Viele Mitglieder des Kartells zeigten sich jedoch am Dienstag davon überzeugt, dass der von den Unruhen in Libyen ausgelöste Preisanstieg lediglich psychologisch bedingt ist und grundsätzlich bereits genügend Öl gefördert wird. Eine Steigerung der Produktion könnte den Ölpreis drücken, der aus Sorge über einen langfristigen Engpass auf dem Markt zuletzt bis auf knapp 120 Dollar (85,5 Euro) pro Barrel (159 Liter) und damit auf den höchsten Stand seit 2008 hochschnellte.Berichte über ein Einlenken des libyschen Machthabers Muammar Gaddafi lösten zwar zuletzt einen leichten Preisrückgang aus. Doch an den Finanzmärkten geht weiter die Furcht um, dass der hohe Ölpreis den Aufschwung abwürgen könnte.„Wir befinden uns derzeit in Beratungen über eine mögliche Anhebung der Förderung“, erklärte Kuwaits Ölminister Scheich Achmed al-Abdullah al-Sabah. Diese Äußerung ließ den Ölpreis umgehend um rund zwei Dollar sinken. Die Organisation Erdöl exportierender Staaten (OPEC) lehnt bisher eine Dringlichkeitssitzung ab, bei der eine Erhöhung beschlossen werden könnte. Die nächste reguläre Treffen ist jedoch erst für Juni angesetzt.Der Iran, der derzeit den Vorsitz der OPEC innehat, trat den Spekulationen über eine Fördererhöhung entgegen. „Es herrscht kein Mangel am Markt“, erklärte OPEC-Gouverneur Mohammed Ali Chatibi. „Es besteht kein Bedarf an einem erhöhten Angebot durch die OPEC. Die Verbraucher machen sich Sorgen, das ist reine Psychologie.“Kuwait erklärte, das Land habe die Produktion wegen der Ausfälle in Libyen bisher nicht hochgefahren. Al-Sabah fügte jedoch hinzu, dass der weltgrößte Ölexporteur Saudi-Arabien wahrscheinlich derzeit deswegen die Förderung steigere. Vergangene Woche hatte Reuters aus Branchenkreisen in Saudi-Arabien erfahren, dass das Land derzeit bereits seine Produktion auf täglich rund neun Millionen Barrel Öl erhöht hat.