Seit einigen Tagen reden plötzlich alle von Swift. Und das aus gutem Grund: Russlands Finanz- und Handelsströme sollen dadurch ausgetrocknet werden. Wie aber funktioniert Swift überhaupt? <BR /><BR />Grundsätzlich kann man sagen: Sobald Geld international fließen soll, kommt das System zum Einsatz. Swift ist eine Kommunikationsplattform für das Finanzsystem, sozusagen das WhatsApp der Banken. Swift überweist das Geld nicht selbst. Es sendet mittels sogenannter Swift-Codes Aufträge für Überweisungen. Diese Aufträge sind abgesichert und standardisiert. Im vergangenen Jahr sind durchschnittlich 42 Millionen Nachrichten über Swift verschickt worden – pro Tag. Laut Schätzungen wechseln so 10 Billionen US-Dollar täglich die Besitzer. Swift verbindet 11.000 Banken in fast allen Ländern der Welt.<BR /><BR />Was bedeutet es nun für Russland, wenn einige Banken vom System ausgeschlossen werden? „Auch wenn die technischen Einzelheiten noch nicht vollständig vorliegen, kann man davon ausgehen, dass dies dazu führen wird, dass die internationalen Warenströme stark ausgebremst werden“, so der CFO und Vizegeneraldirektor der Volksbank, Martin Schweitzer. <BR /><BR /><embed id="dtext86-53111157_quote" /><BR /><BR />„Russische Firmen können keine Importe mehr bezahlen oder Einnahmen für Exporte verbuchen. Es wird schwierig bis unmöglich für westliche Firmen, Rechnungen von russischen Lieferanten zu bezahlen. Andersherum könnten westliche Firmen, die für erbrachte Leistungen noch Gelder kassieren müssten, mit Zahlungsausfällen rechnen müssen. Banken und Firmen in Europa, die besonders stark vom Russlandgeschäft abhängen, werden dadurch vom Swift-Ausschluss schwer getroffen.“ <BR />Für Südtiroler Betriebe und Banken sei aufgrund der überschaubaren Aktivität in Russland nur vereinzelt mit gravierenden finanziellen Folgen zu rechnen, sehr wohl aber mit persönlichen und privaten Folgen, die viel gravierender sind, so Schweitzer.<h3> „Swift kann umschifft werden“</h3>Den Vorschlag hält Schweitzer für ein zweischneidiges Schwert: „Wenn man Banken nicht berücksichtigt, über die die Energielieferungen in den Westen vorwiegend abgerechnet werden, mildert man zwar die negativen Folgen für den Westen ab, aber man erreicht wohl nicht das gewünschte Ziel, Russland einzuschüchtern oder gar von seinen Zielen abzubringen. Geht man jedoch her und schließt alle Banken in Russland aus, liefert man Putin und den staatlichen Energiekonzernen den idealen Vorwand, den Gashahn abzudrehen mit allen Nachteilen für die Preise und die Versorgungssicherheit. Eines ist nämlich zu erwarten: Russland wird wohl nicht lange zögern, um die Lieferungen einzustellen, dann könnten im Westen viele Firmen, die auf die Erdgas angewiesen sind, stillstehen.“<BR /><BR />Über die „Waffe“ Swift-Ausschluss wisse man nur eines mit Sicherheit: „Für Europas Firmen und Bürger wird es wohl schmerzhaft werden. Ob der russische Staat tatsächlich enorm leiden wird, ist hingegen keineswegs sicher. Weil niemand genau weiß, welche alternativen Kanäle Putin bereits gelegt hat oder zu legen imstande ist.“<BR /><BR />Es gibt zwar laut Schweitzer keine globale Alternative zu Swift, sehr wohl hat Russland aber ein eigenes System entwickelt, das bislang nur innerrussisch eingesetzt wird. „Wer weiß, ob dieses nicht mit entsprechendem Aufwand bis nach China weitergelegt werden könnte. Dann könnten Gaslieferungen, die man dem Westen vorenthält, nach China verkauft und über dieses System bezahlt werden. So käme Russland auch wieder in Besitz von Devisen in US-Dollar. <BR /><BR />Ein weiterer Ausweg, um die Sanktionen umgehen, könnten Kryptowährungen, vor allem der Bitcoin, sein – dadurch könnte das klassische Finanzsystem umschifft werden. Es ist insgesamt schon davon auszugehen, dass Putin sich auf einen möglichen Swift-Ausschluss vorbereitet hat. Bereits im Zuge der Krimkrise im Jahr 2014 stand nämlich diese Maßnahme im Raum. Seither sind 8 Jahre vergangen, viel Zeit, um sich neue Zahlungswege zu überlegen.“<BR />