Im Interview erläutert der Geschäftsführer der Rieper AG, wie Südtirol als Wirtschaftsstandort zukunftsfähig bleiben kann – und warum gerade Krisenzeiten auch Chancen für Südtirol bergen.<BR /><b><BR />Sie treten in die Fußstapfen von Heiner Oberrauch – ein Ansporn für Sie?</b><BR />Alexander Rieper: Absolut. Ich habe großen Respekt vor der Arbeit, die meine Vorgänger geleistet haben. Ein Anliegen wird es deshalb sein, die vielen großen Themen, die am Tisch sind, weiterzutragen und vor allem auch die guten Beziehungen, die zu den Sozialpartnern der Politik und zu den befreundeten Südtiroler Verbänden gepflegt wurden, weiter zu fördern.<BR /><BR /><b>Apropos große Themen. Was sehen Sie als wichtigste Herausforderung?</b><BR />Rieper: Neu wird sicher sein, die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen zu erhalten. Also, dass wir in der Lage sind, die Leistungen, die unsere Unternehmen erbringen, hochzuhalten. Dadurch sichern wir unseren Wohlstand, weil gut laufende Unternehmen einen wichtigen Beitrag zu unserer sozialen Gesellschaft leisten.<BR /><BR /><embed id="dtext86-70151807_quote" /><BR /><BR /><b>Wo sind die größten Schwachstellen in der Wettbewerbsfähigkeit Europas?</b><BR />Rieper: Wir brauchen sicher Vereinfachungen in vielen öffentlichen Abläufen. Wir brauchen an unserer Seite eine schlanke, effiziente Verwaltung. Die Sachen müssen einfach gelöst werden, damit Unternehmen sich auf ihre Kernaktivitäten konzentrieren können. Auch qualifizierte Arbeitskräfte zu halten, ist ein wichtiger Faktor, um wettbewerbsfähig zu bleiben.<BR /><BR /><b>Was kann man tun, um junge Fachkräfte zu halten und neue zu gewinnen?</b><BR />Rieper: Wenn wir wollen, dass sowohl unsere jungen Menschen und Familien hierbleiben als auch Fachkräfte aus dem Ausland herziehen, brauchen sie gute Rahmenbedingungen. Sie brauchen leistbares Wohnen und sie brauchen gute Ausbildung für sich und ihre Familien.<BR />Und wir müssen schauen, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gegeben ist. Wenn diese Faktoren gegeben sind, dann sehe ich gute Voraussetzungen, dass wir, anstatt Arbeitskräfte zu verlieren, neue gewinnen können – wenn wir eben als Lebensort attraktiv sind.<BR /><BR /><embed id="dtext86-70151808_quote" /><BR /><BR /><b>Nichtsdestotrotz ist es, was das Gehalt angeht, schwierig, mit Ländern wie Österreich und Deutschland mitzuhalten.</b><BR />Rieper: Dort sind gewisse Automatismen bei der Inflationsanpassung sehr schnell durchgeschlagen . Man sieht aber auch, dass Unternehmen in unseren Nachbarländern durch ihr sehr hohes Lohnniveau im Moment Wettbewerbsschwierigkeiten haben. Und man sieht es auch, wenn man die Wirtschaftsbarometer oder die Stimmungslage in Österreich und in Deutschland anschaut. Dann ist die sogar im Vergleich zu Italien im Moment deutlich gedämpfter. Wir sollten die Tatsache, dass die Prognose der wirtschaftlichen Entwicklung bei uns aktuell besser ist, ausnutzen, um Menschen dafür zu begeistern, nach Südtirol zu ziehen. Unsere Unternehmen im UVS können hochwertige Arbeitsplätze bieten. Wir können eine gute Entlohnung bieten. Wir bezahlen weit über dem Durchschnitt in Südtirol. Es werden sehr viele Welfare und Zusatzleistungen von den Unternehmen angeboten.<BR /><BR /><b>Welche Berufsprofile braucht Südtirol eigentlich in den nächsten Jahren?</b><BR />Rieper: Wir haben in sämtlichen Bereichen, Industrie und Technik, Handwerk und Pflege, verschiedene Dienstleistungen usw. genügend Arbeit anzubieten. Die Mitarbeiter sollten Motivation mitbringen und die Bereitschaft zu lernen, digital fit sein und unsere Sprachen beherrschen. Dann solle es eigentlich für jeden möglich sein, in Südtirol eine gute Arbeit zu finden.<BR /><BR /><b>Derzeit schwingen die Zölle wie ein Damoklesschwert über uns. Rechnen Sie mit einem Dämpfer für die Wirtschaft?</b><BR />Rieper: Unsicherheit ist nie gut in der Wirtschaft und das betrifft unsere Unternehmen, weil die USA auch für Südtirol ein wichtiger Handelspartner sind und gerade der Export Südtirols Wirtschaft mitträgt.<BR /><BR /><b>Wie sollte die europäische Wirtschaft darauf reagieren?</b><BR />Rieper: Obwohl wir in der EU einen freien Markt haben, haben wir immer noch viele Handelshemmnisse. Wenn wir dort Bürokratie und Komplexität abbauen, könnten wir einen Teil des Exports, der vielleicht im Moment in die USA geht, am innereuropäischen Binnenmarkt kompensieren. Das wird sicher eine der Herausforderungen sein. Aber in jeder Krise entstehen Chancen, die man nutzen kann. Man muss aber vorausgehen, vorausdenken, und man braucht auch die Mittel dazu, um gestalten zu können. Dann kann man sich seine eigene Zukunft sicher zum Teil selbst bauen.