Seit Jahrzehnten prägt der Tourismus das Land – er hat Arbeitsplätze geschaffen, Investitionen ermöglicht und die Infrastruktur gestützt. Vor allem im ländlichen Raum, wo Südtirols Wohlstand ganz wesentlich auf dem Tourismus begründet liegt. <BR /><BR /><embed id="dtext86-71584346_quote" /><BR /><BR />Seit einigen Jahren ist die gesellschaftliche Stimmung aber zunehmend kritisch geworden. Eifrig wird über Overtourism, Verkehrsbelastung oder Verdrängung diskutiert. Die Branche fühlt sich schon länger an den Pranger gestellt. „Als Sektor und teilweise als einzelne Betriebe stehen wir zunehmend unter Rechtfertigungsdruck, wobei vielfach unser sozialer und wirtschaftlicher Beitrag für Land und Leute bewusst oder unbewusst nicht wahrgenommen wird“, sagt HGV-Präsident Manfred Pinzger. <h3> Milliarden im Umlauf</h3>„Als HGV sind wir nicht nur Interessensvertreter, sondern auch Dienstleister für unsere Mitglieder. Dies erlaubt uns faktenbasiert zu zeigen, welchen Beitrag die Gastronomie und die Beherbergung tatsächlich leisten - nicht theoretisch, sondern anhand aktueller Zahlen,“ erklärt HGV-Direktor Raffael Mooswalder. Laut einer neuen Studie des HGV, die den „Dolomiten“ exklusiv vorliegt, erwirtschaftet das Hotel- und Gastgewerbe jährlich 5,15 Milliarden Euro. Dieses Geld bleibt nicht in den Betrieben, sondern verteilt sich auf viele Ebenen. Insgesamt 1,43 Milliarden Euro fließen in Löhne und Gehälter, von denen 670 Millionen direkt bei den Beschäftigten ankommen. Weitere 810 Millionen Euro gehen als Steuern und Sozialabgaben an die öffentliche Hand.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1217799_image" /></div> <BR />Auch zahlreiche andere Sektoren hängen am Tourismus: Lebensmittel- und Getränkeausgaben in Höhe von 830 Millionen Euro stärken Landwirtschaft, Metzgereien, Brauereien und Weinkellereien. Über eine Milliarde Euro geht in Dienstleistungen, Marketing, Verbrauchsmaterialien oder Reparaturen. Banken wiederum profitieren von knapp 230 Millionen Euro an Zinsen und Gebühren.<h3> Investitionen sichern Zukunft</h3>Südtirols Betriebe arbeiten im Schnitt mit hoher Ertragskraft: Mit einer EBITDA-Marge von rund 30 Prozent liegen sie deutlich über dem internationalen Schnitt. Dieser Wert darf jedoch nicht missverstanden werden: Er bedeutet nicht, dass fast ein Drittel als Gewinn übrigbleibt. Aus dieser Marge werden zunächst Zinsen und Kredite beglichen, Steuern und Abgaben abgeführt sowie der Unternehmerlohn finanziert. Erst danach bleibt ein Teil für Reinvestitionen.<BR /><BR /><embed id="dtext86-71584650_quote" /><BR /><BR />Jährlich werden knapp 1 Milliarde Euro in Modernisierungen gesteckt – von Gebäuden über Ausstattung bis hin zu neuen Angeboten. „Davon profitieren Bauunternehmen, Handwerker, Planer und Zulieferer im ganzen Land. Diese Investitionen sichern die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe und erzeugen zusätzliche Wertschöpfung in vielen anderen Bereichen.“<h3> Mehr als Gästezahlen</h3>Im Jahr 2024 wurden 37,1 Millionen Nächtigungen gezählt (inklusive Urlaub auf dem Bauernhof-Betriebe, Privatunterkünfte, Campingplätze) . Entscheidend sei jedoch weniger die Zahl selbst als dessen Wirkung. „Tourismus ist kein Fremdkörper, sondern Teil unseres Landes – und ein Garant für Lebensqualität, Arbeit und Wohlstand“, betont Präsident Pinzger. Eine politische Forderung knüpft der HGV-Präsident nicht an die nun gewonnenen Erkenntnisse, etwa eine Aufweichung der Bettenobergrenze bzw. mehr Spielräume im Landestourismuskonzept: „Das ist nicht unser Ziel, es geht uns vielmehr darum, die Allgemeinheit zu sensibilisieren - ruhig und sachlich.“<h3> So wurden die Daten erhoben</h3>Die Berechnungen stammen von der Unternehmensberatung des HGV. Grundlage waren anonymisierte Steuer- und Lohnbuchhaltungsdaten aus dem Jahr 2024 von 876 Betrieben unterschiedlicher Kategorien – von Hotels über Restaurants bis hin zu Campingplätzen und Schutzhütten. Auf dieser Basis wurden die Ergebnisse auf ganz Südtirol hochgerechnet, auf insgesamt 6.600 gewerbliche Gastronomie- und Beherbergungsbetriebe.