Wer Geld verleiht, möchte dafür Zinsen bekommen. Doch wer zurzeit Geld auf dem Bankkonto hat, bekommt keine Zinserträge. Noch negativer ist das Ergebnis, wenn man dem Staat Geld leiht. Die wichtigsten Antworten.<BR /><BR /><BR /><i>Von Alexander Brenner-Knoll</i><BR /><BR /><BR /><BR />So werden zum Beispiel die deutschen Bundesanleihen mit 10-jähriger Laufzeit mit einer negativen Rendite von minus 0,4 Prozent gehandelt. Das heißt, Anleger müssen dafür bezahlen, wenn sie dem Bund für 10 Jahre Geld leihen.<BR /><BR />Wegen der geringeren Kreditwürdigkeit Italiens erzielen die italienischen BTp-Schatzscheine noch eine Rendite von ungefähr plus 0,5 Prozent. Verglichen mit den Bundesanleihen ergibt sich so ein Risikoaufschlag (Spread) von rund 0,9 Prozent. Es wird jedoch erwartet, dass der Spread schon bald auf das Niveau von Spanien und Portugal sinken könnte (rund 0,5 Prozent).<BR /><BR /><b><BR />Warum ist die Rendite der Staatspapiere so niedrig?</b><BR />Weil die Berechnungen in der Regel sehr komplex sind, nehmen wir als einfaches Beispiel die unverzinslichen BOT-Schatzscheine mit einjähriger Laufzeit. <BR /><BR />In der vergangenen Woche wurden diese BOT-Schatzscheine zu einem Kurs von 100,45 begeben. Ein Anleger hat also für den einjährigen BOT-Schatzschein im Nennwert von 1000 Euro einen Preis von 1004,50 Euro bezahlt. In einem Jahr wird dieser Anleger den Nennwert (1000 Euro) zurückerhalten, und das ist also eine negative Rendite von rund 0,45 Euro. Bestimmt kein gutes Geschäft.<BR /><BR /><BR /><b>Warum werden Staatsanleihen trotz negativer Rendite gekauft?</b><BR />Staatsanleihen der Eurozone gelten in Zeiten extrem niedriger Zinsen in der Regel als sichere Anlage. Dazu tragen auch die umfassenden Anleihenkäufe durch die Europäische Zentralbank bei. Die Spekulanten reizen die zurzeit hohen Kurse, weil sie in Zukunft auf sinkende Kurse setzen und so mit steigenden Zinsen rechnen.<BR /><BR /><BR /><b>Wie können Spekulanten Krisenzeiten nutzen, um mit Staatspapieren hohe Profite zu erzielen?</b><BR />Zum Beispiel setzten Spekulanten während der Euro- und Staatsschuldenkrise (ab 2010) die schwächelnden Länder in der Eurozone, darunter auch Italien, unter Druck. Die Spekulanten haben sich im großen Umfang Staatspapiere der angeschlagenen Länder von Banken und Investmentfonds geliehen und auf den Finanzmärkten verkauft. Das Ziel: Die Kurse durch das starke Angebot drastisch zu drücken, um dann die Papiere zu einem deutlich gesunkenen Kurs zurückzukaufen und so einen schnellen Profit zu machen. <BR />Wegen der stark sinkenden Kurse schoss damals der Spread der italienischen Staatspapiere gegenüber den Bundesanleihen auf fast 6 Prozent. Italien stand so knapp vor dem Staatsbankrott und nur die Rosskur der Regierung unter der Führung Mario Monti hat das Schlimmste verhindert. Mario Draghi setzte als damaliger Chef der Europäischen Zentralbank den spekulativen Angriffen dann 2012 ein Ende. Berühmt sind seine Worte „er werde alles unternehmen was immer notwendig ist, um den Euro zu sichern“ und das hat gereicht. <BR /><BR /><BR /><b>Wie lange werden die unglaublich niedrigen Zinsen und die negativen Renditen anhalten?</b><BR />Ein Zinsanstieg und steigende Rendite wird es erst wieder geben, wenn die Wirtschaft in Schwung kommt und die Inflation wieder steigt. Doch das dürfte wohl erst der Fall sein, wenn die Corona-Pandemie weitgehend überwunden ist.