An der TTF-Börse in Amsterdam, dem wichtigsten Handelsplatz für Erdgas in Europa, stieg der Preis zuletzt auf knapp unter 60 Euro pro Megawattstunde. Dies entspricht einem Zwei-Jahres-Hoch. Dieser Anstieg wird vor allem auf den strengen Winter in vielen Ländern Europas zurückgeführt, der die Heizenergie-Nachfrage erhöht hat. <BR /><BR />Gleichzeitig hat ein Rückgang der Windenergieproduktion dazu geführt, dass mehr Gas für die Stromerzeugung genutzt werden muss. Besonders drastisch wirkt sich das Ende der russischen Gaslieferungen über die Ukraine aus, das seit dem 1. Januar 2025 eine zusätzliche Angebotsverknappung verursacht. Laut den Analysten von ICIS wird der Gasverbrauch in Europa im Februar um 17 Prozent höher liegen als im Vorjahr.<h3> „Für Trump muss alles ein Deal sein“</h3>Die angespannte Lage könnte sich in den kommenden Monaten weiter zuspitzen. In Norwegen werden im Sommer wichtige Gasförderanlagen gewartet, was die Exporte verringern wird. In mehreren mitteleuropäischen Staaten wächst der Druck, russische Gaslieferungen über die Ukraine wieder aufzunehmen, um Versorgungskrise zu verhindern. Offen ist, ob die EU wie in Aussicht gestellt, mehr Flüssiggas aus den USA importieren wird: „Diese Option war zuletzt immer wieder von EU-Seite geäußert worden, um eine Eskalation im Handelskonflikt zu verhindern“, so Georg Lun, Direktor des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) der Handelskammer Bozen. „Unklar ist, zu welchem Preis das US-Gas nach Europa verkauft werden würde. Bekanntlich muss für den neuen US-Präsidenten Donald Trump ja alles ein guter Deal sein.“ <BR /><BR />Die europäischen Länder haben indes bereits begonnen, ihre Gasreserven anzuzapfen, um die Nachfrage zu decken. Laut der Plattform GIE-AGSI waren die Speicher vor wenigen Tagen nur noch zu 49,02 Prozent gefüllt, was 562 Terawattstunden entspricht. Ein Jahr zuvor lag dieser Wert noch bei 64,7 Prozent mit 737 Terawattstunden. Während Italien mit einem Füllstand von knapp 60 Prozent über dem EU-Durchschnitt liegt, steht Deutschland mit 49,22 Prozent schlechter da, da es besonders stark vom Wegfall russischer Importe betroffen ist.<h3> Energiekrise, ja oder nein?</h3>Wie wahrscheinlich ist also eine neue Energiekrise in Europa? „Insgesamt erachte ich die Wahrscheinlichkeit als gering. Dass wir Spitzen wie 2022 erreichen könnten, als sich die Preise binnen kürzester Zeit verzehnfachten, ebenso“, so Lun. „Europa ist heute sehr viel besser vorbereitet als damals.“ <BR /><BR /><embed id="dtext86-68546806_quote" /><BR /><BR />Ein typischer Haushaltskunde werde von den kurzfristigen Schwankungen auf den Energiemärkten voraussichtlich wenig betroffen sein, da der Preis meist auf langfristigen Verträgen basiere. „Das bedeutet jedoch nicht, dass das Jahr an den Energiemärkten nicht trotzdem schwieriger werden könnte. Wir dürften uns wohl auf höheren Niveaus einpendeln, verglichen mit 2024 und vor allem verglichen mit den Jahren bis 2021, als für die Megawattstunde unter 20 Euro bezahlt werden mussten“, so Lun. „Ebenfalls leicht preistreibend dürfte heuer und im kommenden Jahr die eingeführte CO2-Besteuerung wirken.“