Der „Ecobonus“ für Pkw stammt nicht aus neuen Geldern, sondern aus übrig gebliebenen Mitteln des Wiederaufbauprogramms PNRR. Ursprünglich waren diese knapp 597 Millionen Euro für den Ausbau der Ladeinfrastruktur vorgesehen, wurden aber nicht abgerufen. <BR /><BR />Jetzt fließen sie in die Kaufprämie – allerdings ausschließlich für rein elektrische Fahrzeuge. Brüssel verlangt, dass die Wiederaufbaugelder sichtbar in „grüne“ Investitionen gehen, weshalb Hybrid- oder Verbrennermodelle diesmal außen vor bleiben.<h3> Verschrottung Pflicht, Einkommen entscheidend</h3>Die Bedingungen sind streng: Wer den Bonus nutzen will, muss ein Auto mit Verbrennungsmotor bis Euro 5 verschrotten – also Modelle, die vor September 2015 erstmals zugelassen wurden. Zudem muss das Fahrzeug seit mindestens sechs Monaten auf den Antragsteller registriert sein.<BR /><BR />Die Höhe des Zuschusses richtet sich nach dem Isee-Wert (Haushalts-Einkommens- und Vermögensnachweis): Für einen Isee bis 30.000 Euro gibt es 11.000 Euro Zuschuss, wer zwischen 30.000 und 40.000 Euro liegt, erhält 9.000 Euro Förderung. Haushalte mit höherem Einkommen sind ausgeschlossen.<h3> Preisobergrenze</h3>Zusätzlich gilt eine Preisgrenze: Der Netto-Listenpreis des neuen Fahrzeugs darf höchstens 35.000 Euro betragen – brutto also rund 42.700 Euro. Sonderausstattungen werden nicht einberechnet.<h3> Wer profitiert noch?</h3>Von den Zuschüssen profitieren nicht nur Privatpersonen. Kleinstunternehmen können ebenfalls Unterstützung beantragen – allerdings nur beim Kauf von elektrischen Nutzfahrzeugen der Kategorien N1 (bis 3,5 Tonnen) und N2 (3,5 bis 12 Tonnen). Pro Fahrzeug gibt es einen Beitrag von bis zu 20.000 Euro, höchstens jedoch 30 Prozent des Kaufpreises. Die Förderung unterliegt zudem der EU-weiten „De-minimis“-Regelung, die Beihilfen im Straßentransport auf 100.000 Euro innerhalb von drei Jahren begrenzt.<h3> Wo man wohnen muss</h3>Die Förderung gilt nicht überall. Anspruch haben nur Bürgerinnen und Bürger, die in sogenannten funktionalen städtischen Gebieten wohnen. Damit sind Ballungsräume gemeint, die das italienische Statistikamt Istat rund um Städte mit mehr als 50.000 Einwohnern festgelegt hat – inklusive des direkten Pendlerumfelds. In Südtirol betrifft das die Landeshauptstadt Bozen sowie die Gemeinden Andrian, Branzoll, Eppan an der Weinstraße, Kaltern an der Weinstraße, Karneid, Völs am Schlern, Gargazon, Leifers, Mölten, Nals, Welschnofen, Deutschnofen, Auer, Ritten, Jenesien, Sarntal, Terlan, Tiers und Pfatten.<h3> Kein „Clickday“, sondern Online-Voucher</h3>Mit dem Ecobonus vom Juni 2024 hat die neue Förderung wenig gemein. Damals war der Kreis der Anspruchsberechtigten deutlich weiter gefasst, die Mittel dagegen stark begrenzt – so sehr, dass der Topf nach wenigen Stunden ausgeschöpft war. Viele Interessenten gingen beim sogenannten „Clickday“ leer aus, was für massiven Ärger sorgte.<BR /><BR />Diesmal soll das Prozedere anders ablaufen, wie Lukas Baumgartner, Präsident der Bozner Autoindustriale-Gruppe (u.a. Mercedes-Benz, Smart, Renault, Dacia), erklärt: „Bis Oktober schaltet das Umwelt- und Energieministerium ein neues Online-Portal frei, auf dem sich potenzielle Autokäufer nach vorheriger Registrierung einen Voucher sichern können. Dieser berechtigt wiederum zum Preisnachlass beim Händler.“ <BR /><BR />Nicht die Autohäuser müssen also – wie bei früheren Verschrottungsprämien – die Anträge stellen, sondern der Kunde erledigt das vorab, indem er sich den Gutschein besorgt. „Das Risiko, dass die Mittel wie im Vorjahr nach Stunden aufgebraucht sind, sehe ich diesmal nicht mehr – schon allein deshalb, weil die Kriterien ganz andere sind – und durchaus restriktiv“, so Baumgartner.