Barbacovi über den Zustand der Branche und seine Erwartungen an das Konzertjahr 2022. <BR /><BR /><BR /><b>Corona zwang einige Bereiche der Wirtschaft in die Knie. Die allermeisten Branchen haben zur Vorkrisenstärke zurückgefunden, die Veranstalter nicht.</b><BR />Roland Barbacovi: Die Situation ist recht ernüchternd, wir stecken noch mitten in der Krise. Nach dem Horrorjahr 2020 haben wir uns ein wesentlich besseres Jahr 2021 gewünscht, doch der erhoffte Befreiungsschlag für unsere Branche blieb leider aus. In den ersten Monaten des Jahres lief überhaupt nichts. Im Sommer dann haben wieder begonnen, aber in einer sehr reduzierten Form. Verdient haben wir dabei eigentlich nichts. <BR /><BR /><BR /><b>Könnten Sie etwas konkreter werden?</b><BR />Barbacovi: Bei einer coronabedingten Konzertauslastung von 50 Prozent können die Kosten bei weitem nicht gedeckt werden. Selbst wenn ab Oktober 80 Prozent Auslastung erlaubt werden sollten, ist es nicht möglich, Gewinne zu erwirtschaften, man erreicht höchstens die schwarze Null. Trotz dieser unvorteilhaften Rahmenbedingungen war und ist es mir wichtig, das Programm weiter durchzuziehen und nicht wie andere große Konzertveranstalter europaweit einfach alles abzublasen. Mir geht es generell nicht darum, zu jammern. Ich möchte nur auf die nach wie vor sehr schwierige Lage unserer Branche hinweisen, damit meine ich nicht nur uns Konzertveranstalter, sondern alle, die an dieser Wertschöpfungskette dranhängen. <BR /><BR /><embed id="dtext86-50788581_quote" /><BR /><BR /><b>Warum war es Ihnen wichtig, das Programm trotz Corona irgendwie durchzuziehen?</b><BR />Barbacovi: Der wichtigste Faktor waren die Mitarbeiter. Es ist enorm wichtig, dass sie unserer Branche erhalten bleiben und nicht abspringen. Wenn es wieder richtig losgeht, benötigen wir sie händeringend. <BR /><BR /><BR /><b>Welche Perspektive können Sie den Mitarbeitern der Branche aktuell geben?</b><BR />Barbacovi: Ich bin zuversichtlich, dass wir ab 2022, vermutlich im Frühjahr, wieder mit einer Kapazität von 100 Prozent arbeiten können. Der Konzertsommer wird dann ein außergewöhnlicher werden, da wir einerseits Termine, die wegen Corona ausgefallen waren, nachholen. Andererseits werden neue Konzertangebote dazukommen. Ich sehe da eine sehr gute Phase auf unsere Branche zukommen. <BR /><BR /><BR /><b>Was macht sie so zuversichtlich, dass auch die Publikumsnachfrage wieder stark anziehen wird?</b><BR />Barbacovi: Das Bedürfnis der Menschen, Konzerte gemeinsam zu erleben, ist ungebrochen. Das Konzert des Pianisten Ludovico Einaudi im abgelaufenen Sommer am Kronplatz war bereits nach kurzer Zeit ausverkauft. Wir hatten nur 1000 Tickets zur Verfügung, von der Nachfrage her hätten wir gut das Doppelte oder Dreifache verkaufen können. Das ist nur ein Beispiel von mehreren, das uns zeigt, dass die Veranstaltungswirtschaft insgesamt positiv in die Zukunft blicken kann, auch wenn die nächsten Monate sicherlich noch hart werden dürften.<BR />