<b>Herr Pinzger, der Eurac-Tourismusforscher Harald Pechlaner sagte im Interview mit uns, dass Südtirol endlich definieren müsse, welchen Tourismus und welche Gäste es haben will. Die Maßnahmen am Pragser Wildsee oder in Villnöß seien nur kurzfristige Symptombekämpfung, sagt er. Sehen Sie das auch so?</b><BR />Manfred Pinzger: Im Tourismus braucht es meiner Meinung nach nur dort Regelwerke, wo es absolut notwendig ist – nämlich in den genannten Hotspots. Ansonsten sollte man wirtschaftsliberal bleiben. Genau mit dieser Einstellung sind wir erfolgreich geworden.<BR /><BR /><b>Das heißt?</b><BR />Pinzger: Wir haben im Südtiroler Tourismus zum Teil völlig unterschiedliche Realitäten. Die Probleme, die jetzt in Gröden aufgeflammt sind, gibt es in vier oder fünf Orten, aber sicher nicht in ganz Südtirol. Man darf also nicht alles über einen Kamm scheren und reglementieren.<BR /><BR /><b> <a href="https://www.stol.it/artikel/wirtschaft/massentourismus-die-geister-die-ich-rief-werd-ich-nicht-mehr-los" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">„Die Geister, die ich rief, werd’ ich nicht mehr los“ – das sagt Tourismusforscher Harald Pechlaner über den Südtiroler Tourismus – mehr dazu hier. </a></b><BR /><BR /><b>Südtirols Tourismus sollte laut Pechlaner wegkommen vom Frequenz-Denken: Mehr Gäste bedeutet mehr Wirtschaftlichkeit. Stimmen Sie zu?</b><BR />Pinzger: Das stimmt. Wir haben Betriebe, die im Jahr nur zu 50 Prozent ausgelastet sind. Es gibt kaum einen anderen Wirtschaftssektor, in dem Unternehmen nicht permanent voll ausgelastet sind. Aber die bestehenden Betriebe muss man so arbeiten lassen, dass sie gewinnbringend wirtschaften können.<BR /><BR /><b>Apropos Gewinn: Ihr Vorgänger als HGV-Präsident, Walter Meiser, sagte vor 15 Jahren, dass Südtirols Hotellerie und Gastronomie zu niedrige Preise verlange. Heute heißt es eher, Südtirol sei sehr teuer…</b><BR />Pinzger: Personalkosten und Energiekosten sind hoch, deshalb mussten die Preise steigen. Zudem sind Qualität und Angebot in Hotellerie und Gastronomie sehr gut. Wir dürfen uns nicht unter Wert verkaufen. Aber ja, bei den Preisen gibt es eine Decke und eine Obergrenze, die meines Erachtens langsam erreicht ist.<BR /><BR /><b>Die Preise in Südtirols Hotellerie und Gastronomie sind also sehr hoch?</b><BR />Pinzger: Wie gesagt: Es gibt eine Decke und eine Obergrenze, die langsam erreicht ist.<BR /><BR /><b>Zurück zur Forderung von Harald Pechlaner: Südtirol müsse definieren, welchen Tourismus es braucht. Sie sehen das anders?</b><BR />Pinzger: Wir brauchen eine Regelung nur in bestimmten Hotspots wie dem Pragser Wildsee oder den anderen genannten Orten. Ansonsten brauchen wir keine neuen Regelungen. Südtirol braucht kein neues Tourismuskonzept. Wir haben ohnehin schon genug Reglementierungen.