Hartmut Wimmer, Geschäftsführer von Outdooractive, einer der größten Freizeitplattformen Europas, erklärt, wie intelligente Algorithmen den Tourismus neu gestalten und wie bereits jetzt tagtäglich „gelenkt“ wird.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1148043_image" /></div> <BR /><BR /><b>Was heißt smarter Tourismus?</b><BR />Hartmut Wimmer: Smarter Tourismus soll das Gegenteil von Over- oder Problem-Tourismus darstellen. In diesem Sinne bedeutet „smart“, den Tourismus besser und schlauer zu machen, indem wir die Digitalisierung zu unserem Vorteil nutzen und nicht dadurch das Problem des Overtourismus verstärken.<BR /><BR /><b>Wo sehen Sie die Ursache für Tourismus-Hotspots?</b><BR />Wimmer: Das, was die Touristiker jahrelang gemacht haben, war, immer mit denselben Bildern Werbung zu machen. Dann muss man sich nicht wundern, dass die Leute an diese Orte hinfahren und Overtourismus entsteht. <BR /><BR /><embed id="dtext86-69267836_quote" /><BR /><BR /><b>Aber wie viel Kontrolle hat man darüber überhaupt? Schließlich kann jeder auf Social Media von berühmten Orten posten.</b><BR />Wimmer: Man hat schon selbst Kontrolle, wenn man eine Tourismuswebseite oder Werbekanäle betreibt, in die Millionen gepumpt werden. Social Media allein schafft selten einen Hotspot. Die meisten Problemstellen wurden zunächst durch Tourismuswerbung bekannt gemacht, bevor Social Media die Aufmerksamkeit verstärkt hat.<BR /><BR /><b>Wie helfen Plattformen wie Outdooractive, Besucherströme zu lenken?</b><BR />Wimmer: Indem wir zunächst die ganze Welt digitalisieren, sozusagen einen digitalen Zwilling der Region bauen – also nicht nur die Highlights. Man kann sich eine virtuelle 3-D-Landschaft vorstellen, in die man sich als Nutzer hineinbegeben kann. Das ist die Grundlage für eine proaktive Besucherlenkung. Denn nur das, was digitalisiert ist, wird der Nutzer wahrnehmen. Und je mehr wahrgenommen wird, desto besser kann man Besucher umlenken.<BR /><BR /><b>Und wie?</b><BR />Wimmer: Indem wir auf unserer Plattform einfach das Ranking ändern. Heißt: Wenn wir schon wissen, dass es am Sonntag an diesem Ort voll ist, dann wird die Software andere Sachen bevorzugen und ins Schaufenster stellen und auch proaktiv Empfehlungen für andere Orte aussprechen. Das ist effektiv. Denn wenn man erstmal vor Ort ist, ist Lenkung zu spät. <BR /><BR /><embed id="dtext86-69267930_quote" /><BR /><BR /><b>Wer entscheidet, was und wie stark gerankt wird?</b><BR />Wimmer: In unserem Fall der Algorithmus. Mithilfe von Nutzerdaten erkennen wir, wo sich besonders viele Menschen aufhalten. Karten zeigen an, wo kritische Besucherzahlen erreicht werden. Dabei berücksichtigt das System saisonale Unterschiede, Wochenenden oder Wettereinflüsse und passt die Empfehlungen dynamisch an.<BR /><BR /><b>Wer sind die Partner von Outdooractive in Südtirol?</b><BR />Wimmer: Die IDM ist seit vielen Jahren Partner von uns und viele weitere Tourismusgebiete in Südtirol arbeiten mit uns zusammen. Diese müssen einmal Content eingeben, um die Region komplett zu digitalisieren. Doch das tun sie immer noch zu wenig. Viele konzentrieren sich weiterhin nur auf Highlights und Empfehlungen, anstatt sich um das Gesamtbild zu kümmern. Die Erkenntnis ist noch nicht da.<BR /><BR /><b>In Ihren Vorträgen sagen Sie, Hotels sollten weniger in eigene Webseiten und Social Media investieren. Warum?</b><BR />Wimmer: Eine Webseite oder Social Media allein sind keine Digitalisierung, sondern lediglich Kommunikationskanäle. Das Problem ist, dass Plattformen wie Facebook oder Instagram keinen Zugriff auf Nutzerdaten bieten. Man generiert Daten, hat selbst aber keinen Vorteil, keine Datenbank. Zum Schluss muss also jeder Touristiker ein Customer-Relationship-Management (CRM) aufbauen. Das heißt, du brauchst Nutzerdaten, das ist dein höchstes Gut. So wie jede Firma ihre Kundendatenbank hat.