Neue Gäste, neue Sitten
Dass die Deutschen nach der Pizza einen Cappuccino trinken und der Italiener auch in der Sauna die Badehose anlässt, daran hat man sich in Südtirol gewöhnt. Doch mit einer zunehmend internationalen Urlauberschicht kommen völlig neue Herausforderungen auf die Touristiker zu.

Seit die Dolomiten zum Unesco-Weltkulturerbe erklärt wurden, gehört das 2500-Einwohner-Dorf Villnöß für Asiaten zu einem beliebten Reiseziel. Für Hoteliers und Gastwirte sind die neuen Kunden nicht ohne: Denn nicht alle Asiaten können Englisch bzw. mit einer englischen Speisekarte etwas anfangen. „Also brauchen sie ein Menü, auf dem die Gerichte abgebildet sind“, erklärt Klaus Messner, Geschäftsführer des Villnößer Tourismusvereins. Außerdem würden gerade Chinesen wünschen, dass ihnen Vor- und Hauptspeise, ja sogar das Dessert und eine Pizza immer gleichzeitig serviert werden. „Aber wenn man das weiß, lässt es sich einrichten.“
Größere Probleme bereitet den Einheimischen ein anders Phänomen. Geradezu in Scharen werden asiatische Urlauber mittlerweile zur malerischen Johanneskapelle in Ranui oder zum St. Magdalena-Kirchlein gekarrt, um dort ihr obligatorisches Erinnerungsfoto zu knipsen. Das Problem: Sie lassen nichts zurück außer niedergetrampelten Mähwiesen. Der Tourismusverein will deshalb heuer im Sommer auf Schildern in Mandarin und Englisch darauf hinweisen, was hierzulande allgemein gilt: Dass Bergwiesen nicht niedergetreten werden dürfen und dass jeder Stall und jeder Hof Privatbesitz sind.
„11 Prozent der Südtiroler Gäste sprechen bereits heute weder Deutsch noch Italienisch, Tendenz steigend“, sagt Thomas Aichner, Marketingleiter des Wirtschaftsdienstleisters IDM. Die zunehmende Internationalisierung der Destination sieht er als einen strategischen Schwerpunkt und eine große Chance für Südtirol als Tourismusland. Aber er sagt auch: „Jeder Anbieter muss entscheiden, was er sich und seinen Gästen zumuten kann und was nicht. Kurz gesagt: Wo er die rote Linie ansetzt.“
Was der HGV im Umgang mit den neuen Gästen rät, welche Erfahrungen man mit den neuen Urlaubern schon gemacht hat umgeht und weshalb ein Hotelier in Passeier auch schon Bäder für seine Gäste umgebaut hat, lesen Sie im aktuellen „WIKU“.
stol