Es soll auf Leiferer Gemeindegebiet entstehen, 300 Millionen Euro kosten, 515 GigaWattstunden Strom jährlich produzieren, die „zukunftsweisende Energiebewirtschaftung“ im dem Land vorantreiben und ein touristischer Anziehungspunkt werden. Das erklärte Initiator Christan Masten heute Vormittag in Bozen auf einer Pressekonferenz.Das Vorhaben war gestern im Stadtrat von Leifers präsentiert und anschließend der Umweltverträglichkeits-Kommission vorgelegt worden. Masten, Mehrheitsgesellschafter und Präsident des Projektträgers South Tyrol Energy GmbH, hatte ein Jahr lang als Berater bei der Planung des Pumpspeicherkraftwerks Ritten mitgearbeitet. „Doch damals hat sich die Projektierungsgesellschaft um die Kärnter Kelag für den falschen Standort entschieden – auf dem Ritten wohnen immerhin 8000 Menschen. Auch dass die Bevölkerung nicht informiert wurde, war nicht richtig“, so Masten.Er habe sich noch am Tag, als das Projekt am Ritten abgeblasen wurde, entschieden, auf eigene Faust weiterzumachen.„Ohne Pumpspeicherkraftwerke keine erneuerbaren Energien“Denn: „Internationale Experten sagen, dass Pumpspeicherkraftwerke notwendig sind, wenn Sonnen- und Windenergie in Zukunft genutzt werden sollen“, erklärte Masten. In Österreich, der Schweiz und Deutschland trage man dieser Notwendigkeit bereits Rechnung indem Speicherkraftwerke in Bau seien.„Südtirol ist mit seinem gebirgigen Gelände und den daraus resultierenden großen Fallhöhen geradezu prädestiniert für Pumpspeicherwerke. Der Norden produziert erneuerbare Energie aus Wind, der Süden aus Sonnenenergie“, betonte Masten. Da allerdings weder Solar- noch Windenergie planbar seien, brauche es Ausgleichskraftwerke wie das geplante in Leifers. „Sie sind eine Art grüne Batterien“, so Masten. In Leifers soll diese „Batterie“ – geht es nach der South Tyrol Energy – 515 GigaWattstunden Strom pro Jahr produzieren und in der Fraktion Steinmannwald entstehen. Das untere der beiden geplanten Stollenportale würde sich bei der Südausfahrt des Umfahrungstunnels befinden. Gesamte Anlage unterirdischBis auf die zwei Stollenportale soll die gesamte Anlage unterirdisch angelegt werden, erklärte Walter Gostner vom Ingenieurebüro Patscheider & Partner, der die technische Federführung des Projekts innehat.Das Pumpspeicherkraftwerk würde aus einer Ober- sowie einer Unterwasserkammer, dem Lotschacht, der Krafthauskaverne und den beiden Zugangsstollen bestehen.Das benötigte Wasser soll in einem geschlossenen Kreislauf genutzt werden. „Das für das Befüllen der 600.000 Kubikmeter fassenden Wasserkammern nötige Wasser würde über einen Zeitraum von mehreren Monaten eingelassen und aus den Leiferer Brunnen stammen“, so Masten.Die Vorteile des Standorts neben der großen Fallhöhe und den günstigen geologischen Bedingungen seien „die Vereinbarungen mit den Grundbesitzern und die geringe Urbanisierung“, führte Gostner aus.Nutzen für die BevölkerungDer Bevölkerung von Leifers und von ganz Südtirol versprechen die Pumpspeicherkraftwerk-Macher Nutzen von dem Projekt: Die Gemeinde soll jährliche Ausgleichszahlungen auf Lebzeiten des Werkes erhalten. „Das wären Millionenbeträge – ich gehe von mindestens einer Million Euro pro Jahr aus“, so Masten. Durch diese Mehreinnahmen könnten die Abgaben der Bevölkerung vermindert werden. Überdies wolle die South Tyrol Energy eine Art Volksaktie ausgeben, die dann – idealerweise – eine Rendite abwerfe.Außerdem würde die Rolle Südtirols als Erzeuger von hochwertigem Spitzenstrom gefestigt und die Wirtschaft gestärkt: „Während der Bauzeit werden Arbeitsplätze und eine hohe Wertschöpfung geschaffen“, ist sich Masten sicher.Nach der Fertigstellung könnte das Pumpspeicherkraftwerk auch touristisch genutzt werden. „Wir planen eine Erlebniswelt“, verriet Masten. Erfahrungen aus der Schweiz und Österreich würden zeigen, dass das Interesse an den technischen Anlagen und den Bauwerken groß seien.Investitionssumme durch Geldgeber abgesichertDie Investitionssumme von rund 300 Millionen Euro sei durch Geldgeber abgesichert, deren Namen er aber erst nennen wolle, sobald er sich definitiv für Investoren entschieden habe, so Masten.In Betrieb gehen würde das Kraftwerk frühestens in fünf bis sechs Jahren.Ob das Leiferer Pumpspeicherkraftwerk freilich überhaupt genehmigt, gebaut und in Betrieb gehen wird, steht allerding noch in den Sternen.stHintergrund:Pumpspeicherwerk = „grüne“ BatterienEin Pumpspeicherwerk (PSW) ist kein Kraftwerk im herkömmlichen Sinn, sondern eine besondere Form eines Speicherkraftwerks. PSW nutzen überschüssigen Nachtstrom um Wasser von einer Unterwasser- in eine Oberwasserkammer zu pumpen. Dann bei großem Strombedarf während des Tages produziert es Spitzenstrom und liefert ihn in das öffentliche Netz. Strom kann nicht gelagert werden, aber PSW funktionieren sozusagen als Stromspeicher bzw. als „grüne Batterien“. PSW sind in den meisten Fällen tief im Berginneren angesiedelt. Sie stellen einen geschlossenen Wasserkreislauf zwischen den beiden Kammer dar. Wasser wird nur zur Erstbefüllung der Anlage benötigt, dasselbe Wasser zirkuliert zwischen den einzelnen Kammern, welche durch Stollen miteinander verbunden sind. In Italien sind PSW noch relativ unbekannt. In der Schweiz, Österreich und Deutschland sind diese seit Jahrzehnten ein wichtiges Element in der energiewirtschaftlichen Versorgung. Dies zeigen Beispiele wie das Ausgleichs- und Regelkraftwerk Limberg II und viele andere mehr.