Die Euro-Finanzminister einigten sich am Montag in Luxemburg auf die Gründung einer Finanzgesellschaft, sagte der Chef der Eurogruppe, Luxemburgs Premier Jean-Claude Juncker. Diese Gesellschaft nimmt notfalls Kredite für Wackelkandidaten auf.Der beispiellose Rettungsschirm war von der EU Anfang Mai unter dramatischen Umständen vereinbart worden. Seitdem verhandelten Experten wochenlang über Einzelheiten. Mit dem System soll die Stabilität des Euro abgesichert werden. 500 Milliarden Euro entfallen auf die Europäer, die restlichen 250 Milliarden Euro auf den Internationalen Währungsfonds (IWF). IWF-Generaldirektor Dominique Strauss-Kahn, der an dem Treffen teilnahm, unterstrich das Engagement seiner Organisation. „Wenn es ein europäisches Programm gibt, werden wir unseren Beitrag prüfen“, sagte der Franzose. Er verwies dabei auf die Formel, dass der IWF mit etwa einem Drittel der gesamten Rettungssumme einspringe. Zentraler Baustein des europäischen Rettungsschirms ist die neue Aktiengesellschaft nach luxemburgischem Recht. Diese kann im Namen aller Euro-Länder bis zu 440 Milliarden Euro leihen und an finanzschwache Länder weitergeben. Die Anleihen sollen ein „optimales Rating“ erhalten, um die Kosten zu begrenzen. Die Euro-Länder müssen bei der Finanzgesellschaft das Geld nicht auf den Tisch legen. Sie treten vielmehr als Garanten für das zu leihende Geld auf. „Es gibt nun keine Unsicherheit mehr, dass dem Versprechen für 440 Milliarden Euro nachgekommen werden kann“, sagte EU-Währungskommissar Olli Rehn.Bevor die Finanzgesellschaft tätig wird, sollen bis zu 60 Milliarden Euro an Krediten von der EU-Kommission kommen, so wie bei bisherigen Zahlungsbilanzhilfen für schwächelnde Nicht-Euro-Länder wie Ungarn, Lettland und Rumänien. Beim Treffen gab es Zustimmung zum neuen Sparprogramm der deutschen Bundesregierung. Juncker sagte: „Ich bin sehr dafür, dass es auch in Deutschland einen Ruck in Richtung der Konsolidierung der öffentlichen Finanzen gibt.“ Deutschland sei aber nicht das größte Problem in der Eurozone.Sorgen macht im gemeinsamen Währungsgebiet mit 330 Millionen Menschen der jähe Kursverfall des Euro. „Ich bin nicht besorgt über den aktuellen Wechselkurs“, sagte Juncker. „Ich bin aber besorgt über die Plötzlichkeit, mit der der Euro fällt.“ Am Montag rutschte der Euro zeitweilig unter die Marke von 1,19 US-Dollar und damit auf ein neues Vier-Jahres-Tief.Befürchtungen über einen drohenden Staatsbankrott im Nicht-Euro- Land Ungarn wurden bei der Konferenz zurückgewiesen. „Ich glaube nicht, dass aus Ungarn eine neue Gefahr ausgehen kann“, sagte der österreichische Ressortchef und Vizekanzler Josef Pröll. Die Spekulationen über Ungarn waren in der vergangenen Woche im Land selbst geschürt worden.dpa