<BR /><BR /><b>Herr Mazzier, die Raika Ritten hat in den vergangenen zwei Jahren zwei neue Filialen in Bozen eröffnet – eine in Gries und ein Firmenkundenzentrum in der Runkelsteiner Straße. Jetzt kommt eine weitere Filiale in Frangart, in Pillhof, dazu. Sind Sie auf Expansionskurs?</b><BR />Christian Mazzier: Nein. Die Raika Ritten ist seit vielen Jahren erfolgreich in Bozen tätig. Die erste Filiale wurde vor 21 Jahren in der Weggensteinstraße eröffnet. Aufgrund des großen Zuspruchs und der steigenden Kundenanzahl wurde im Mai 2023 in Gries ein zweite Geschäftsstelle eröffnet. Im Oktober 2024 wurde ein weiterer Meilenstein gesetzt: Mit der Eröffnung des neuen Firmenkundenzentrums entstand eine Anlaufstelle, die speziell auf die Bedürfnisse von Unternehmen zugeschnitten ist. Damit reagieren wir auf die wachsende Nachfrage und den steigenden Bedarf. Und was die neue Filiale in Pillhof angeht, möchte ich klar sagen: Wir haben sie nicht gesucht. Eigentlich sollte 2025 für uns ein Jahr der Konsolidierung werden. Aber als uns die Familie Klotz (die neuen Eigentümer, Anm. d. Red.) angeboten hat, uns dort einzumieten, konnten wir nicht Nein sagen – es war eine einmalige Chance.<BR /><BR /><b>Einmalig – weswegen?</b><BR />Mazzier: Wir haben heute schon sehr viele Kunden aus dem Überetsch und Etschtal – und mit der neuen Filiale Pillhof können wir ihnen einen Standort in unmittelbarerer Nähe bieten. Wie unsere Marktanalyse gezeigt hat, können wir dort genau unsere Zielgruppe – Privatpersonen, Klein- und Mittelbetriebe, landwirtschaftliche Betriebe – ansprechen. Und nicht zuletzt ist der Standort logistisch einfach sehr gut gelegen und äußerst sichtbar.<BR /><BR /><BR /><embed id="dtext86-70688443_quote" /><BR /><BR /><BR /><b>Die Vorgeschichte dieser Filiale ist allerdings nicht ganz ohne Brisanz: Lange Jahre war dort die Raiffeisenkasse Überetsch eingemietet. Als das Gebäude im vergangenen Jahr zum Verkauf stand, überbot jedoch die Obsthändlerfamilie Klotz die Raiffeisenkasse Überetsch. Weil letztere sich dann mit dem neuen Eigentümer nicht einig wurde, eröffnete sie im Nachbarhaus eine neue Filiale – während die Raika Ritten nun in das frühere Lokal einzieht. Brisant auch deshalb, weil das früher, als die Raika Ritten noch Teil des Raiffeisenverbundes war, gar nicht möglich gewesen wäre. Denn dort gilt nicht nur das Genossenschaftsgesetz, sondern auch ein „Gentlemen’s Agreement“, wonach die Kassen nicht im Revier anderer Raiffeisenkassen fischen.<BR /></b>Mazzier: Das stimmt. Dennoch ist das in keinster Weise als Affront gegenüber anderen Raiffeisenkassen zu verstehen. Zumal ich selbst aus der Raiffeisenwelt komme und dort noch viele gute Kontakte habe. Man kennt sich, man tauscht sich aus, man schätzt sich gegenseitig. Die Raiffeisenkasse Überetsch hat ihre Entscheidungen getroffen, wir unsere. Und das Angebot war für uns eine gute Gelegenheit unsere Marktpräsenz auszubauen und neue Kunden anzusprechen.<BR /><BR /><b>Jetzt arbeiten Sie aber quasi Tür an Tür mit Ihrem direkten Mitbewerber am Markt …</b><BR />Mazzier: Für uns ist das irrelevant. Wir schauen auf unsere Mitglieder und Kunden – egal ob Neu- oder Bestandskunden: Jeder bekommt ein faires Angebot. Und dann entscheidet der Kunde, mit welcher Bank er arbeiten möchte. <BR /><BR /><BR /><embed id="dtext86-70688444_quote" /><BR /><BR /><BR /><b>Die Raika Ritten ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen und mittlerweile die viertgrößte Bank im Land. Wie viel Wachstum planen Sie noch?</b><BR />Mazzier: Wir haben in dem Sinn keine fixen Wachstumsziele. Es ist nicht unser Plan, jedes Jahr um zehn Prozent zu wachsen. Aber wenn es der Markt hergibt und wir von den Kunden großen Zuspruch erhalten, nehmen wir das natürlich gerne mit. Unser oberstes Credo ist, die Bank stark aufzustellen – sprich: zu kapitalisieren und die betriebswirtschaftlichen Kennzahlen stets zu verbessern, damit die Raika Ritten auch zukünftig solide dasteht. Unser Ziel ist ein nachhaltiges, gesundes Wachstum. Und sollte sich eine neue Gelegenheit wie im Fall Pillhof ergeben, werden wir sie prüfen. Aber wir haben sicher nicht vor, jedes Jahr eine neue Filiale zu eröffnen.