Er hat uns Wohlstand gebracht, uns international sichtbar gemacht, unzähligen Familien eine solide Basis gegeben. Kein Wunder also, dass man ihn immer wieder als Erfolgsrezept heranzieht, wenn es darum geht, Arbeitsplätze und Wertschöpfung in die Peripherie zu bringen.<BR /><BR />Aber genau darin liegt auch eine Gefahr. Weil er so attraktiv und naheliegend ist, weil wir darin so viel Erfahrung gesammelt haben, neigen wir dazu, reflexartig in dieselbe Richtung zu denken: Wo Entwicklung fehlt, muss der Tourismus helfen. Wo Strukturen schwächeln, soll ein neues touristisches Angebot Abhilfe schaffen. Das mag kurzfristig wirken, doch langfristig laufen wir Gefahr, einseitig zu werden.<BR /><BR />Bezeichnenderweise war es die Wirtschaft selbst, die letzte Woche gemeinsam mit dem Wifo der Handelskammer von einer „zu starken Abhängigkeit“ vom Tourismus gesprochen hat. Diese Dominanz spiegelt sich auch in der öffentlichen Diskussion wider: Seit Jahren beherrscht der Tourismus viele Debatten, oft so stark, dass andere Sektoren in den Hintergrund geraten.<BR /><BR /><embed id="dtext86-71804861_quote" /><BR /><BR />Eine Kurskorrektur wäre überfällig: Ein Land, das seine wirtschaftliche Zukunft breit absichert, behält seine Resilienz. Und eine Peripherie, die nicht nur auf Gäste angewiesen ist, sondern auch für Einheimische attraktive Lebens- und Arbeitsbedingungen bietet, wird insgesamt stärker, gerade in Zeiten zunehmender Abwanderung.<BR /><BR />Es lohnt sich, neue Wege zu gehen. Digitale Arbeitsformen könnten auch abgelegenen Gemeinden Chancen eröffnen. Innovative Betriebe oder kreative Initiativen, gezielt gefördert, könnten jenen Orten Perspektiven schenken, die bisher vor allem als „noch nicht touristisch erschlossen oder unterentwickelt“ betrachtet wurden. Denn Aufwertung bedeutet nicht automatisch mehr Strukturen für den Tourismus – es bedeutet, Räume lebendig zu halten, Menschen zu binden, Vielfalt zuzulassen. Dafür braucht es Mut für eine neue Standortpolitik, die konsequent auch jenseits der bewährten Tourismuslogik denkt.<BR /><BR />Es ist ungemein wertvoll, mehrere starke Pferde im Stall zu haben. Diese Zugpferde haben wir, wir sollten ihnen nur wieder mehr Platz geben.<BR /><BR /> <a href="mailto:rainer.hilpold@athesia.it" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">rainer.hilpold@athesia.it</a>