Diskussionen um den CO2-Fußabdruck bleiben meist im Weinberg und Keller stehen – fälschlicherweise. Denn die Glasflasche ist mit Abstand der größte Emissionsverursacher in der Herstellungskette.<BR /><BR />„Je nach Studie liegt der Anteil der Flaschen am CO2-Fußabdruck bei 60 bis 80 Prozent“, erklärt Michael Wild vom Konsortium Südtirol Wein gegenüber diesem Medium. „Im Zuge der wachsenden Sensibilität für Nachhaltigkeit achten viele Betriebe daher auch verstärkt auf das Thema Glasflaschen. Konkret, indem sie leichteres und/oder recycelbares Glas verwenden.“<h3> Leichtglas-Projekt der Freien Weinbauern</h3>Jüngstes Beispiel sind die Freien Weinbauern (FWS), ein Verbund von Südtirols vorwiegend kleinen Weinproduzenten. Ein Drittel der Mitglieder, genau 40 Betriebe, stellt ganz oder teilweise auf Leichtglas um: „Seit März füllen wir ab“, berichtet die FWS-Vorsitzende Magdalena Pratzner. „Es handelt sich um eine halbe Million Burgunderflaschen mit einem Gewicht von je 390 Gramm.“ Zum Vergleich: Herkömmliche Glasflaschen für Stillweine wiegen laut Wild rund ein Drittel mehr – 500 bis 600 Gramm. „Bei Sektflaschen können es sogar bis zu 900 Gramm sein.“<BR /><BR />Pratzner spricht von einem „Schritt mit Symbolkraft“: „Schon in dieser ersten Phase mit der halben Million Flaschen können rund 170 Tonnen CO2 eingespart werden. Das entspricht den Emissionen von 1,3 Millionen Autokilometern.“ In die Flaschen der Schriftzug der Freien Weinbauern eingraviert – als Zeichen dafür, dass man den Wert der Nachhaltigkeit teile.<h3> Warum Leichtglas?</h3>Aber warum eigentlich Leichtglas? Leichtglasflaschen sind bei Wein eine umweltfreundlichere Alternative, weil sie deutlich weniger Material brauchen und somit bei Produktion und Transport viel weniger CO2 ausstoßen. Durch das geringere Gewicht sparen sie Energie ein – das schont Klima und Ressourcen, ohne dass der Wein an Qualität oder Optik verliert. Und auch finanzielle Vorteile gibt es: „Indem wir gemeinsam bestellen, sind die Anschaffungskosten für den einzelnen Betriebe niedriger“, sagt die FWS-Präsidentin und Winzerin am Weingut Falkenstein in Naturns. <BR /><BR />„Dass zum Start des Projektes schon so viele mitgemacht haben, stimmt uns zuversichtlich, den Anteil von Leichtglasflaschen in den nächsten Jahren schrittweise erhöhen zu können.“ Gemessen an der Gesamtproduktion der teilnehmenden 40 FWS-Betriebe machen die halbe Million Flaschen etwa ein Viertel aus.<h3> Vorreiter Kellerei Girlan</h3>Eine Vorreiterrolle in Südtirol nimmt die Kellerei Girlan ein, die 2024 mit der schrittweisen Umstellung auf Leichtglas begonnen hat. „Mittlerweile sind 98 Prozent der Produktion auf 410-Gramm-Flaschen umgestellt“, wie es von der Kellerei Girlan heißt, die jährlich rund 1,8 Millionen Flaschen Wein herstellt. „Nach zahlreichen internen Studien, um unseren ökologischen Fußabdruck für die Umwelt zu ermitteln, haben wir beschlossen, diesen Schritt zu machen. Denn es gibt keine Qualität ohne Nachhaltigkeit“, so die Überetscher Kellerei. <h3> „Thema Flaschen mitberücksichtigen“</h3>„Die Umstellung auf Leichtglas oder Recyclingglas ist die aktuell schnellste und praktikabelste Möglichkeit, um den CO2-Fußabdruck zu verbessern. Die perfekte Lösung gibt es auf dem Markt nämlich noch nicht“, so Wild. „Die Idee einer Waschanlage, in der die Weinflaschen gereinigt und so aufbereitet werden, dass sie anschließend wiederverwendet werden können, wurde vorerst wieder verworfen.“ Zu aufwändig, zu teuer – und das Einzugsgebiet in Südtirol etwas zu klein. <BR /><BR />Aber man werde das Thema sicherlich weiter verfolgen. Denn: „Wer die Nachhaltigkeit im Weinbau ganzheitlich angehen will, kommt nicht umhin, auch das Thema Glasflaschen zu berücksichtigen.“