„Vor allem im Hochpustertal und im oberen Vinschgau sind viele Beherbergungsbetriebe in Bedrängnis“, weiß Manfred Pinzger, Obmann des Hotelier- und Gastwirteverbandes HGV. <BR /><BR />„Aufgrund der nicht zufriedenstellenden finanziellen Unterstützung während der Corona-Pandemie sind hier viele Mitarbeiter nach Österreich oder in die Schweiz abgewandert.“<BR /><BR />155 Stellenanzeigen waren es allein im „Dolomiten“-Markt vom vergangenen Samstag. Von der Bar bis zum 4-Sterne-S-Betrieb sind alle auf der Suche nach Personal. Auch das Internet ist voll von Jobangeboten im Gastgewerbe. „Obwohl noch längst nicht alle Betriebe geöffnet haben, arbeiten derzeit schon wieder über 20.000 Beschäftigte in unseren Betrieben“, so Pinzger. So seien viele Saisonkräfte aus dem EU-Ausland schon wieder da. Und auch Einheimische würden wieder vermehrt den Tourismus als Arbeitgeber entdecken. „Vor allem Frauen, die kinderbedingt einige Zeit ausgestiegen waren, kehren wieder ins Geschäft zurück“, so Pinzger. <BR /><BR />Man habe jedenfalls viel daran gesetzt, um Arbeitsplätze in Hotellerie und Gastgewerbe attraktiv zu machen. „Etwa mit der Möglichkeit, dass die Mitarbeiter dem sanitären Zusatzfonds beitreten können“, so Pinzger. Und auch sonst habe man „einiges auf Schiene gebracht“. Um attraktiv zu bleiben, brauche es aber sicher auch in Hotellerie und Gastgewerbe noch mehr flexible Arbeitsmodelle. „Zum Beispiel, dass eine Bedienung nur beim Frühstück im Einsatz ist und bis Mittag arbeitet oder 2 bis 3 Mal die Woche abends“, so Pinzger. <BR /><BR /><b>Obst- und Weinwirtschaft vielfach auf dem Trockenen</b><BR /><BR />Die Tourismusbranche ist aber nicht der einzige Wirtschaftszweig im Land, der händeringend nach Saisonkräften sucht. Auch in der Landwirtschaft hat das Rennen um die Hilfskräfte längst begonnen. An die 6000 dürften derzeit in Südtirol im Obst- und Weinbau tätig sein, schätzt Leo Tiefenthaler, Obmann des Südtiroler Bauernbundes (SBB). Laubarbeiten und Handausdünnung gingen aber ja erst los. Und da brauche es dann natürlich weit mehr.<BR /><BR />Südtirols Landwirte tun sich immer schwerer, Arbeitskräfte zu finden. „Auch wenn zumindest für jene, die aus anderen EU-Ländern kommen, jetzt wenigstens das Problem mit den Tests und der Quarantäne wegfällt, erschwert Corona die Situation natürlich noch zusätzlich“, sagt Tiefenthaler. Man stelle fest, dass Polen, Slowenen oder Tschechen inzwischen auch in ihren Heimatländern immer bessere Arbeitsbedingungen vorfinden würden und deshalb nicht mehr auf die Saisonarbeit in Südtirol angewiesen sind. <BR /><BR />Wie der Tourismus versucht auch die Landwirtschaft, einheimische Arbeitskräfte anzuwerben. „Dazu haben wir als Bauernbund im April des Vorjahres über die Plattform ,agrijobs‘ Hilfestellung geleistet“, so Tiefenthaler. Rund 1000 einheimische Arbeitskräfte konnten der Landwirtschaft so vermittelt werden. „Das war aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein“, so der SBB-Obmann. Immerhin braucht Südtirol zur Erntezeit bis zu 16.000 Saisonarbeiter. Bis dahin sind es noch ein paar Monate. „Und bis dahin wird sich die Lage wohl hoffentlich wieder einigermaßen normalisieren“, hofft Tiefenthaler.