<b>Herr Zanotti, in der Aussendung des Tourismuskollegiums heißt es: „Ein System, das nachweislich strukturelle Probleme hat, soll nicht mit mehr Geld ausgestattet werden.“ Heißt das mit anderen Worten: Die IDM funktioniert nicht gut und sollte deshalb nicht mehr Geld erhalten?</b><BR />Werner Zanotti: Nein, das wollen wir damit nicht sagen. Was wir sagen ist: Wir arbeiten im Tourismus in einem gemeinsamen System, in dem aber nicht klar definiert ist, wer heute und in Zukunft welche Aufgaben übernimmt. Und bevor man diese strukturellen Fragen nicht geklärt hat, so finden wir, sollte man nicht über die Verteilung der Gelder reden. Ich betone aber: Das ist keine Attacke gegen die IDM. <BR /><BR /><b>Wie meinen Sie das, es sei nicht klar, wer welche Aufgaben hat? </b><BR />Zanotti: Nachdem die IDM sich seit 2 Jahren von vielen Aufgaben zurückzieht, die sie ursprünglich übernommen hat, wissen wir heute nicht, wer eigentlich welche Aufgaben und Kompetenzen hat. Denn ursprünglich war geplant, dass die IDM für uns Koordinations- und Produktentwicklungsaufgaben übernimmt. Das passiert aber immer weniger. Zum Beispiel gibt es in Brixen und Umgebung ein gemeinsames Gästemagazin der verschiedenen Tourismusorganisationen, das bislang die IDM koordiniert hat, von dem sie sich jetzt aber zurückzieht und sagt: Arrangiert's euch. Das ist nur ein kleines Beispiel, es gibt aber viele ähnliche, etwa bei Veranstaltungen, die südtirolweit Relevanz haben oder über ein Gebiet hinausgehen. Natürlich können wir uns arrangieren, aber wenn wir immer mehr tun müssen und der Partner, der sich zurückzieht, mehr Geld bekommt, dann passt etwas nicht zusammen. Und was ist die Konsequenz? Es entstehen neue Marketingkoordinierungsstellen, die es eigentlich nicht mehr geben sollte, zum Beispiel im Vinschgau, im 3-Zinnen-Gebiet, in Meran – Zwischenstellen, die versuchen, ein Vakuum füllen. Da haben wir doch ein Strukturproblem. Deshalb sagen wir: Erledigen wir zuerst die Hausaufgaben und klären wir, wer was macht, und dann schauen wir, wie viel Geld es braucht und wer wie viel bekommt.<BR /><BR /><b>Über dieses Problem haben Sie doch sicher mit IDM und dem zuständigen Landesrat gesprochen?</b><BR />Zanotti: Es gibt einen Reformprozess (2021 war beschlossen worden, die Tourismusreform von 2018, mit der man unter anderem die Tourismusverbände abgeschafft hatte, zu überarbeiten, Anm.d.Red.), an dem alle beteiligt waren. Doch der steckt seit September letzten Jahres fest. Da hatten wir schon einiges vereinbart und ausgemacht, es lagen viele Vorschläge am Tisch – nur wurde die Reform nicht zu Ende gebracht. Und wir wissen auch gar nicht, ob sie zu Ende geführt wird. Wir wurden da gänzlich im Dunkeln gelassen. <BR /><BR /><b>Laut der geplanten neuen Regelung wird die Ortstaxe erhöht und die Einnahmen sollen zu 60 Prozent an die Tourismusvereine gehen, zu 30 Prozent an IDM und zu 10 Prozent an territoriale Projekte. Die Tourismusdirektoren sind damit nicht einverstanden. Doch der Landesverband der Tourismusorganisationen war doch bei der Sitzung dabei…</b><BR />Zanotti: Der ist – so wurde uns berichtet – auch nicht glücklich mit der angepeilten Lösung. Wir haben kürzlich im Rahmen unserer Vollversammlung darüber gesprochen und alle Direktorinnen und Direktoren waren sich einig, diesen Schritt zu gehen und unsere Kritik zu äußern. Denn wenn wir sehen, dass etwas nicht richtig ist, ist es unsere Pflicht, unsere Stimme zu erheben. Die Entscheidung liegt natürlich bei der Politik. <BR /><BR /><b>Sie sagen, das soll kein Angriff auf die IDM sein, aber zwischen den Zeilen vernimmt man Kritik. Oder täuscht der Eindruck?</b><BR />Zanotti: Es ist eine allgemeine Unzufriedenheit da, weil wir momentan landesweit nicht den besten Dialog und die beste Form haben, miteinander zu arbeiten. Das kann vielleicht auch daran liegen, dass zu viele Änderungen zu schnell gekommen und Gremien weggefallen sind, in denen man sich früher konfrontiert hat. Doch das müssen wir jetzt lösen. Da müssen wir auch selbstkritisch sein, denn es braucht immer 2 dazu. <BR /><BR /><b>Sie sind auch gegen Erhöhung der Ortstaxe?</b><BR />Zanotti: In dieser Phase schon, aber nicht prinzipiell.<BR /><BR /><b>Was wünschen Sie sich?</b><BR />Zanotti: Dass wir uns schnell an einen Tisch setzen, die Struktur festigen, über Aufgabenverteilung und Verantwortung reden, Tätigkeitsprogramme anschauen und wir verlangen auch zu wissen, wo die großen Investitionen der IDM in Zukunft geplant sind, wo man die großen Gelder braucht. Dann können wir nochmal drangehen, die Erhöhung umzusetzen und zu entscheiden, wer wie viel wofür braucht. <BR /><BR /><b>Und wenn an der Aufteilung nicht mehr gerüttelt wird?</b><BR />Zanotti: Dann werden wir das Beste draus machen, wir sind ja bezahlte Techniker und dafür angestellt, mit dem System umzugehen, das wir vorfinden. Doch jetzt still zu blieben, ist aus unsere Sicht nicht richtig. <BR />