Übernahmeversuche im Bankensektor sind derzeit wieder hoch im Kurs. Besonders aggressiv agiert die italienische Großbank Unicredit, die nicht nur die deutsche Commerzbank übernehmen möchte, sondern auch den Banco BPM – jenes Institut, das 2017 aus der Fusion der Banca Popolare di Milano (BPM) und des Banco Popolare aus Verona hervorging. <BR /><BR />Im November 2024 unterbreitete Unicredit dem Banco BPM ein Übernahmeangebot in Höhe von 10 Milliarden Euro. Banco BPM stufte die Offerte als feindlich und viel zu gering ein. Ob der Deal Realität wird, ist nicht sicher. Im - aus Unicredit-Sicht - günstigsten Fall gibt die Europäische Zentralbank innerhalb April grünes Licht für ein öffentliches Übernahmeangebot. Dieses muss anschließend von der Mehrheit der BPM-Aktionäre angenommen werden. Das Prozedere dürfte sich bis zum Sommer hinziehen.<h3> Chancen für die Südtiroler Sparkasse</h3>Sollte die viel beachtete Operation zustande kommen, würde dies die Wettbewerbshüter auf den Plan rufen. Dies deshalb, weil die Marktanteile von Unicredit in einigen Provinzen Italiens über 30 Prozent steigen würden. Die Großbank müsste sich von einigen Filialen trennen. In die Riege der potenziellen Interessenten für diese Geschäftsstellen reiht sich die Sparkasse ganz vorne ein. <BR /><BR /><embed id="dtext86-68962952_quote" /><BR /><BR />„Gemeinsam mit einem Beratungsunternehmen haben wir uns die Situation näher angeschaut. So wie es aussieht, müsste sich Unicredit bei einer BPM-Übernahme aus wettbewerbsrechtlichen Gründen unter anderem von Geschäftsstellen in den Provinzen Verona und Modena trennen. Es dürften insgesamt bis zu 40 sein“, so Sparkassen-Generaldirektor Nicola Calabró gegenüber diesem Medium.<BR /><BR /> Auf diese Filialen spitzt die Sparkasse. „Wir verfolgen die Entwicklungen im Bankensektor aufmerksam. Bisher waren wir nur Beobachter, aber wir sind bereit, Chancen, die sich auftun, zu nutzen“, so Calabró. „Uns ist jedoch bewusst, dass sicher mehrere Banken um die Filialen buhlen würden.“<h3> Der strategische Hintergrund</h3>Wie würde dies zur Strategie der Sparkasse passen? „Wir haben 2022 mit der Übernahme der Civibank im Friaul einen wichtigen Expansionsschritt im Nordosten vollzogen. Die Operation war komplex, ist mittlerweile aber auch finanziell erfolgreich“, erklärt der Generaldirektor.<BR /><BR /> Der Nettogewinn der CiviBank stieg 2024 um 86,6 Prozent auf 20 Millionen Euro, was 17 Prozent des gesamten Reingewinns der Sparkassen-Gruppe von 117 Millionen Euro ausmacht. „Nun treten wir in eine neuen Phase ein: Bankenakquisitionen sind für uns aktuell kein Thema, sehr wohl punktuell Übernahmen von Filialen in ausgewählten Provinzen – mit Schwerpunkt Nordostitalien.“<h3> „Chancen stehen 50:50“</h3>Wie geht die Operation zwischen Unicredit und Banco BPM aus? „Die Chancen stehen 50:50. Läuft alles plangemäß rechne ich damit, dass die Übernahme der Filialen im ersten Halbjahr 2026 konkret umgesetzt werden könnte“, so Calabró, der seit zehn Jahren an der Spitze der Sparkasse steht. <h3> Nebenschauplatz BPER Banca</h3>Mit gewissem Interesse verfolge man auch die Entwicklungen in Sachen Übernahme der Banca Popolare di Sondrio (BPSO) durch die BPER Banca. Das Wettbewerbsthema würde dann in Bezug auf die Provinzen Brescia und Sondrio akut werden, in denen die Marktdominanz von BPER Banca und BPSO zu groß werden würde. Mit der Folge, dass einige Filialen abgestoßen werden müssten. „Unsere Priorität liegt derzeit aber eher auf der Unicredit-BPM-Sache, weil sie die Regionen Venetien und Emilia-Romagna betrifft.“