In welchen Branchen in Südtirol ist die Arbeitswoche am längsten? Nimmt man nur die Vollzeitarbeiter in den Blick, so sind dies die Landwirtschaft (55 Wochenstunden im Schnitt), die Hotellerie und Gastronomie (54) und das Baugewerbe (47). <BR /><BR /><i>Bevor Sie weiterlesen, stimmen Sie ab:</i><BR /><BR /> <div class="embed-box"><div data-pinpoll-id="236393" data-mode="poll"></div></div> <BR /><BR />Erwähnenswert jedoch: Während die Landwirtschaft in der gesamten Europaregion (Tirol-Südtirol-Trentino) eine arbeitsintensive Branche ist - eine Vollzeitbeschäftigung kann überall locker über 50 Stunden umfassen - stechen zwei andere Südtiroler Branchen aus der Europaregionsreihe heraus: die Hotellerie und Gastronomie sowie das Baugewerbe.<h3> Gastgewerbe</h3>Wer in Südtirol in der Hotellerie und Gastronomie in Vollzeit beschäftigt ist, arbeitet mit 54 Wochenstunden im Schnitt nicht nur deutlich länger als seine Kollegen in Nordtirol oder im Trentino (in beiden Fällen 47 Wochenstunden), sondern kennt auch kaum eine Pause: Mehr als die Hälfte der Befragten arbeitet in Südtirol dort an 6, ein Viertel gar an 7 Tagen in der Woche. <BR /><BR />Positiv hebt sich diesbezüglich das Bundesland Tirol ab: Nur 38 Prozent der im Gastgewerbe Beschäftigten arbeiten an 6 Tagen in der Woche und nur 7Prozent arbeiten durch. Hierbei scheint der Selbstständigen-Anteil eine Rolle zu spielen: Nördlich des Brenners sind nur 11 Prozent der im Gastgewerbe Beschäftigten selbstständig, hierzulande sind es 29 Prozent. <h3> Baugewerbe</h3>Zum Baugewerbe: Südtiroler Bauarbeiter arbeiten in Vollzeit durchschnittlich 47 Wochenstunden, das ist ebenfalls signifikant länger als die Branchenkollegen in den beiden anderen Landesteilen (in beiden Fällen 44 Wochenstunden). <BR /><BR />Erschwerend kommt in Südtirol noch hinzu, dass ein hoher Anteil der Bauarbeiter Überstunden leistet. Mehr als 50 Prozent der Mitarbeiter in dieser Branche gibt an, regelmäßig Überstunden zu machen, während es im Bundesland Tirol nur 35 Prozent und im Trentino nur 24 Prozent sind. „Spiegelt sich in den langen Südtiroler Arbeitszeiten mit den vielen Überstunden jener Bauboom wider, der durch den Superbonus 110 Prozent ausgelöst worden ist und zum Zeitpunkt der Erhebung im Jahr 2021 ganz Südtirol erfasst hatte?“, fragt das AFI. <BR /><BR /><embed id="dtext86-59486592_quote" /><BR /><BR />„Eingedenk der aufgrund von Ermüdung sinkenden Qualität der Arbeitsleistung und steigenden Unfallgefahr sollten Unternehmen und Organisationen darauf bedacht sein, die Arbeitszeiten nicht zu lange zu strecken“, so das AFI. Da mag so mancher einwenden: Wer erledigt dann die Arbeit? Neues Personal ist teuer und schwer zu finden - Stichwort Fachkräftemangel. <h3> „Mehr Teilzeitkräfte einspannen“</h3>Dazu AFI-Forscher Hölbling: „Spannt die Teilzeitkräfte mehr ein. Die vorliegende Studie zeigt nämlich, dass viele Teilzeitbeschäftigte gerne ein paar Stunden aufstocken möchten. Zu nennen sind hier vor allem die Branchen Handel und Sonstige Dienstleistungen.“ Hölbling sieht darin Potenzial: „Wenn die Rahmenbedingungen aller Branchen von Seiten der Unternehmen und der Politik so gestaltet würden, dass die Kräfte jener freigesetzt würden, die gerne ihre Teilzeit aufstocken würden, wäre schon etwas gewonnen.“<h3> Zur Studie</h3>Um einen fundierten Einblick in die Arbeitsbedingungen in der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino zu erhalten, ist im Jahr 2021 eine umfassende Befragung durchgeführt worden. <BR /><BR />Ganz nach dem europäischen Vorbild der alle 5 Jahre europaweit stattfindenden Erhebung der Arbeitsbedingungen (EWCS) von Eurofound haben die Euregio und ihre Partnerinstitute Arbeiterkammer Tirol, AFI |und Agenzia del Lavoro Trient eine umfassende Befragung mit 4500 Interviews durchgeführt. Die Ergebnisse werden nun scheibchenweise vorgestellt.