embed id="dtext86-59349724_quote" /><BR /><BR /><b>Obmann Egger hat kritisiert, dass die Handelsketten und die öffentliche Hand immer höhere Ansprüche stellen würden, die aber nicht zur Gänze honoriert würden...</b><BR />Kaser: Es kommen immer mehr Auflagen auf die Bauern zu, etwa zum Tierwohl. Und wir haben in Südtirol, wo ein Betrieb im Schnitt nur 15 Kühe hat, die gleichen Auflagen wie die Lombardei mit 200 Kühen pro Betrieb. Wobei man sagen muss, die Kritik richtet sich vor allem an die Bürokratie, die mit dem Tierwohl verbunden ist: die zahlreichen Nachweise, Zertifizierungen, Fragebögen usw., die Zeit kosten und auch kompliziert sind. Gegen das Tierwohl selber haben die Bauern nichts. Es ist ja im ureigenen Interesse jedes Bauern, dass es den Tieren, von denen er lebt, gut geht. Es wurden auch schon alle Hebel in Bewegung gesetzt, um Erleichterungen zu erreichen. <BR /><BR /><b>Aber?</b><BR />Kaser: Doch es wäre gut, wenn diese Auflagen auch über den Preis honoriert würden. Bei Umfragen sagen die Leute zwar immer, sie wären bereit, mehr Geld zu zahlen, wenn stärker auf das Tierwohl geachtet wird, aber wenn sie beim Einkaufen vor dem Regal stehen, ist die Sache doch manchmal anders. Man hat den Eindruck, es bräuchte 2 Landwirtschaften: eine fürs Gewissen und eine für die Geldbörse. <BR /><BR /><b>Wie ist der Ausblick auf 2023?</b><BR />Kaser: Wir sind zuversichtlich. In den ersten 4 Monaten haben die Milchhöfe gut gearbeitet und im Sommer ist die Lage sowieso meistens besser, weil wenig Milch am Markt ist. Wenn also nichts Gröberes passiert, sind wir sehr zuversichtlich, nächstes Jahr einen guten Preis erwirtschaften zu können. <BR /><BR />