Social Media und Unternehmen: „Wirtschaftlich überwiegen klar die Vorteile“ - Wirtschaft

Markenpflege, Kundenbindung, Kommunikation: Haben soziale Netzwerke für Firmen all das auf den Kopf gestellt? Thomas Aichner: Social Media hat neue Wege und Möglichkeiten eröffnet. Anstatt traditionelle Kommunikationswege zu ersetzen, ergänzen soziale Netzwerke diese durch direktere und interaktivere Formen des Austauschs mit der Zielgruppe. Beispielsweise ermöglichen Plattformen wie Instagram und LinkedIn Unternehmen, ihre Geschichten und Werte durch visuell ansprechende Inhalte zu teilen und gleichzeitig mit ihrer Zielgruppe in Echtzeit zu interagieren. Ein interessantes Beispiel ist die Nutzung von Instagram-Stories, um Einblicke hinter die Kulissen zu geben, was die Transparenz erhöht und das Vertrauen der Konsumenten stärkt. Das ist besonders im Dienstleistungssektor wichtig, etwa bei einem Friseur oder Physiotherapeuten. Generell können Firmen ihre Produktionsprozesse, Teammitglieder oder die Entstehung eines neuen Produkts in einer authentischen und persönlichen Art präsentieren. Können es sich Unternehmen heute noch leisten, Social Media zu ignorieren? Aichner: Die allermeisten Unternehmen sind heute auf Social Media aktiv, da diese Kanäle eine wichtige Rolle in der modernen Marketing- und Kommunikationsstrategie spielen. Es gibt aber auch bestimmte Nischen, in denen Social Media weniger relevant ist: Dazu gehören hochspezialisierte B2B-Bereiche wie Industrieausrüstungen oder technologische Lösungen für die Fertigungsindustrie, in denen der direkte persönliche Kontakt und etablierte traditionelle Netzwerke nach wie vor die Hauptrolle spielen. Your browser does not support the video tag. (function (d) { var js, id = "genially-embed-js", ref = d.getElementsByTagName("script")[0]; if (d.getElementById(id)) { return; } js = d.createElement("script"); js.id = id; js.async = true; js.src = " https://view.genial.ly/static/embed/embed.js"; ref.parentNode.insertBefore(js, ref); }(document)); Gibt es noch einen Grund, warum Betriebe auf Social Media verzichten sollten? Aichner: Den gibt es: Wenn Sie keine Zeit oder kein Personal für die Aktualisierung haben. Ein schlecht gepflegter Social-Media-Auftritt – gekennzeichnet durch sporadische Posts, irrelevanten Inhalt oder mangelnde Interaktion – ist nämlich schädlicher als überhaupt nicht präsent zu sein. Unternehmen müssen ihre Präsenz auf diesen Plattformen ernst nehmen, um nicht den Eindruck von Nachlässigkeit oder Desinteresse zu erwecken. Ein konkretes Beispiel: Wenn jemand das Instagram-Profil eines Restaurants besucht und der letzte Post ein Jahr alt ist, fragt sich der Nutzer vermutlich, ob das Restaurant überhaupt noch existiert und geöffnet hat. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass in so einem Fall nach einer Alternative gesucht wird. Im Laufe der Jahre haben sich die Social-Media-Kanäle der Wahl geändert. Was gestern &bdquo;in“ war, ist heute &bdquo;out“. Ist es für kleine Betriebe nicht eine riesen Herausforderung da am Ball zu bleiben? Aichner: Die dynamische Natur von Social Media mit ständig neuen und sich verändernden Plattformen, stellt in der Tat eine große Herausforderung für kleinere Betriebe dar. Neben den bekannten Größen wie Facebook und Instagram gibt es eine Vielzahl alternativer Plattformen mit beachtlicher Nutzerbasis, wie Snapchat, Pinterest und Reddit, die je nach Zielgruppe relevant sein können. Wichtig ist es, die eigenen Kunden möglichst genau zu kennen und zu verstehen, auf welchen Plattformen sie sich vorwiegend aufhalten. Die regelmäßigen Updates innerhalb der Plattformen bieten zudem neue Möglichkeiten zur Kundeninteraktion, aber verlangen auch den Mitarbeitern ab, auf dem neuesten Stand zu sein: Dazu gehören etwa die Einführung von Shopping-Features auf Instagram oder innovative Werbeformate wie Mini-Spiele oder Augmented Reality auf Facebook. Your browser does not support the video tag. (function (d) { var js, id = "genially-embed-js", ref = d.getElementsByTagName("script")[0]; if (d.getElementById(id)) { return; } js = d.createElement("script"); js.id = id; js.async = true; js.src = " https://view.genial.ly/static/embed/embed.js"; ref.parentNode.insertBefore(js, ref); }(document)); Hat sich seit den Anfängen auch die Art und Weise, wie sich Unternehmen in den sozialen Netzwerken bewegen, geändert? Aichner: Influencer-Marketing und Live-Streaming-Events sind zwei Beispiele dafür, wie sich die Nutzung von Social Media verändert hat. Früher lag der Fokus vor allem auf der bloßen Präsenz, dem Posten von Fotos und später Videos und dem Sammeln von Likes und Followern. Heute hingegen setzen Unternehmen auf qualitativen Content, der echten Mehrwert bietet, interaktive und personalisierte Kundenerlebnisse schafft und auf die Förderung einer Community ausgerichtet ist. Das hängt auch damit zusammen, dass eine große Konkurrenz um die Aufmerksamkeit der Nutzer besteht: Je informativer oder unterhaltsamer ein Post ist, desto öfter wird er angezeigt und gesehen. Auf den meisten Seiten sehen selbst Fans oder Follower nur ein einstelliger Prozentsatz der neuen Posts, da sie durchschnittlich hunderten von Personen oder Marken folgen. Deshalb ist es heute noch viel wichtig als vor einigen Jahren, möglichst kreativen Content zu veröffentlichen. Ihr Fazit: Bieten Social Media unterm Strich mehr Chancen als Risiken für Betriebe? Aichner: Social Media bietet Unternehmen unterm Strich deutlich mehr Vorteile als Nachteile, wie Markenbildung, Kundenbindung und Umsatzsteigerung. Die Voraussetzung ist, sie nutzen die Plattformen richtig. Die Risiken – wie negative Kommentare oder schlechte Bewertungen – können durch aktives Community-Management und schnelle, lösungsorientierte Reaktionen minimiert werden. Zum Thema haben wir auch mit Uta Rußmann, Professorin für Medien- und Kommunikationswissenschaften an der Universität Innsbruck und frisch gewählte Vorsitzende des österreichischen PR-Ethikrates, gesprochen. Hier geht es zum Interview.