s+ hat bei Hannes Desaler, dem kürzlich wiedergewählten Vorsitzenden der Biofachgeschäfte im Wirtschaftsverband hds, nachgefragt. <BR /><BR /><b>Herr Desaler, Biofachgeschäfte und Reformhäuser in Deutschland berichten von Umsatzrückgängen von bis zu 38 Prozent. Spüren auch Südtirols Bioläden eine gewisse Kaufzurückhaltung?</b><BR />Hannes Desaler: Die spürt man, keine Frage. Wenngleich die Umsatzeinbrüche etwas weniger heftig ausfallen als in Deutschland, unterm Strich dürften die Rückgänge bei etwas mehr als 10 Prozent liegen. Im Zusammenspiel mit den gestiegenen Ausgaben vor allem für Strom ist das natürlich schmerzhaft. Im Gegensatz zum konventionellen Handel haben wir bei den Kosten noch etwas mehr Spielraum, Einsparpotenziale gibt es vorübergehend etwa beim Personal, das wir aktuell nach Pensionierungen oder Weggängen nicht nachbesetzen. Auch haben wir unsere Marketingbudgets gekürzt.<BR /><BR /><BR /><b>Wenn Nachhaltigkeit laut Umfragen nach wie vor ein äußerst wichtiges Kriterium beim Lebensmitteleinkauf ist, warum setzen viele dann gerade bei Bio-Produkten den Rotstift an?</b><BR />Desaler: Der Faktor Nachhaltigkeit spielt nach wie vor eine wichtige Rolle, nur bringt die aktuelle Situation viele dazu, besonders vorsichtig zu agieren. <BR /><BR /><b>Geht es da nur um die Effekte der Inflation, die die Kaufkraft massiv sinken lässt?</b><BR />Desaler: Die Inflation ist schon länger eine Tatsache, so richtig greifbar geworden ist sie für viele aber erst letzthin anhand der gestiegenen Energierechnungen. Noch entscheidender ist aus meiner Sicht aber, dass die Menschen keine Planbarkeit mehr haben bei ihren Ausgaben. Sie wissen nicht, was da noch auf sie zukommt. Und eben weil sie das nicht wissen und auch nicht beeinflussen können, sparen sie da, wo es für sie eher möglich ist, bei Lebensmitteln zum Beispiel. <BR /><BR /><embed id="dtext86-56641788_quote" /><BR /><BR /><b>Um wie viel haben sich Bio-Lebensmittel im Vergleich zum Vorjahr verteuert?</b><BR />Desaler: Wir bewegen uns da im Schnitt über alle Produktkategorien hinweg bei ungefähr 12 bis 15 Prozent. Bei einigen Waren liegen wir weit darüber, bei anderen weit darunter. <BR /><BR /><b>Inwiefern weichen Konsumenten aktuell auf Bio-Produkte konventioneller Supermärkte aus, spüren Sie die verstärkte Konkurrenz?</b><BR />Desaler: Spürbar ist die Konkurrenz natürlich schon, gerade in Zeiten wie diesen. Wir haben aber einen hohen Anteil an Stamm-Kundschaft, für die das Bio-Sortiment der Supermärkte auch jetzt keine Alternative darstellt. <BR /><BR /><b>Was machen Sie, um sich von der Bio-Konkurrenz aus dem Supermarkt abzuheben?</b><BR />Desaler: Eines steht fest: Der Preis ist ein Hebel, den wir nur bedingt nutzen können. Was wir durch eine gezielte Einkaufspolitik bei den Lieferanten einsparen, geben wir immer an die Konsumenten weiter. Unsere Ware zu Kampfpreisen anbieten, das können und wollen wir nicht, unsere Kunden durch Slogans wie „Preise unter dem Einkaufspreis“ irrezuführen, liegt uns fern. Wir kennen beinahe alle Produzenten persönlich und wissen von deren Einsatz für Mensch und Umwelt. Wir sehen uns nicht nur als Verkäufer von Bioprodukten, Beratung und Kompetenz haben bei uns absolute Priorität. Wer bei uns einkauft, weiß diese Mehrwerte zu schätzen. <BR /><BR /><b>Und wenn die Umstände mit Energiekrise und Co. aus biosensiblen, nachhaltig preissensible Käufer machen?</b><BR />Desaler: Ich bin schon davon überzeugt, dass sich die Situation wieder entspannen und wir in absehbarer Zeit wieder zu einer Normalsituation zurückkehren werden. 2023 könnte für unsere Branche noch herausfordernd bleiben, ich glaube aber schon, dass wir Ende nächsten Jahres den Trend wieder umkehren können. Vielleicht ist diese Einschätzung zu positiv, vielleicht täusche ich mich aber auch in der allzu pessimistischen Einschätzung dieser langen Durststrecke. In jedem Fall bin ich von der Zukunftsfähigkeit der Biofachgeschäfte in Südtirol felsenfest überzeugt. <BR /><BR /><b>Woran machen Sie diese fest?</b><BR />Desaler: Nicht zuletzt daran, dass der Anteil an informierten und kritischen Konsumenten immer weiter zunimmt. Unsere Aufgabe als Biofachgeschäfte wird es künftig mehr denn je sein, auf unsere spezifischen Stärken hinzuweisen. Die Krisenzeit werden wir dafür ganz gewiss nutzen.