Nach mehr als 2 Jahren Pandemie habe die Reisefreudigkeit wieder zugenommen, sagte Pinzger am Donnerstagvormittag im Rahmen einer Pressekonferenz in Bozen. Laut Schätzungen von Confcommercio werde der Tourismus aber erst im Jahr 2023 das Niveau an Ankünften, Nächtigungen und Umsätzen des Jahres 2019 erreichen. <BR /><BR /><b>„Arbeitskräftemangel ist eine riesige Herausforderung“</b><BR /><BR />Trotz zurückgekehrter Reisefreudigkeit könnten aber 2 Entwicklungen den Aufschwung im Tourismus wieder einbremsen: Die Strom- und Energiepreise haben seit Jahresbeginn eine Steigerung von teilweise über 100 Prozent erfahren. Eine deutliche Preissteigerung gibt es auch bei Lebensmitteln, Getränken, Transport und bei den Treibstoffpreisen, so Pinzger. Laut ISTAT-Erhebung vom Mai seien die Verbrauchsgüter allgemein um rund 7 Prozent im Vergleich zum Vormonat gestiegen. <BR /><BR /><BR />Die zweite Entwicklung, die den Aufschwung einbremsen kann, ist der Arbeitskräftemangel, der aber nicht nur den Tourismus betrifft. „Der Arbeitskräftemangel ist aufgrund des demografischen Wandels eine riesige Herausforderung, nicht nur für den Tourismus, sondern branchenübergreifend“, sagt Pinzger zu STOL.<BR /><BR /><b>In 10 Jahren fehlen in Südtirol 30.000 Arbeitskräfte</b><BR /><BR />Der Direktor der Landesabteilung Arbeit, Stefan Luther, betonte <a href="https://www.stol.it/artikel/wirtschaft/duestere-aussichten-jahr-fuer-jahr-fallen-in-suedtirol-tausende-mitarbeiter-weg" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">in einem STOL-Interview</a> am Donnerstag, dass im kommenden Jahr in Südtirol 6000 Arbeitskräfte fehlen, in 10 Jahren werden es 30.000 sein. <BR />Dennoch sei es gelungen, im Juni 2022 rund 31.500 Mitarbeitende im Hotel- und Gastgewerbe zu beschäftigen, so Pinzger. Das seien immerhin rund 2400 Mitarbeitende mehr als zum selben Zeitraum des Jahres 2019. <BR /><BR /><b>„Tourismus nicht immer als Hauptschuldigen für alle Probleme im Land verantwortlich machen“</b><BR /><BR />Was die Rolle des Tourismus innerhalb der heimischen Wirtschaft anbelangt, so liege die Herausforderung nun darin, dass der Tourismus weiterhin seine tragende Rolle als Wirtschaftssektor wahrnehmen könne, so der HGV-Präsident. „Die durch den Tourismus ausgelöste Bruttowertschöpfung in Südtirol beträgt laut Satellitenkonto Tourismus 16,2 Prozent, die direkt, indirekt und induziert auf den Tourismus zurückzuführen sind.“<BR /><BR />Der Tourismus sei somit „eine Säule der Südtiroler Wirtschaft, von der viele andere Sektoren profitieren“ würden. Dies sollte man auch in Diskussionen berücksichtigen, bei denen der Tourismus immer wieder als „Hauptschuldiger für alle möglichen Probleme im Land verantwortlich gemacht wird“, sagt er. <BR /><BR /><b>„Wir lassen uns nicht pauschal von allen Seiten durch die Gegend schmieren“</b><BR /><BR />„Natürlich ist der Tourismus mitverantwortlich für den Verkehr in Südtirol, das ist ganz klar“, so Pingzer zu STOL. „Aber die in den vergangenen Wochen und Monaten getätigten Angriffe von allen Seiten auf den Tourismus sind pauschal und unfair“, sagt er. <BR /><BR />Man dürfe nie vergessen, dass der Tourismus einer jener Sektoren ist, dem Südtirol einen guten Teil seines Wohlstands verdanke. Natürlich gebe es Verbesserungspotenzial, sagt Pinzger, „aber wir lassen uns nicht pauschal von allen Seiten durch die Gegend schmieren“. Das hätten sich die Tausenden Familienbetriebe in Südtirol nicht verdient.<BR /><BR /><b>„Diskussionen mit Argumenten und nicht mit gefühlten Einschätzungen“</b><BR /><BR /> „Wir diskutieren gerne über etwaige Fehler und Verbesserungspotenzial, aber das muss mit Fakten und Argumenten passieren, nicht mit gefühlten Einschätzungen, die nicht der Realität entsprechen“, sagt Pinzger. <BR /><BR /><BR />So werde immer wieder wird behauptet, dass der Tourismus in Südtirol mit 18 Prozent zu den CO2-Emissionen beitrage. „Bei dieser Zahl wird stets auf die Eurac-Research-Studie Tourismus 2030 verwiesen. Weder in der Studie von Eurac Research noch im Klimareport der Eurac steht geschrieben, dass der Tourismus für 18 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich sei“, sagt Pinzger. <BR /><BR />Was das Landestourismuskonzept anbelangt, so sei für die HGV-Betriebe wichtig, dass man endlich die Detailregelung kenne und vor allem, dass man Familienbetrieben die Möglichkeit gibt, sich weiterzuentwickeln, betont der HGV-Präsident.<BR /><BR /><b>Qualitative Erweiterung: „Unsere Betriebe sind derzeit extrem auf der Palme“</b><BR /><BR />„Eine große Sorge unsererseits ist zudem, dass die Umsetzung des Konzepts viel zu bürokratisch und zu kompliziert ausfällt, wenn man Betten wie an der Börse handelt.“ Es müsse, so Pinzger, eine einfache Handhabe gefunden werden. <BR /><BR />Was die mangelnde gesetzliche Grundlage für die qualitative Erweiterung anbelangt, so seien die Betriebe derzeit „extrem auf der Palme“. „Man weiß seit Monaten, dass die gesetzlichen Voraussetzungen dafür fehlen, dass ein Betrieb etwa einen Speisesaal oder einen Eingangsbereich erweitern kann und trotzdem fehlt immer noch die gesetzliche Norm, damit die Betriebe endlich etwas tun können“, sagt der HGV-Präsident. <BR /><BR />