<BR /><BR /><BR /><embed id="dtext86-70688446_listbox" /><BR /><BR /><BR /><b>Und wenn sich nächstes Jahr in Meran oder Brixen eine Möglichkeit ergäbe?</b><BR />Mazzier: Wir sind nach wie vor eine Genossenschaftsbank und unterliegen einer genauen Gesetzgebung. Jede Genossenschaftsbank muss sich in ihrem Tätigkeitsgebiet bewegen, also dort, wo sie ihre Kunden und Mitglieder hat: in unserem Fall Ritten und Bozen mit den umliegenden Gemeinden. Also gehört Eppan bereits zu unserem Tätigkeitsgebiet. Nur in Eppan hatten wir bislang keinen Standort, was sich ab dem nächsten Jahr ändern wird. Aber Brixen oder Meran wäre derzeit nicht möglich.<BR /><BR /><BR /><embed id="dtext86-70688445_quote" /><BR /><BR /><BR /><b>Sie sagen, Sie bieten den Kunden faire Preise. Die Konkurrenz könnte vielleicht von Dumpingpreisen sprechen. Was entgegnen Sie?</b><BR />Mazzier: Als moderne Genossenschaftsbank verfolgen wir seit Jahren eine klare Strategie gemäß unserem Leitbild. Wir beraten persönlich, individuell mit Blick auf die Bedürfnisse unserer Kunden. Dabei setzen wir auf eine transparente und nachvollziehbare Kostenstruktur unserer Produkte. Dies wurde letzthin auch von der Verbraucherzentrale im Kontenvergleich 2025 bestätigt. Durch innovative und effiziente Prozesse schaffen wir es, die Kosten für die Bank gering zu halten und somit den Kunden faire Preise anzubieten. Wenn von Dumpingpreisen die Rede ist, dann entgegen ich, dass wir auf ehrliche Konditionen setzen, die Vertrauen schaffen. Und dabei orientieren wir uns an den Preisen am Markt und das sind nicht nur die lokalen Mitbewerber sondern auch nationale Player oder Fintechs. Vermutlich könnten wir durch höhere Erträge aus dem Kundengeschäft größere Gewinne schreiben. Aber das wollen wir nicht, weil wir unserem Förderauftrag als Genossenschaftsbank gerecht werden wollen. Das heißt: faire Zinsen und Konditionen. Und für viele Kunden zählt nicht nur der Preis – oft sind auch Qualität der Beratung und Schnelligkeit der Abwicklung entscheidend.<BR /><BR /><BR /><embed id="dtext86-70692128_listbox" /><BR /><BR /><BR /><b>Als die Raika Ritten 2019 dem Südtiroler Raiffeisenverband den Rücken gekehrt hat, hieß es, bei den Trentiner Kollegen gebe es mehr Freiräume. Hat sich das bewahrheitet?</b><BR />Mazzier: Diese Entscheidung haben meine Vorgänger sehr bedacht getroffen, und ich würde heute sagen: Es war wohl eine sehr gute Entscheidung. So können wir uns in Südtirol besser entfalten. Denn als Teil des Raiffeisenverbundes darf man ja im Regelfall keine Filiale im Tätigkeitsgebiet einer anderen Raiffeisenkasse eröffnen – nun können wir das etwas freier handhaben. Die Entscheidung war aber auch deshalb absolut richtig, weil hinter uns die Cassa Centrale Banca als eine starkes Zentralinstitut steht, das uns insbesondere im normativen und aufsichtsrechtlichen Bereich sehr unterstützt. . Wir haben bestimmte Tätigkeiten – etwa in den Bereichen Compliance, Antigeldwäsche, Internal Audit oder Risikomanagement – an das Spitzeninstitut ausgelagert und können uns ganz auf die Marktbearbeitung und unsere Mitglieder und Kunden konzentrieren. Nicht zuletzt war auch die IT ein Thema: Die Raika Ritten hatte ein eigenes Rechenzentrum – und damals entschied man, dass jenes der Trentiner besser zu uns passt. <BR /><BR /><b>Noch einmal zurück zur neuen Filiale in Pillhof: Wann werden Sie eröffnen?</b><BR />Mazzier: Derzeit sind wir in der Planungsphase und dabei, ein Filialkonzept zu erarbeiten. Die Umbauarbeiten werden im Herbst starten und die Eröffnung ist für das erste Halbjahr 2026 geplant.