<h3> „Zielgerichtet und nachvollziehbar“</h3>„Ich will nicht sagen, dass die Regeln zu streng sind, auch wenn ein wichtiger Teil des Mittelstands außen vor bleiben dürfte. Im Kern halte ich sie für zielgerichtet und nachvollziehbar“, sagt Baumgartner. „Man will einkommensschwächere Bevölkerungsgruppen, deren Fuhrpark meist älter ist, konkret unterstützen. Dieser Ansatz ist sicher zu begrüßen. Man erkennt darin einen Kompromiss zwischen verschiedenen Interessensgruppen und eine gewisse Portion Pragmatismus.“<h3> Vom Kleinstwagen bis zum Kompakt-SUV</h3>Innerhalb des Preisrahmens von 35.000 Euro netto gebe es mittlerweile ein breites Angebot – „nicht nur Kleinst- und Kleinwagen, auch Kompakt-SUV und Familienautos sind dabei“. <BR /><BR />Wie groß die Einsparungen in der Praxis ausfallen können, zeigt das Beispiel des Dacia Spring: „Der Neupreis liegt bei 17.900 Euro brutto. Zieht man die Förderungen von 11.000 Euro ab, landet man bei unter 7.000 Euro.“ Ein neues E-Auto für wenige Tausend Euro also – ein Angebot, das viele neugierig machen dürfte.<h3> „Ein Signal, kein Dauerprogramm“</h3>Trotz aller Chancen warnt Baumgartner vor überzogenen Erwartungen: „Natürlich gibt es einen Schub für die Branche. Aber er ist zeitlich begrenzt. Solche Programme schaffen es nicht, den Technologiewandel allein voranzutreiben. Allerhöchstens senden sie ein Signal aus, dass auch Rom mittlerweile an die E-Mobilität glaubt.“<BR /><BR /><BR /><embed id="dtext86-71179079_quote" /><BR /><BR /><BR />Nachhaltiger wären grundlegende Weichenstellungen: „Es bräuchte mehrjährige Programme, damit Planungssicherheit herrscht. Ein guter Hebel, der in Italien bislang nicht genutzt wird, ist die Steuerpolitik. Österreich hat einen enormen Aufwind erlebt, weil E-Autos dort für Firmen steuerlich attraktiv gemacht wurden.“<h3> Unsicherheit im Markt</h3>Allgemein sei das Marktumfeld schwierig. „Viele Kunden sind noch immer verunsichert – Zweifel und Mythen rund um das E-Auto halten sich hartnäckig. Doch durch konsequente Beratung und Aufklärung sowie immer mehr persönliche Erfahrungen mit E-Autos wird der Wandel an Fahrt aufnehmen. Ich kenne kaum Kunden, die von einem E-Auto wieder zurück zum Verbrenner gewechselt wären.“<h3> Was sagen Verbraucherschutz und Lokalpolitik?</h3>Lob für die Maßnahme kommt von Südtirols Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider: „Sie stellt einen konkreten Schritt in Richtung einer nachhaltigeren Mobilität dar. Wir laden die Bürgerinnen und Bürger sowie die Kleinstunternehmen in Südtirol ein, diese Gelegenheit zu nutzen, die nicht nur die Luftqualität verbessert, sondern auch zur ökologischen Wende und zur Modernisierung unseres urbanen Systems beiträgt“, betont Alfreider. „Mit diesem Anreiz für Elektrofahrzeuge setzen wir europäische Ziele in konkrete Maßnahmen für Südtirol um: Das verbessert das Leben der Bürgerinnen und Bürger, macht unsere Städte lebenswerter und unterstützt die ökologische Wende“, betont auch Europa-Landesrätin Magdalena Amhof. <BR /><BR /><BR /><embed id="dtext86-71180176_quote" /><BR /><BR />Auch die Verbraucherzentrale Südtirol begrüßt den neuen Ecobonus grundsätzlich. „Alles, was dazu beiträgt, die nachhaltige Mobilität zu fördern, ist positiv“, sagt Geschäftsführerin Gunde Bauhofer. Kritisch sieht sie allerdings die harte Vermögensgrenze: „Bei einem Isee von 40.000 Euro ist Schluss – das trifft viele Familien, die nicht im Überfluss leben, aber trotzdem durchs Raster fallen.“<BR /><BR />Wichtig sei außerdem, dass Kunden kein Risiko eingehen. „Man weiß nie, ob man am Ende tatsächlich einen Voucher bekommt. Wer jetzt ein Auto bestellt, sollte sich beim Händler unbedingt absichern, dass er vom Kauf zurücktreten kann, falls die Förderung nicht gewährt wird.“