Bei Demonstrationen kam es wieder zu Ausschreitungen: Dutzende Randalierer griffen am Rande einer friedlichen Demonstration die Polizei mit Flaschen und Steinen an, wie Augenzeugen berichteten.Die Volksvertretung will am Mittwoch und Donnerstag über weitere Leistungskürzungen, Steuererhöhungen und Privatisierungen abstimmen. Die Zustimmung zum Sparprogramm von Ministerpräsident Giorgos Papandreou ist Voraussetzung für weitere Milliarden-Hilfen von Europäischer Union und Internationalem Währungsfonds (IWF). Ohne rasche Auszahlung des Geldes ist Griechenland pleite.20000 Demonstranten – 5000 PolizistenBis zur Mittagszeit hatten sich bei strahlendem Sonnenschein rund 20000 Menschen auf dem Platz vor dem Parlament versammelt. Auf Spruchbändern wurde gegen die Banken Front gemacht. Die Stimmung war insgesamt friedlich. Allerdings setzte die Polizei Tränengas ein, um eine kleine Gruppe an Jugendlichen auseinanderzutreiben, die mit Stöcken und Flaschen warfen. Die Randalierer zündeten außerdem Mistkübel und Sonnenschirme von Cafés an. 5000 Polizisten waren im Einsatz. Sie sollten vor allem das Parlamentsgebäude schützen, das seit Wochen von Demonstranten belagert wird, die den benachbarten Syntagma-Platz besetzt halten. Bei früheren Streikaktionen war es zum Teil zu schweren Ausschreitungen gekommen.Griechen über harte Bedingungen verbittertWegen der Streiks blieben Busse und Bahnen in den Depots, Schulen waren ebenso wie viele Ladengeschäfte geschlossen. Die sonst so belebten Einkaufsstraßen im Stadtzentrum wirkten wie ausgestorben. Hafenarbeiter blockierten den Fährbetrieb in Piräus. Mitarbeiter von Ministerien, Staatsunternehmen und vieler Banken streikten ebenfalls. Ärzte behandelten in Krankenhäusern nur Notfälle. Die Fluglotsen legten zeitweise die Arbeit nieder. Die Gewerkschaften rechneten mit massenhafter Unterstützung des Generalstreiks nicht nur durch ihre Mitglieder. „In den nächsten 48 Stunden werden Arbeiter, Arbeitslose und junge Menschen die Straßen bevölkern“, kündigte ADEDY-Chef Spyros Papaspyros an, dessen Gewerkschaft eine halbe Million Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes vertritt. Das Sparprogramm hat in der durch Korruption und Freunderlwirtschaft ohnehin desillusionierten Bevölkerung tiefe Verärgerung ausgelöst. Viele Griechen sind besonders über die harten Bedingungen von EU und IWF verbittert. „Sie fordern das Volk auf, sich 50 Jahre lang zu beugen und später noch schlimmere Maßnahmen zu akzeptieren“, erklärte Kommunisten-Chefin Aleka Papariga.Der Zorn über das Sparprogramm reicht über die Gewerkschaften und die radikale Linke hinaus. So äußerte auch der Einzelhandelsverband ESEE Ablehnung und rief seine Mitglieder auf, ihre Schaufenster aus Protest mit griechischen Flaggen zu drapieren. Über das Internet rief der Verband Abgeordnete zur Ablehnung des Sparprogramms auf.Papandreou:„Letzte Chance für Griechenland“Zum Auftakt der Parlamentsdebatte appellierte Papandreou an die Volksvertreter, dem Sparprogramm zuzustimmen. Es sei die letzte Chance für Griechenland, wieder auf die Füße zu kommen, sagte er am Montagabend. Der Ausgang der Abstimmung ist nicht sicher. Die Sozialisten haben 155 Sitze im 300-köpfigen Parlament. Zwei Abgeordnete der Sozialisten hatten bereits angekündigt, nicht zustimmen zu können. Das 78-Milliarden-Euro Sparprogramm ist Voraussetzung für ein neues Hilfspaket im Umfang von bis zu 120 Milliarden Euro, das am kommenden Wochenende von den EU-Finanzministern beschlossen werden soll.Olli Rehn: „Es gibt keinen Plan B“Die Brüsseler EU-Kommission warnte eindringlich vor einer drohenden Katastrophe. „Der einzige Weg zum Abwenden einer sofortigen Pleite ist für das Parlament die Annahme des geänderten Wirtschaftsprogramms“, erklärte EU-Währungskommissar Olli Rehn. Griechenland ist laut Rehn an einem kritischen Punkt angelangt. „Es geht sowohl um die Zukunft des Landes als auch der Finanzstabilität Europas.“ Er fügte hinzu: „Lassen Sie mich es deutlich sagen: Es gibt keinen Plan B, um die (Staats-)Pleite abzuwenden.“ Rehn versicherte, dass künftig die Ankurbelung des Wachstums in Griechenland mehr im Vordergrund stehen werde. Zum wiederholten Male rief die Kommission die Parteien in dem krisengeschüttelten Land zu auf, an einem Strang zu ziehen. apa/dpa/reuters