<BR /><b>Herr Amort, warum plötzlich der automatische Wechsel zu Hera Comm?</b><BR />Luis Amort: Seit der Liberalisierung des Strommarkts in Italien vor gut 20 Jahren gibt es 2 Märkte: den freien und den geschützten Markt. Während der Kunde am freien Markt Tarife verschiedener Anbieter vergleichen und aufgrund dessen eine Wahl treffen kann, können sich Kunden am geschützten Markt weder Anbieter noch Tarif aussuchen. Der Strompreis wird 3-monatig von der zuständigen Behörde festgelegt. Stromverträge des geschützten Marktes werden nun in Blöcken mittels Ausschreibung versteigert und in den Markt des graduellen Schutzes überstellt. Das heißt, die Stromverträge werden nach und nach jenem Anbieter zugewiesen, der die Ausschreibung gewonnen hat. <BR /><BR /><b>Wer ist nun konkret von dem automatischen Wechsel betroffen?</b><BR />Amort: Schon vor längerer Zeit hat die Regierung beschlossen, den geschützten Markt aufzulösen, graduell ist das auch schon passiert. So wurden 2022 die Stromverträge für kleine und mittlere Unternehmen versteigert, im laufenden Jahr sind es Verträge für „andere Zwecke“, also etwa für Aufzüge in Mehrfamilienhäusern. Für Südtirol hat der Anbieter Hera Comm mit Sitz in Imola die Ausschreibung gewonnen, weshalb er mit 1. April die Verwaltung dieser Verträge übernommen hat. 2024 werden dann auch die Verträge der Haushaltskunden ausgeschrieben. <BR /><BR /><b>Ich habe eine Rechnung von Hera Comm erhalten: Muss ich diese bezahlen oder gibt es andere Möglichkeiten?</b><BR />Amort: Diese Rechnung ist auf alle Fälle zu zahlen, um keine Stromunterbrechung zu riskieren. Anschließend steht einem Umstieg aber nichts im Wege. Am besten informiert man sich direkt bei einem Anbieter über dessen Angebote oder konsultiert offizielle Portale, auf denen man die Tarife der verschiedenen Anbieter vergleichen kann.<BR /><BR /><b>Ich habe noch keine Rechnung von Hera Comm erhalten. Woher weiß ich, ob ich dennoch von der Umstellung betroffen bin?</b><BR />Amort: Am einfachsten ist es, die letzte Rechnung zu konsultieren. Findet man dort das Kürzel „TUGG“, ist man sicher Kunde am geschützten Markt. Man kann die Rechnung auch zu einem beliebigen Anbieter bringen und sich dort beraten lassen. Sehr wichtig ist, niemals telefonisch unterbreitete Angebote anzunehmen, denn diese sind fast ausschließlich unlauter. Außerdem reicht oft schon ein deplatziertes „Ja“, um unwissend einem neuen Vertrag zugestimmt zu haben.<BR /><BR /><b>Sie sagten, 2024 steht auch ein Umstieg für Haushaltsverträge am geschützten Markt bevor...</b><BR />Amort: Derzeit befinden sich in Südtirol noch etwa 25 bis 30 Prozent der privaten Haushalte am geschützten Markt. Da dieser bis 2024 aufgelöst werden soll, werden demnach auch diese Haushalte im kommenden Jahr mittels Ausschreibung vergeben. <BR /><BR /><b>Was raten Sie Haushalten, die derzeit noch am geschützten Markt ihren Strom beziehen?</b><BR />Amort: Grundsätzlich ist der Strom am freien Markt günstiger als am geschützten. Bei einem geplanten Umstieg sollte man dringend das offizielle Portal der Aufsichtsbehörde konsultieren, denn dort werden die Tarife im 12-Monats-Bereich verglichen. Von anderen, nicht offiziellen Portalen rate ich ab. Ich persönlich würde es jedem Bürger empfehlen, sich schon jetzt zu informieren und umzusteigen. Immerhin kann man, sollte man unzufrieden sein, den Anbieter jederzeit wechseln. Man geht also kein Risiko ein.